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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Jahren gebaut worden. Das Zimmer, das ich betrat, war so groß wie unsere Dreizimmerwohnung in der Untamontie und ebenfalls stimmungsvoll illuminiert. Die Lampen leuchteten in weichem Rot, im Kamin brannte ein Feuer, und im Kronleuchter flackerten die Kerzen. Das Zimmer war behaglich warm und hätte nach dem strömenden Regen unter anderen Umständen ausgesprochen anheimelnd gewirkt. Die Sessel und Sofas waren mit weichem braunem Antikleder bezogen, in der Luft schwebte milder Zigarrenrauch. Zwei Stubenmädchen standen mit Tabletts bereit. Ich sah russischen Champagner in einem Kühler, Kognak, Brandy und Vana-Tallinn-Likör. Dann wurde ich auf das Äußere der beiden Frauen aufmerksam. Sie hätten Zwillinge sein können und waren es vielleicht auch. Beide hatten dunkle Augen, eine blasse Haut und zum Pagenkopf geschnittene glänzende schwarze Haare, an denen eine traditionelle, gerüschte Stubenmädchenhaube befestigt war. Ihre Kleider dagegen waren aus schwarzem Vinyl, so tief ausgeschnitten, dass die Warzenhöfe hervorlugten. Die Röcke waren kurz und weit, die weißen Schürzen nur taschentuchgroß. Beide Frauen trugen Strümpfe und Strapse. Vorn reichten die Röcke gerade bis zum Ansatz der Oberschenkel. Wahrscheinlich waren diese Stubenmädchen Walentin Paskewitschs Alltagsgespielinnen. Sie starrten mich ausdruckslos an. Ihre künstlichen Wimpern waren so lang, dass sie Kopfschmerzen verursachen mussten, die Lippen dunkelrot geschminkt. Unter den Kleidern zeichneten sich perfekte Körper ab, zierlich und doch kurvenreich. Vielleicht von Natur aus, vielleicht das Produkt einer teuren Klinik. Paskewitsch war reich genug, um sich seine Wünsche zu erfüllen, auch wenn Anita ihn um mehrere Millionen betrogen hatte. Sami hatte recht gehabt: Neben diesen Grazien mit ihren Idealmaßen wirkte ich grobschlächtig und unansehnlich. Das Einzige, was ich dagegenhalten konnte, war der Reiz des Neuen.
    Paskewitsch war bereits im Raum. Ich sah, dass sich der große Ledersessel am Kamin langsam drehte. Offenbar wollte der Russe einen eindrucksvollen Auftritt hinlegen. Fünfundfünfzig, hatte Sami gesagt; in dem halbdunklen Zimmer konnte man ihn leicht für jünger halten. Seine Haare hatten eine schöne rotbraune Farbe, ohne Anflug von Grau, und waren leicht gewellt. Während er früher einen Schnurrbart getragen hatte, war er nun glatt rasiert. Seine Gesichtshaut war geradezu straff gespannt, er hatte blaue Augen und eine leichte, randlose Brille. Er trug einen schwarz-rot gemusterten seidenen Hausmantel, darunter eine schwarze Hose. Die Schuhe glänzten derart, dass sich der Kronleuchter in ihnen spiegelte.
    «Endlich!», sagte er auf Englisch und zog an seiner dicken Zigarre, die er zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand hielt. Das war fast zu viel für mich, es machte die Komik der Inszenierung perfekt. «Ein schönes Lächeln. Wie heißt du?»
    «Suzy.» Ich nannte den ersten Namen, der mir in den Sinn kam. Suzy, Sarita, Anna Mae, egal. Ob ich wirklich so hieß, interessierte Paskewitsch ohnehin nicht.
    «Suzy. Möchtest du etwas trinken? Was mögen Cowgirls? Bourbon? Wie wäre es mit Four Roses?»
    «Ist mir recht.»
    Die eine der beiden Frauen kam auf mich zu, sie glitt auf ihren zwölf Zentimeter hohen Absätzen über den dicken roten Teppich wie eine Eistänzerin. Als der Rock sich bewegte, sah ich, dass sie keinen Slip trug. Sie hielt mir das Tablett hin, auf dem unterschiedliche Gläser standen. Ich griff nach einem kantigen Glas, das etwa einen Deziliter fasste. Die Frau öffnete die Whiskyflasche so schnell, dass ich nicht erkennen konnte, ob sie bereits angebrochen war, und füllte mein Glas bis fast zum Rand.
    «Für mich dasselbe, Lena.» Paskewitschs Stimme klang immer noch freundlich. Es würde eine nette Party werden, obwohl nur der Hausherr und sein Ehrengast daran teilnahmen. «Und dann könnt ihr gehen, Mädels.» Paskewitsch verwendete die russische Pluralform dewuschki . «Falls ich etwas brauche, rufe ich an, aber im Moment möchte ich nicht gestört werden. Komm her, Suzy!»
    Ich musste an Seppo Holopainen und den Schularzt, der mich vor vielen Jahren untersucht hatte, denken, als ich über den roten Teppich zu Paskewitsch ging. Hinter dem Sessel stand ein breiter Diwan, auf dem eine dicke, rotgemusterte Seidenstola lag. Das Gerät hinter dem Diwan erinnerte auf den ersten Blick an einen Stufenbarren, bestand jedoch aus schwarzlackiertem Stahl. Das Lasso lag schwer in meiner Hand. Saß Sami

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