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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wahrnehmen.
    »Guten Morgen, Lieutenant.« Er
ließ seine schönen weißen Zähne blitzen, und ich wünschte mir, ich hätte eine
dunkle Brille getragen. »Ich habe nicht erwartet, Sie so bald wiederzusehen,
aber es ist eine angenehme Überraschung.«
    Wenn er nicht aufhört, so
verdammt huldvoll zu sein, dachte ich wütend, werde ich ihm gleich auf die
Zehen treten.
    »Ich wollte über Bruce Williams
reden«, sagte ich.
    »Ich habe unten noch ein paar
Haushaltsarbeiten zu erledigen«, sagte Eleanor Dolan mit exquisitem Takt. »Ich
bin also in meiner Wohnung, wenn Sie mich noch brauchen sollten, Lieutenant.«
Ihr strahlendes Lächeln galt ausschließlich Fallan .
    »Ausgezeichnet«, sagte ich.
    Kaum hatte Fallan die Tür
hinter ihr zufallen hören, als sein Gesicht den typischen, sachlichen
Vizepräsidentenausdruck annahm. »Bruce Williams, Lieutenant?«
    »Kennen Sie mehr als den
einen?« knurrte ich. »Ich meine den Bruce Williams, der sich vor ein paar
Monaten umgebracht hat. Der, dessen Job Sie jetzt übernommen haben.«
    »Ah so.« Die tiefe Baßstimme klang nüchtern und zugleich nachdenklich.
Jedermann, der für Fallan arbeitete, konnte alt und grau werden, wenn er auf
eine Entscheidung von ihm wartete.
    »Wissen Sie, warum er sich
umgebracht hat?« bohrte ich nach.
    »Natürlich.« Er nahm eine sehr
englische Briarpfeife aus der Tasche und klemmte den
Stiel fest zwischen die leuchtendweißen Zähne. Der Pfeifenkopf glänzte matt,
und ich fragte mich, ob seine Privatsekretärin ihn wohl jeden Abend eine Stunde
lang polieren mußte, bevor sie zu Bett gehen durfte.
    »Vielleicht sollten wir
anfangen, Mr. Fallan?« Ich entblößte meine Zähne. »Bis jetzt habe ich bei
dieser Unterhaltung sämtliche Antworten geliefert. Wenn etwas bei der Sache
herausspringen soll, muß ich die Fragen stellen, und Sie müssen die Antworten
geben.«
    »Lieutenant?« In seiner Stimme
lag Kälte. »Ich bin liebend gern bereit, Ihnen in jeder mir möglichen Weise
behilflich zu sein. Vor allem, wenn es Ihnen gelingt, ihre Fragen ein bißchen —
äh — klarer zu formulieren.«
    »Also erzählen Sie mir über
Bruce Williams«, sagte ich mit erstickter Stimme. »Was für ein Typ war er? Wie
gut kannten Sie ihn? Seine Stärken und seine Schwächen — solche Dinge.«
    Er nahm die Pfeife aus dem Mund
und tippte sich nachdenklich mit dem Mundstück gegen die Zähne. »Das ist viel
verlangt, Lieutenant, aber ich will mein Bestes tun. Bruce war brillant in
seiner Arbeit. Unglaublich jung — erst siebenundzwanzig — für den Job eines
Ersten Vizepräsidenten in einer Firma wie >Allied Concepts <,
die praktisch von genialen Einfällen auf den verschiedensten komplizierten
technologischen Gebieten lebt. Ich habe zwei Jahre lang mit ihm
zusammengearbeitet, und ich mochte ihn gern und bewunderte ihn.«
    »Was für eine Position hatten
Sie in der Firma?«
    »Das ist ein legerer Laden«,
sagte er kurz. »Wir halten uns bei >Allied< nicht lange bei Titeln auf.
Selbst die Mindestanforderungen verlangen erstklassige Kräfte, wissen Sie.«
    »Aber Sie waren, was seinen Job
betraf, der nächste an der Reihe?«
    »Das stimmt vermutlich«, sagte
er bescheiden.
    »Wissen Sie, was ihn bewogen
hat, Selbstmord zu begehen?«
    »Seine Vernarrtheit in ein
professionelles Call-Girl!«
    »Goldie Baker«, sagte ich
geduldig. »Dasselbe Mädchen, das später tot in Miß Dolans Appartement aufgefunden wurde.«
    Sein Unterkiefer sank herab.
»Das wußte ich nicht. Was für ein unglaublicher Zufall!«
    »Wie stand es mit Williams’
Privatleben?«
    »Er war verheiratet, hatte
keine Kinder. Ich glaube nicht, daß er und seine Frau gut miteinander auskamen.
Bruce und seine Frau, meine ich.«
    »Wie war sie?«
    »Ich habe sie nur zweimal
gesehen, aber ich erinnere mich, daß ich sie ungewöhnlich attraktiv fand.«
    »Blond?« fragte ich milde.
»Oder dunkel?«
    »Rothaarig.« Ein schwaches
Lächeln der Befriedigung tauchte auf seinem Gesicht auf.
    »Erschien Ihnen Williams wie
ein Mann, der sich unter gewissen Umständen umbringen könnte?«
    »Ganz entschieden nicht!« Er
wies anklagend mit dem Pfeifenstiel auf meine Brust. »Ich war wie vor den Kopf
geschlagen, als ich hörte, daß der arme Kerl Selbstmord begangen hatte. Wie
gesagt, er war ein sehr reizender Mann, aber er hatte in seinem tiefsten Innern
einen starken Hang zur Aggressivität.« Der Pfeifenstiel fuhr erneut auf mich
zu. »Da ist noch etwas, Lieutenant. Wenn man die Situation

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