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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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irgendwo an einem Monitor und überwachte den Raum? Oder glaubte Paskewitsch, in seinem Refugium mitten im südfinnischen Wald drohe ihm keine Gefahr? Konnte er tatsächlich so dumm sein? Vielleicht wusste er längst, dass ich meine Waffe bei mir trug, weil man mich auch bei meinen Vorbereitungen beobachtet hatte. Es war schwer zu glauben, dass ein Mann von Paskewitschs Kaliber nicht überall in seinem Haus Überwachungskameras installiert hatte.
    Ich bemühte mich um einen aufreizenden Gang, blieb in Paskewitschs Reichweite stehen und überließ ihm die Initiative. Wenn er dich anfasst, lass es dir gefallen, ermahnte ich mich. Du handelst erst, wenn sich die richtige Gelegenheit bietet.
    Im Haus befanden sich außer uns beiden zumindest die beiden Zofen sowie Sami und Trankow, der allerdings möglicherweise in der Sauna saß und Helena bewachte. Gab es noch mehr Personal? Übernahmen die Stubenmädchen auch das Kochen, oder war dafür ein Koch zuständig? Und die Leibwächter? Sami und Trankow schienen nicht die besten Freunde zu sein. Konnte ich Sami eventuell als Verbündeten gewinnen?
    «Herzlich willkommen!» Paskewitsch hob das Glas. «Prosit, Suzy!»
    «Prosit, Gospodin. Und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag … Ist es der dreißigste? Oder der einunddreißigste?»
    Das brachte Paskewitsch zum Lachen. Wir tranken beide. Ich hatte gesehen, dass Lena mir nichts in den Whisky geschüttet hatte, und da Paskewitschs Glas aus derselben Flasche gefüllt worden war, stand nicht zu befürchten, dass der Whisky vergiftet war. Allenfalls enthielt er irgendwelche Aphrodisiaka. Ich musste trinken, um keinen Verdacht zu erregen, zugleich aber so nüchtern bleiben wie nur möglich.
    Paskewitsch zog mich näher zu sich heran und legte den Kopf an meinen Bauch. Er hatte sein Glas auf einem kleinen Tisch abgestellt, auf dem sich auch ein Zigarrenabschneider und andere Raucherutensilien befanden. Da ich beide Hände voll hatte, fiel es mir schwer, die Liebkosung zu erwidern. Ich ließ das Lasso in die Armbeuge gleiten, sodass ich Paskewitsch über die Haare streichen konnte. Dann packte ich abrupt zu und riss ihm den Kopf zurück, achtete aber darauf, ihm nicht zu viel Schmerz zu bereiten.
    «Wer gibt bei dieser Party den Ton an, du oder ich?» Ich starrte Paskewitsch direkt in die Augen. Seine Pupillen waren geweitet. Ich nahm ihm die Brille ab. «Du wolltest eine Frau mit einem Lasso. Bist du ein russischer Stier? Ein Stier, der gefangen werden will?»
    Meine Worte widerten mich an, aber Paskewitsch schien höchst zufrieden zu sein. Ich erinnerte mich an das, was Mike Virtue uns immer wieder eingeschärft hatte: Eure Mission hat Vorrang vor allem anderen. Seid bereit, zu lügen und zu stehlen, einen Meineid zu schwören, das alles ist belanglos. Nur das Ergebnis zählt. In unserem Job heiligt der Zweck die Mittel.
    «Ein Stier …», lachte Paskewitsch. Er tröpfelte Whisky auf meine rechte Brust und richtete sich ein wenig auf, um ihn abzulecken. Es war ein ekliges Gefühl, ganz anders als Davids Berührung, doch an David durfte ich jetzt nicht denken. Als Paskewitsch genug geleckt hatte, trat ich ein paar Schritte zurück. Wenn ich nur wüsste, wo sich die Kameras und eventuellen Alarmknöpfe befanden. Und wo war der Hauptverteiler? Wenn das Haus keinen Reservegenerator hatte, würde ich mühelos für Dunkelheit sorgen können. Hauptverteiler befanden sich meistens in den Wirtschaftsräumen, hier war er vermutlich irgendwo im Erdgeschoss. Ich musste Valentin vorübergehend außer Gefecht setzen.
    «Man hat mir gesagt, du wünschst dir eine kleine Rodeo-Show zum Geburtstag. Jihaa!», kreischte ich, wie ich es von Charlie gelernt hatte, und hoffte, dass Sami an seinem Monitor nicht vor Lachen erstickte. Ich ließ das Lasso kreisen. Es war ein Kinderspiel, die Schlinge um den sitzenden Paskewitsch zu werfen. Ich sah, dass die Stubenmädchen die Tabletts mit den Getränken auf den Beistelltischen abgesetzt hatten. Flüssigkeiten waren also vorhanden. Sehr gut. Waren irgendwo Stromleitungen zu sehen? Ich durfte nicht erwarten, die Stromversorgung im ganzen Haus lahmzulegen, aber vielleicht gelang es mir wenigstens, die Sicherungen für diesen Raum herausspringen zu lassen. Ich zog Paskewitsch am Seil zu mir heran, er wehrte sich nicht. Da meine Stiefel fünf Zentimeter hohe Absätze hatten, war ich ein wenig größer als er.
    «Wollen wir weiter Lasso werfen, oder wird es Zeit fürs Reiten?» Ich streichelte über seinen

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