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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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leidenschaftslos
betrachtet, so war seine Reaktion nicht gerechtfertigt. Na schön, er hatte sich
von einer Frau zum Narren machen lassen, die offenbar als Lockvogel für ihn
benutzt worden war. Irgendwie war es jemand, der hinter der ganzen Operation
stand, gelungen, eine Reihe von — sagen wir mal — recht plastischen Fotos von
ihm und dieser Frau in die Hände zu bekommen und Abzüge an seine Frau und die
Mitglieder des Firmenvorstandes zu schicken.«
    Wenn dieser Pfeifenstiel noch
näher kam, würde ich ihn ihm sichte aus der Hand nehmen und ihn entzweibrechen.
»Weiter«, brummte ich.
    »Sein unmittelbares Problem
zerfiel in zwei Teile. Was den häuslichen Teil betraf, so war seine Beziehung
zu seiner Frau bereits so gestört, daß der Beweis seiner Untreue nicht mehr
viel ausrichten konnte. Ich hätte eher gedacht, es wäre eine Erleichterung für
ihn gewesen, seine Frau mit dem erforderlichen Material für eine Scheidung zu
versorgen. Dann – die Situation bei >Allied< hätte sich nicht unbedingt
zu einer Katastrophe entwickeln müssen. Sicher, der Vorstand wäre schwer
erschüttert gewesen, aber Bruces Wert für die Firma war so immens, daß ich
nicht glaube, man hätte ihn sofort gefeuert. Sie hätten ihm sicher die Hölle
heiß gemacht und ihn vorübergehend heruntergestuft, aber Schlimmeres wäre
meiner Ansicht nach nicht passiert. Selbst wenn sie ihn entlassen hätten, hätte
er bei seinem Ruf keine Schwierigkeit gehabt, einen anderen Posten zu
erhalten.«
    »Warum hat er sich also umgebracht?«
    »Darüber habe ich auch lange
Zeit nachgedacht.« Ich sah, wie sein Gesicht einen bewußt bescheidenen Ausdruck
annahm, und wußte, daß er sich bereits alles zurechtgelegt hatte. »Die Antwort
ist so einfach, daß ich lange Zeit gar nicht darauf kam. Bruce war jung,
brillant, aggressiv und völlig skrupellos in seinen Ambitionen, an die Spitze
zu gelangen. Selbst der Gedanke einer Zurücksetzung war unfaßbar für ihn. Als
ihn dann plötzlich etwas traf, das ihm wie eine Riesenkatastrophe erschien, hat
er einfach durchgedreht.« Fallan nickte sachlich. »Das habe ich auch schon
früher bei anderen beobachtet.«
    »Sie glauben nicht, daß Goldie
Baker irgend etwas mit der Sache zu tun gehabt hat? Ich meine, er könnte sich
doch, wirklich in sie verliebt haben. Der Schock, als er dann herausfand, daß
sie ihn kaltblütig hereingelegt hatte, konnte ihn bewogen haben, sich
umzubringen?«
    »Der Gedanke ist mir nie
gekommen.« Seine Augen waren für ein paar Sekunden mit Abneigung gegen mich
erfüllt. »Sie könnten natürlich recht haben.« Irgendwie gelang es ihm, nicht an
seinen eigenen Worten zu ersticken.
    »Ich habe lange Zeit darüber
nachgedacht«, sagte ich bescheiden. »Wenn die Lösung eines Problems so simpel
ist, kann sie einem völlig entgehen.« Ich wartete ein paar Sekunden und fügte
dann hinzu: »Das heißt, wenn man keinen geübten Grips hat, natürlich.«
    Er rammte den Pfeifenstiel
wieder in den Mund und biß wild darauf. »Sonst noch was, Lieutenant?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich.
»Und vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft, Mr. Fallan.«
    »Es war mir ein Vergnügen.«
    »Ich werde schnell noch bei Miß
Dolan vorbeigehen«, sagte ich. »Ich muß ihr noch ein paar Routinefragen
stellen.«
    »Lieutenant?« Das für
gewöhnlich so strahlende Lächeln hatte jetzt etwas Verlegenes. »Sie können wohl
in einer persönlichen Angelegenheit keinen Rat erteilen?«
    »Wollen Sie zum Beispiel
wissen, wie man eine freundschaftliche Beziehung zu einer Privatsekretärin
aufrechterhält, obwohl sie offensichtlich wünscht, sie in eine intime Beziehung
zu verwandeln?«
    »Sie beobachten sehr gut,
Lieutenant.«
    »Es war Pech, daß sie in
dasselbe Gebäude gezogen ist.«
    »Und meine Schuld obendrein.«
Er zog eine Grimasse. »Ich wußte, daß sie verzweifelt eine eigene Wohnung
suchte, als ich deshalb hörte, unten würde eine frei, erzählte ich ihr davon.
Und was tue ich jetzt?«
    »So wie ich die Sache ansehe,
haben Sie drei Möglichkeiten«, sagte ich. »Sie können Ihrerseits ausziehen — sich
eine neue Privatsekretärin suchen — oder eine Freundin überreden, sich eines
Abends in einem durchsichtigen Nachthemd auf Ihre Couch zu setzen und dann Miß
Dolan auf einen Drink, einladen.«
    Er grinste höflich. »Das
Teuflische ist bloß, ich kriege nie mehr eine Sekretärin, die halb so tüchtig
ist wie sie.«
    Ich ging die Treppe hinab und
klingelte an Eleanor Dolans Wohnungstür. Der
strahlende

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