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Die Leiche am Fluß

Die Leiche am Fluß

Titel: Die Leiche am Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Breakfast.»
    «Auch die kosten noch gut und gern vierzig, fünfzig Pfund.»
    «Wozu noch ihre Dienste kommen...»
    «Was schätzen Sie, Sir?»
    «Woher soll ich denn das wissen!»
    «Vielleicht war sie’s wert», meinte Lewis halblaut.
    «Das wage ich zu bezweifeln», gab Morse überraschend barsch zurück. Er drückte auf eine Taste des schwarzen Registers und griff zum Telefon.
    «Princess Street vielleicht, Sir? Die geht von der Cowley Road ab.»
    Morse legte die Hand über den Hörer. «Nein, Lewis. Pater Street, glauben Sie mir. Hallo?»
    «Ja? Was wolln Sie?»
    «Ist dort der Anschluß von K?»
    «Jaha. Aber die is nich da.»
    «Das wollte ich nur wissen.»
    «Wer sind’n Sie? Schon wieder so’n schmutziger alter Kerl?»
    «Wenn überhaupt, dann ein schmutziger alter Chief Inspector», gab Morse so kultiviert wie möglich zurück.
    «Ach so. Das is was andres.»
    «Sie ist nicht da, sagen Sie?»
    «Ist ‘ne Woche in Spanien. Hat mir ‘n Oben-ohne-Foto von sich aus Torremolinos geschickt.»
    «Eine Woche, sagen Sie?»
    «Ja. Samstag bis Samstag.»
    «Hat sie... einen Kunden in North Oxford?»
    «Na und wenn?»
    «Wissen Sie, wie er heißt?»
    «Nee.»
    «Und wie sie heißt?»
    «Ist sie... ist sie in Schwierigkeiten?» Das klang plötzlich besorgt und überraschend prononciert.
    «Ich kann mir die Einzelheiten natürlich auch im Präsidium geben lassen — das kennen Sie doch sicher aber es würde Zeit und Mühe sparen, wenn Sie mir am Telefon Auskunft geben könnten.»
    Am anderen Ende der Leitung gab es eine kleine Pause. Dann: «Kay Blaxendale, K-A-Y. Briefe unterschreibt sie immer nur mit K.»
    «Ist das ihr richtiger Name? Klingt ziemlich hochgestochen.»
    «Ihr Künstlername. Eigentlich heißt sie Ellie Smith.»
    «Und wie heißen Sie?»
    «Muß ich das sagen?»
    «Ja.»
    «Friday Banks.»
    «Und haben Sie auch noch einen zweiten Namen?»
    «Nein.»
    «Aber einen zweiten Akzent.»
    «Wieso?»
    «Sie können sehr gepflegt sprechen, wenn Sie wollen, und Sie haben eine angenehme Stimme. Deshalb habe ich mir überlegt, warum Sie mit aller Gewalt auf ordinär und billig machen.»
    «Ordinär? Kann schon sein. Aber billig bin ich nicht. War das alles?»
    «Mögen Sie Glockenblumen, Miss Banks?»
    Sie schnaubte verächtlich. «Kay mag sie. Wenn Sie mir Blumen schicken wollen — ich steh auf Rosen.»
    Morse zwinkerte Lewis zu. «Man kann nie wissen. Jetzt brauche ich nur noch Ihre Adresse.»
    «Muß ich die sagen?»
    «Ja.»
    «Princess Street 35.»
    Und jetzt war es Lewis, der seinem Chef zuzwinkerte.

10

    Lange Zeit — Minuten oder Jahre — saßen wir schweigend beieinander. Dann sagte ich etwas, fragte ich etwas, aber er reagierte nicht. Ich blickte auf und sah, daß sein Gesicht naß war.
    (Eduardo Galeano, The Book of Embraces)

    Morse machte, nachdem er aufgelegt hatte, zunächst ein durchaus zufriedenes Gesicht, das aber gleich darauf einen verdrießlichen Ausdruck annahm.
    «Schon mal von einer Frau namens Friday gehört, Lewis?»
    «Nur von Chestertons Roman Der Mann, der Donnerstag war .»
    «Verkleinerungsform von Frideswide.»
    «Ach so, ja. Die hatten wir in der Schule. Die heilige Frideswide, Schutzpatronin von Oxford. Sie hat einen Blinden geheilt, glaube ich.»
    «Den sie vorher selbst mit Blindheit geschlagen hatte, Lewis.»
    «Keine sehr liebenswerte Person also.»
    «Genausowenig wie unser leichtes Mädchen.»
    «Diese Kay jedenfalls können Sie von der Liste der Verdächtigen streichen.»
    «Wie kommen Sie darauf, Lewis?»
    «Halten Sie sie etwa auch für eine Lügnerin?»
    «Nein. Noch nicht.»
    «Sie hat schließlich gesagt, daß McClures Freundin in Spanien war, als er ermordet wurde.»
    «Es ist unhöflich, anderer Leute Telefongespräche zu belauschen.»
    Lewis nickte. «Aber interessant... Ich hab nur darauf gewartet, daß Sie diese Friday Banks bitten, Ihnen das Oben-ohne-Foto aus Torremolinos zu schicken.»
    Morse sah nachdenklich vor sich hin. «Wenn ich es mir recht überlege, hätte ich das tun müssen. Ich werde allmählich senil.»
    «Also die können Sie jedenfalls streichen», wiederholte Lewis ungerührt.
    «Vielleicht war sie gar nicht auf meiner Liste. Ich glaube nämlich nicht, daß McClure von einer Frau ermordet wurde.»
    «Aber sprechen müssen wir trotzdem mit ihr.»
    «Ja, natürlich. Wichtig aber ist vor allem, daß wir mehr über McClure erfahren. Je mehr wir über ihn wissen, desto mehr erfahren wir über den Mörder.»
    Das war Musik in Lewis’ Ohren.

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