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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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in Hiljas Gestalt erledigen, käme aber am Abend zurück. Dann bat ich sie, die Alarmanlage einzuschalten und mich zu informieren, falls sie das Haus verließ, damit ich nicht ständig das Ortungsgerät kontrollieren musste. Helena schlug vor, am Abend gemeinsam schwimmen zu gehen, sie brauche Bewegung, und im Schwimmbad würde es leicht sein, auf sie aufzupassen, auch wenn ich dort nicht als Reiska auftreten konnte.
    Ich machte einen ausgedehnten Spaziergang, um auf klare Gedanken zu kommen. Dabei verwarf ich die Alternative, mich ohne Helenas Wissen in Kopparnäs einzuschleichen. Da ich ihr nichts von meinem Ferienhaus in der Nähe erzählt hatte, konnte ich es nicht als Ausrede verwenden, falls sie mich doch entdeckte. Aber wie sollte ich dann das Fahrrad erklären? Mist! Musste ich ihr doch reinen Wein einschenken?
    Zu guter Letzt beschloss ich, ihr dieselbe Geschichte aufzutischen wie David: Meine Freundin hatte ein Ferienhaus in der Nähe von Kopparnäs, und ich hatte mir das Fahrrad von ihr geliehen.
    Ich ging in die Bibliothek, um meine E-Mails zu lesen, und fand eine erboste Nachricht von Cecilia Nuutinen-Kekki, die mich telefonisch natürlich nicht erreicht hatte. Ich antwortete ihr, mein Handy sei mir gestohlen worden, und vereinbarte ein Treffen für Montag, wenn Helena von früh bis spät Kommissionssitzungen und Beratungen im Parlament hatte, also durch Sicherheitskräfte und Metalldetektoren geschützt war.
    Dannach verwandelte ich mich in Reiska, um meine Sachen in Helenas Haus zu bringen, verließ das Haus dann wieder als Reiska, kehrte aber als Hilja zurück. Auf Helenas verwunderte Frage, ob dieses Hin und Her wirklich nötig sei, erklärte ich ihr, dass die Hirvonens von nebenan und wahrscheinlich auch Noora Asikainen, die Alleinerziehende im mittleren Haus, nach Reiska Ausschau hielten. Als Hilja gab ich mich betont weiblich, und bevor wir zum Schwimmbad gingen, schminkte ich mich sogar. Die Nachbarin fand tatsächlich einen Grund, an den Gartenzaun zu kommen, als wir gerade aus dem Haus traten. Helena stellte mich mit wenigen Worten als ihre Freundin Hilja vor, worauf die Dame misstrauisch meine Stoppelfrisur betrachtete.
    «Eine Freundin, aha», sagte sie mit anzüglichem Lächeln.
    «Frau Hirvonen hat mich offenbar kurzerhand als Lesbe klassifiziert», lachte ich, als wir außer Hörweite waren. Es nieselte leicht, an den Bäumen hingen mehr gelbe als grüne Blätter. Trotz der späten Stunde wurde auf der Baustelle, wo der neue Citymarket entstehen sollte, immer noch gearbeitet. Ein Supermarkt nach dem anderen wurde auf dem Acker hochgezogen, das galt als urban und modern. Das Zentrum von Kirkkonummi bestand komplett aus hässlichen Kästen, über die sich Helena immer wieder ausließ. Nur die Kirche und die Bibliothek trotzten den Plattenbauten, die den Eindruck erweckten, sie seien hastig zusammengeschustert worden.
    «Na und, bist du eine?», fragte Helena, als wir uns der Schwimmhalle näherten. «Es geht mich zwar nichts an, aber du könntest schon ein bisschen mehr über dich erzählen.»
    «Nein, ich bin nicht lesbisch.»
    «Hauptmeister Laitio war anderer Ansicht.»
    «Hauptmeister Laitio kann denken, was er will. Es spielt doch sowieso keine Rolle. Ich habe nicht vor, in nächster Zeit eine Familie zu gründen, weder mit einem Mann noch mit einer Frau. Übrigens habe ich mir überlegt, für alle Fälle doch nach Kopparnäs zu kommen. Zufällig hat sich ein alter Bekannter von mir auch dort einquartiert. Notfalls kann ich in seinem Zimmer übernachten. Vorher schaue ich noch bei einer Freundin vorbei, die ganz in der Nähe, in Stävö, ein Ferienhaus hat.»
    Wenn du schwindeln musst, denk dir eine möglichst einfache und der Wahrheit nahekommende Geschichte aus und bleibe dabei, hatte Mike Virtue uns gelehrt. Ich hatte das Gefühl, inzwischen mit zu vielen Bällen gleichzeitig zu jonglieren, aber ich musste einfach herausfinden, was David Stahl im Schilde führte.
    «Ich teile mir ein Zimmer mit Ulla, die mich morgen abholt, aber wir können natürlich fragen, ob wir ein Extrabett oder eine Matratze bekommen.»
    Es war gut, ein Hintertürchen zu haben, falls mit David alles schiefging. Helena erinnerte sich vage, dass die Seminarteilnehmer um sieben Uhr zu Abend aßen und danach die Möglichkeit hatten, in die Sauna zu gehen. Natürlich würde es merkwürdig erscheinen, wenn ich mich während des Seminars von Helena fernhielt, aber ich würde einfach behaupten, eine allgemeine

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