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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Gesichtsausdruck kühlte sichtlich ab, als sie merkte, daß bloß ich
es war.
    »Kommen Sie rein, Lieutenant«,
sagte sie höflich.
    Wir traten ins Wohnzimmer, und
sie drehte sich mit geduldigem Gesicht zu mir um. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wissen Sie was«, sagte ich.
»Ich kenne Sie erst seit drei Tagen, und Sie haben sich völlig verändert.«
    »Wirklich?« sagte sie und hob
pflichtschuldigst die Brauen.
    »Beim erstenmal waren Sie bitter und verkrampft. Goldie bot Ihnen einen Job bei ihrem Boß an,
was bedeutet hätte, daß Sie mit ihm hätten schlafen müssen, und Sie weigerten
sich. Aber gleich darauf wünschten Sie, Sie hätten akzeptiert. Alles war
besser, als eine unpersönliche Privatsekretärin zu sein. Beim zweitenmal waren Sie sarkastisch wie zuvor. Aber diesmal
—«, ich schüttelte bewundernd den Kopf, »stellen Sie die komplette kleine Frau
dar, sind eitelstrahlendes Lächeln und eifrige Hilfsbereitschaft — überaus
taktvoll, wenn Sie es für nötig halten — und bei der Unterhaltung die
Liebenswürdigkeit in Person. Vermutlich liegt es an dem Burschen, der über
Ihnen wohnt, der das alles ausmacht?«
    »Nur wegen dieser scheußlichen
Sache neulich nachts hat er angefangen, mich überhaupt zu bemerken«, sagte sie
begeistert. »Ich meine, als Mensch und nicht nur als leistungsfähige Maschine.«
    »Ich habe die alte Eleanor
Dolan vorgezogen«, sagte ich.
    »Zum Teufel mit Ihnen und Ihrem
Spatzengehirn!« Sie kicherte beglückt. »Und Ihnen zu Gefallen bleibe ich die
alte Eleanor Dolan, wenn wir uns treffen. Abgemacht?«
    »Abgemacht«, pflichtete ich
bei. »Müssen Sie nicht zur Arbeit gehen?«
    »Jeff sagte, ich brauchte erst
nächste Woche wiederzukommen. Ich soll mich von dem Schock erholen.« Sie gab
einen befriedigten Schnurrlaut von sich. »Ich stelle fest, daß er ebenfalls
Urlaub genommen hat.«
    »Ich will zugeben, es ist
Erpressung«, sagte ich boshaft. »Aber wenn Sie nicht wollen, daß ich ihm von
der wirklichen Eleanor Dolan erzählte, müssen Sie mir Ihrerseits einen großen
Gefallen tun.«
    »So früh am Tage, Lieutenant«,
sagte sie mit Festigkeit, »käme ich mir schlicht dumm vor, mich wieder
auszuziehen und ins Bett zurückzukriechen. Sie wissen, es ist unmöglich, mit
einem Mädchen zu schlafen, das die ganze Zeit kichert.«
    »Zum Teufel!« fauchte ich.
»Wieder mal meine Pläne durchkreuzt! Ich fürchte, ich muß mich mit einer Tasse
Kaffee zufriedengeben.«
    »Keine Milch und keinen
Zucker.« Sie lachte breit. »Kaffee kommt gleich, Lieutenant.«
    Ich sah ihr nach, wie sie
geschmeidig in die Küche ging, völlig eingehüllt in ihre
freudig-erwartungsvollen Vorstellungen. Ich versuchte, meine Unterhaltung mit
Fallan vor ein paar Minuten zu vergessen. Draußen war eine Menge smogfreie
Luft, erinnerte ich mich, und so ging ich auf den Balkon hinaus und blickte ein
paar Sekunden lang auf den sonnenbeschienenen Bald Mountain. Der Balkon war ungefähr
vier mal anderthalb Meter groß und wurde durch ein ein Meter hohes Geländer geschützt. Ich hielt mich oben mit beiden Händen fest und
beugte mich vor. Jedes Appartement hatte in jedem Stockwerk den gleichen
Balkon. Ich schätzte, daß der Abstand von Geländer zu Geländer knapp drei Meter
betrug. All die viele Arithmetik machte mich müde, und so kehrte ich ins
Wohnzimmer zurück, um mich dort hinzusetzen.
    Eleanor tauchte mit einem
Tablett aus der Küche auf, stellte es auf den Tisch und goß Kaffee ein.
    »Als Sie mir das letztemal Kaffee servierten, schütteten Sie einen Löffel
Pulver in eine Tasse, gossen heißes Wasser darauf und warfen beinahe damit nach
mir«, stellte ich fest. »Nun bringen Sie ihn mir auf völlig zivile Weise, so
als ob ich die Vorhut vom Bridgeklub der hiesigen Hausfrauen sei.«
    »Trinken Sie«, sagte sie und
reichte mir eine Tasse.
    »Nur weil Sie nicht den Nerv
haben, in der Stadt herumzutoben und mit einem Burschen ins Bett zu gehen, ganz
einfach weil Sie ihn mögen«, sagte ich kalt, »besteht kein Grund, auf den
ersten besten Kerl hereinzufallen, von dem Sie glauben, er biete Ihnen Heirat,
Geißblatt vor der Tür und ein langweiliges Dasein in einer Vorstadt.«
    »Vermutlich ist es eine
Berufskrankheit bei Polypen, ewig die Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu
stecken und unerwünschte Ratschläge zu erteilen.«
    »Wie lange haben Sie
hingearbeitet, bis es Ihnen gelang, im selben Gebäude wie er ein Appartement zu
ergattern — und auch nur ein Stockwerk unter ihm?«
    Ihr Gesicht

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