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Die Leibwächterin (German Edition)

Die Leibwächterin (German Edition)

Titel: Die Leibwächterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Architekten, der fähig ist, genau das Gebäude zu entwerfen, das mein Kunde will. Ein vielseitiger Job.»
    «Und welche Ausbildung hast du?» Ich sah Stahl neugierig an. Er zögerte nur kurz, doch das genügte mir. Zudem berührte er sein Ohr, ein Zeichen für eine Lüge, wie jeder weiß, der sich ein wenig mit der Körpersprache befasst hat.
    «Auf Schwedisch heißt der Abschluss wohl Bauingenieur.»
    «Hast du eine eigene Firma, oder arbeitest du für jemand anderen?»
    «Ich habe meine eigene Firma.»
    «Wie heißt die denn? Hat sie eine Webseite?», fragte ich, als wäre ich in David verschossen und wollte alles über ihn wissen. Frauen sind neugierig. Über einen Mann, den sie lieben, wollen sie alles erfahren, die Namen seiner Eltern und Geschwister, seine ganze Lebensgeschichte, traumatische Kindheitserlebnisse, die Farbe seines Lieblingsschlafanzugs.
    «Ich setze lieber auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Mein Service ist nicht billig, aber da ich gute Arbeit leiste, habe ich immer genug Aufträge. Ist der eigentlich essbar?» Ganz offensichtlich wollte er das Thema wechseln. Er zeigte auf einen Flaumigen Moor-Milchling, der, halb von Sand bedeckt, unmittelbar am Wegrand ums Überleben kämpfte.
    «Ja, man muss ihn nur zweimal fünf Minuten abkochen. Eigentlich haben wir beide ein ganz ähnliches Berufsbild. Selbständige Unternehmer und freie Akteure. Arbeitest du auch für den, der am besten zahlt? Kannst du deinen Preis immer selbst bestimmen?»
    «Du triffst den Nagel auf den Kopf. Ich stelle meine Dienste dem zur Verfügung, der am meisten zahlt. Ich kenne meinen Wert.»
    Die Sonne hatte den Zenit erreicht, es war der vorletzte Tag, an dem es länger hell als dunkel war. Ich rollte die Ärmel meiner Fleecejacke hoch und zog den Reißverschluss auf, denn in der Wärme lief mir der Schweiß den Rücken herunter. Dann schlug ich David vor, den Pfad einzuschlagen, der über einen Felshügel ans Ufer führte. Auf dem Felsen waren kaum Pilze zu sehen. Auf dem höchsten Punkt, am Fuß eines steinernen Turms, standen einige Ornithologen und beobachteten den Flug der Gänse und Kraniche. Zwei der Männer sprachen untereinander schwedisch. David fing ein Gespräch mit ihnen an. Ich stand etwas abseits und hörte zu, gleichzeitig zog ich David mit den Augen aus. Helena bezahlte mich zwar nicht dafür, dass ich mit einem Verbündeten von Paskewitsch ins Bett ging, aber ich würde es gratis tun, in meiner Freizeit.
    Das Meer war spiegelglatt, auch die letzten Wolkenfetzen waren verschwunden. Ein Gänseschwarm näherte sich von Nordosten und gruppierte sich neu, wobei die Vögel sich Kommandos zutrompeteten. Jemand sagte, es seien an die vierhundert Exemplare. Der nächste Schwarm kam von Osten her, vollzog das uralte Ritual der Zugvögel, und solange es so blieb, bestand Hoffnung für die Welt, denn die Vögel waren noch nie von ihrer Route abgeirrt. David lächelte mich fragend an, fasste mich bei der Hand. Das Glücksgefühl kam ohne Vorwarnung, so war es nicht geplant gewesen, aber ich hätte nirgendwo anders sein mögen als auf diesem in der Sonne badenden Felsen unter dem von Gänsen gesprenkelten blauen Himmel, zusammen mit David.
    Wir gingen auf dem Pfad bis zum Sandstrand und tranken dort Kaffee. David sprach wieder über Fußball. Er meinte, Fußball sei eine Sprache, die die Menschen verbinde, denn der Ball sei überall auf der Welt rund und werde auf die gleiche Weise gekickt. Er erzählte von Spielen in den Parks von Paris und Barcelona, an denen er teilgenommen hatte, er hatte keine Angst vor harten Bällen und spielte am liebsten als Verteidiger. Ich hörte ihm zu und hörte doch nichts, ließ mir von ihm die Haare aus der Stirn streichen, hätte ihm auch erlaubt, mich zu küssen, wenn er nur die Initiative ergriffen hätte. Zum Kaffee gab es seltsame Kekse, so süß, dass es sich nur um russisches Gebäck handeln konnte. Nachprüfen konnte ich es nicht, denn sie lagen ohne Verpackung in einer kleinen Plastikdose. Vielleicht hatte David irgendetwas in den Kaffee geschüttet oder die Kekse mit Rauschgift präpariert, aber selbst wenn – er würde nichts Verdächtiges bei mir finden, abgesehen von den Telefonnummern von Helena und Cecilia Nuutinen-Kekki, also nichts, was er nicht längst wusste. Wir saßen dicht nebeneinander am Ufer, ich hätte zu gern Davids Glatze gestreichelt und anschließend nachgesehen, ob er überall unbehaart war.
    Eine Familie kam an den Strand, die Eltern und zwei Jungen im

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