Die Leiche im Badezimmer
wartete einen
Augenblick, dann bewegte sich etwas in dem Dunkel jenseits der Türschwelle.
»Marco?« sagte ich ruhig. »Wenn
ich Sie holen muß, dann hole ich Sie schießend.«
Ein paar Sekunden lang erfolgte
gar nichts, dann bewegte sich wieder etwas im Dunkeln. Marco schob sich
seitlich in den Flur hinaus, stolperte beinahe über Kendricks Leiche und sah
mich mit entsetzten blaßblauen Augen an.
»Ich würde Sie sehr gern
umbringen«, sagte ich aufrichtig. »Genau wie eben jetzt Ihren alten Freund Ray
Kendrick.«
»Bitte!« Seine Stimme bekam
einen schrill winselnden Unterton. »Bitte nicht, Lieutenant.« Der Schnauzbart
bebte leidenschaftlich. »Es war nicht mein Einfall, ich schwöre es Ihnen.«
»Ich möchte ein paar schnelle
Antworten haben, Marco«, sagte ich ruhig. »Schnelle und wahrheitsgemäße
Antworten. Wenn das binnen kürzester Zeit klappt, erwäge ich sogar, Sie am
Leben zu lassen.«
»Alles, was Sie wissen wollen.«
Seine Stimme klang, als sei er im Begriff, in Tränen auszubrechen. »Alles!«
»Ursprünglich waren Sie es, der
Crespin erzählte, Sie könnten die Angelegenheit mit Williams für ihn regeln.
Aber Sie können das nicht gewußt haben, wenn Sie es nicht von jemand hörten,
der Williams nahestand. Fallan?«
»Er wohnte im selben
Appartementgebäude wie Goldie«, sagte er schnell. »Goldie war unersättlich, was
gutaussehende Burschen betraf. Eines Nachts erzählte er ihr, wie Crespin
versucht habe, Williams zu kaufen, aber Williams wollte davon nichts wissen.
Goldie hatte immer ein scharfes Auge für Geschäfte, und sie fand, das sei
etwas, in das wir uns zu unserem Vorteil einschalten könnten.«
»Wessen Idee war es, Crespin
hereinzulegen?«
»Die Fallans .
Er machte uns das Angebot, er würde auf das, was Crespin uns anbot, noch einmal
die Hälfte darauflegen, und das nahmen wir auch. Aber wir trauten ihm nicht.«
»Hat er Williams umgebracht?«
Marco nickte bedächtig. »Die
ganze Sache schien ein bißchen verrückt. Er wollte eine Serie der Bilder haben,
um sie Williams’ Frau einen Tag, bevor die übrigen Fotos dem Vorstand übersandt
wurden, zu geben. Ich ließ ihn durch Ray und Celestine beschatten. Er stieg in
einem Motel ab, während sie so parkten, daß sie sein Zimmer im Auge behalten
konnten. Dann traf Williams ein und ging hinein. Ungefähr eine halbe Stunde
später kam Fallan heraus und fuhr in seinem Wagen weg. Celestine hatte
routinemäßig Fotos vom Kommen und Gehen der Beteiligten gemacht. Nach einer
Weile entschloß sich Ray, einmal in das Zimmer hineinzusehen, und fand Williams
dort tot auf. Fallan hatte dafür gesorgt, daß das Ganze nach Selbstmord aussah.
Die Fotoserie war auf dem Boden verstreut, damit die Polizei begreifen sollte,
was passiert war.«
»Und Sie ließen die Sache auf
sich beruhen, damit Sie ihn — mit Hilfe von Celestines Bildern — für den Rest
seines Lebens erpressen konnten?«
»Und trotzdem bei Crespin
kassieren«, sagte er ohne nachzudenken.
»Sie nehmen an, Fallan rief
Williams vom Motel aus an und lockte ihn dorthin unter dem Vorwand, daß es ihm
irgendwie gelingen könne, dem Vorstand die Abzüge dieser Bilder
vorzuenthalten?«
»So ähnlich, denke ich.« Er
fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Darüber habe ich nicht weiter
nachgedacht.«
»Warum hat Kendrick gestern nacht Celestine umgebracht?«
»Er war überzeugt, sie sei im
Begriff zu kneifen und Ihnen alles zu erzählen, was sie wußte. Der entscheidende
Punkt kam, als er gestern nacht hier hereinkam und
Sie bei ihr fand. Sie mit LSD vollzupumpen und dann Aufnahmen von Ihnen und
Celestine — äh — zusammen zu machen, war völlig seine eigene Idee. Er dachte,
er könne die Fotos als Drohung benutzen, um Sie zu bewegen, das Interesse an
der ganzen Sache zu verlieren.«
»Wo sind diese Bilder jetzt?«
fragte ich gelassen.
»Es gibt gar keine«, sagte er
ausdruckslos.
Ich hob den Revolverlauf ein
paar Zentimeter höher, so daß er direkt auf seine Brust wies. »Versuchen wir’s
noch mal.,«
»Es ist wahr!« schrie er.
»Kendrick hat alles verpfuscht. Irgendwie kam Licht in seine Kamera, und der
ganze Film war milchig. Alles, was beim Entwickeln herauskam, war ein langer
Streifen mit nichts darauf.«
11
Ich schloß leise die
Wohnungstür und ging dann durch den Flur zum Wohnzimmer. Helen stand
bewegungslos auf der Schwelle zur Küche, und ihre Augen glänzten hell, als sie
mich anstarrte.
»Al!« Sie preßte den Handrücken
gegen den
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