Die Leiche im Badezimmer
erhalten, Sheriff?« fragte ich, um eine beiläufige
Stimme bemüht, die jedoch als mühsames Krächzen herauskam.
Woher, zum Kuckuck, soll ich
das wissen? Miß Jackson hat bis jetzt noch nicht alles geöffnet. Wheeler! Soll
das vielleicht komisch sein?«
»Komisch?« sagte ich mit
schmerzerfüllter Stimme. »Zu einem solchen Zeitpunkt?«
»Sie sind doch nicht etwa
krank?«
»Mein Bein macht mir ein
bißchen zu schaffen, aber das hat nichts zu bedeuten«, sagte ich tapfer. »Es
ist nur diese alte Schußwunde. Sie erinnern sich, Sheriff, damals, als ich
Ihnen das Leben rettete, während...«
»Vor zehn!« brüllte er und
knallte den Hörer auf.
Ich legte auf und dachte, daß er
nicht alle Tassen im Schrank hätte, wenn er sich einbildete, ich würde auch nur
in die Nähe seines Büros kommen. Vor meinem inneren Auge sah ich kristallklar
vor mir, wie ich in dem Augenblick sein Büro betrat, in dem Annabelle Jackson
eine Serie Fotos auf seinen Schreibtisch legte und meinte, vielleicht fände er
davon einiges interessant. Ich suchte im Telefonbuch Eleanor Dolans Nummer heraus — sie stand noch unter Baker, G. — und
wählte sie. Eleanor meldete sich beim vierten Rufzeichen. »Lieutenant Wheeler«,
sagte ich. »Ich möchte mich mit Ihrem Freund Jeff Fallan in Verbindung setzen.
Wissen Sie, wo er wohnt?«
»Ganz einfach.« Sie lachte
leise. »Im Stockwerk über mir.«
»Tun Sie mir einen Gefallen?«
fragte ich. »Sagen Sie ihm, ich würde ihn gern sprechen und ob er warten könne,
bis ich hinkomme. Ich werde in ungefähr einer Stunde dort sein.«
»Natürlich will ich das tun,
Lieutenant.« Ihre Stimme erwärmte sich ein bißchen. »Wer weiß — vielleicht habe
ich Glück und kriege ein Frühstück angeboten.«
Ich duschte und rasierte mich
und putzte mir mit der Zahncreme die Zähne, welche einen garantiert den Tag mit
einem Jubelschrei beginnen ließ — den sie aber keineswegs auslöste — , und zog
mich an. Mein Magen erinnerte mich daran, daß ich seit dem Steaksandwich am vergangenen
Tag nichts zu mir genommen hatte, und so bereitete ich mir zum Kaffee Rührei
und Toast. Verglichen mit dem üblichen Wheelerschen Frühstück war das ein
Bankett.
Als ich den dritten Stock des
Appartementgebäudes betrat, fiel mir ein, daß ein smarter Polyp erst Fallans Appartementnummer ausfindig gemacht hätte. Mir
blieb die Wahl zwischen drei Möglichkeiten, ich wählte aufs Geratewohl Nummer 42 und
drückte auf den Summer. Die Tür öffnete sich, beinahe sofort, und eine
Silberblonde mit geröteten Augen in einem vollkommen durchsichtigen, hüftlangen
Nachthemd öffnete und warf sich mir in die Arme.
»Donnie!« schluchzte sie
beglückt. »Du bist zurückgekommen!«
»Ich habe es mir überlegt«,
sagte ich nüchtern, »und habe alles abrasiert. Es wird nie mehr kitzeln.«
Sie prallte aus meinen Armen
zurück, als sei sie ein waschechter Gummiball. »Sie sind nicht Donnie!«
»Und Sie sind nicht Jeff
Fallan«, sagte ich in anklagendem Ton.
»Er wohnt über dem Flur
drüben.« Sie warf den Knopf zurück und betrachtete mich verächtlich. »Was sind
Sie denn? Ein Schwuler?«
»Aber, Honey«, schnurrte ich.
»Sehen Sie denn nicht, daß Sie ein völlig verzweifeltes Mannweib vor sich
haben?«
Sie keuchte entsetzt, und
gleich darauf wurde mir ihre Wohnungstür vor der Nase zugeknallt. Das Entnervende
am Ganzen war, dachte ich, während ich den Korridor überquerte, daß sie mir
ihrer Reaktion nach möglicherweise geglaubt hatte. Ich behaupte immer, daß
nichts Gutes dabei herauskommt, wenn man sich als erstes am Morgen rasiert. Die
richtige Tür wurde geöffnet; Eleanor Dolan stand da und lächelte mir zu. Sie
trug ein frisches, blaues Leinenkleid mit weißen Paspeln vorne herunter und um
die aufgesetzten Taschen herum. Es schmiegte sich perfekt um ihren großzügig
proportionierten Körper und endete in der Mitte ihrer Schenkel. Ihr schwarzes
Haar glänzte vor Gesundheit, und ihre dunklen Augen funkelten. Allein sie
anzusehen machte mich alt und müde.
»Ich hatte Glück und habe ein
Frühstück bekommen«, sagte sie. »Kommen Sie rein, Lieutenant.«
Ich folgte ihr in das
Appartement, das ein Abbild des ihren war, nur war das Mobiliar qualitativ weit
überlegen. Fallan wartete im Wohnzimmer und trug seine legere Kleidung auf eine
so legere Weise, wie ich das nie bewältigen werde, selbst wenn ich hundert
Jahre alt werde. Man konnte seine jeder Pore entströmende männliche Vitalität
fast optisch
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