Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leiche am Fluß

Die Leiche am Fluß

Titel: Die Leiche am Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
Das Einfamilienhaus der Familie Davies lag am westlichen Stadtrand von Bedford, und in der Northampton Road 248 wurde er von Ashley Davies höchstpersönlich in Empfang genommen.
    Nach kurzem Vorgeplänkel ließ Davies sich herbei, den folgenreichen Zusammenstoß zwischen ihm, Matthew Rodway und Dr. Felix McClure aus seiner Sicht zu schildern.
    Ashley Davies und Matthew Rodway hatten sich in ihrem ersten gemeinsamen Studienjahr in der University Conservative Association kennengelernt (vielleicht ganz gut, daß Morse im Bett liegt und das nicht mitkriegt, dachte Lewis). Aber nicht nur politisch, sondern auch sportlich lagen sie auf der gleichen Linie. Beide waren im selben Kampfsportclub Mitglied.
    «Judo, Karate und dergleichen, was?» fragte Lewis, der früher geboxt hatte, lebhaft interessiert.
    «Ja, unter anderem, aber zum Kämpfen gehört ja nicht nur der Körper, sondern auch die Seele, deshalb gab uns besonders Yoga sehr viel. Yoga bedeutet bekanntlich wörtlich übersetzt Vereinigung...»
    Lewis nickte weise.
    «Und natürlich TM.»
    «TM?»
    «Transzendentale Meditation. Der Weg zur geistigen Gesundung. Man sitzt da, wiederholt sein Mantra und fühlt sich gut, zufrieden... glücklich. Alles war in schönster Ordnung zwischen Matthew und mir, bis diese Frau im Club aufkreuzte. Ich kam nicht mehr los von ihr, ich konnte an nichts anderes mehr denken.»
    «Trotz TM...», bemerkte Lewis teilnahmsvoll.
    «Genau. Dabei war die Frau nicht mal besonders attraktiv. Ja, doch... natürlich war sie attraktiv, aber sie war keine Schönheit, das wollte ich damit sagen, sie war nicht mal besonders hübsch. Aber wenn sie einem in die Augen sah... also da konnte einem glatt das Herz schmelzen.»
    «Scheint eine gefährliche Person gewesen zu sein.»
    «Das können Sie laut sagen. Ich war zweimal mit ihr aus, einmal im Mitre, einmal im Randolph, und da hat sie doch glatt gesagt, sie würde mit mir schlafen, aber es würde mich fünfzig Pfund kosten. Fünfzig Pfund für eine Nummer, hundert für die ganze Nacht. Ein simples Geschäft, ohne Herz und Schmerz —$o hat sie es ausgedrückt.»
    «Und Sie haben sich auf das Geschäft eingelassen?»
    «Soviel Geld hatte ich nicht. Hundert Pfund... und dazu kam ja noch das Geld für ein Zimmer im Hotel oder in einer Pension. Ich hab sie dann mal in meine Wohnung im College eingeladen, da war ich gerade mit Matthew zusammengezogen, und er war die Nacht über weg, er mußte zu einer Beerdigung. Aber es war ein Dienstag, und deshalb wurde nichts draus. Es ginge nur am Samstag und vielleicht am Sonntag, hat sie gesagt, weil sie jemanden kannte, der auf unserem Aufgang wohnte, und nichts riskieren wollte.»
    «Einen Kommilitonen?»
    Der lässig-locker gekleidete junge Mann zögerte. «Das hat sie nicht gesagt.»
    «Wer könnte es sonst gewesen sein?»
    Davies zuckte wortlos die Schultern.
    «Auf Ihrem Aufgang wohnten auch zwei Professoren, nicht? Und einer von ihnen war Dr. McClure.»
    «Gratuliere, Sie haben sich gut vorbereitet.»
    «Und wie ging’s dann weiter?»
    «Am 5. November, dem Guy Fawkes Day, mußte ich zu einem Auswahlgespräch für den öffentlichen Dienst nach Whitehall, das ging übers ganze Wochenende — Freitag, Samstag, Sonntag — und war so öde, daß ich mir den Sonntag geschenkt habe und am Samstag abend von Paddington nach Oxford zurückgefahren bin, mit einem Zug kurz nach zehn. Als ich in unser Zimmer kam, lag sie in seinem Bett und er in meinem. Da hab ich rotgesehen und...»
    «Im Grunde war es das, was Sie auch mit ihr hatten machen wollen, nicht?»
    «Ja, schon, aber...»
    «Sie waren schlicht und einfach eifersüchtig.»
    «Nein, es war mehr. Erklären läßt sich das nicht so leicht, aber...»
    «Sie meinen, wenn die Frau in Ihrem Bett gelegen hätte...»
    «So ähnlich. Da müßten Sie Sigmund Freud fragen. Ich stürzte mich auf ihn wie ein Berserker. Er hatte nichts an — sie hatten beide nichts an — , und wir droschen aufeinander ein wie die Wilden. Es muß ein Mordskrawall gewesen sein, denn plötzlich klopfte es. Da war natürlich bei uns die Luft raus. Ich machte auf, und vor mir stand dieser aufgeblasene Arsch McClure. Ja, und das war’s eigentlich auch schon. Matthew hatte eine aufgeplatzte Lippe und ein blaues Auge, ich hatte eine Schramme am linken Arm, aber sonst sah man mir nicht viel an. McClure wollte natürlich alles ganz genau wissen. Wer die Frau war...»
    «Und wer war sie?»
    «Sie nannte sich Ellie. Ellie Smith.»
    «Und

Weitere Kostenlose Bücher