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Die Leichenstadt

Die Leichenstadt

Titel: Die Leichenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde.
    Erst einmal mußte ich abwarten.
    Dann kehrte der Kapitän zurück. Er war aufgeregt, hatte Schwierigkeiten mit der Atmung und wußte nicht, was er sagen sollte. Aber er schaute auf den Monitor.
    Sein Stöhnen war echt. Mit taumelnden Schritten wankte er zurück, denn er sah auf dem Bildschirm nicht nur die seltsamen Gestalten, sondern auch, daß wir festgelaufen waren.
    »Jetzt ist es aus«, hauchte er und ließ sich auf einen der Drehstühle fallen.
    »Werfen Sie die Flinte immer so rasch ins Korn?« fragte ich den Kapitän.
    Er hob die Arme und ballte die Hände zu Fäusten. »Was soll ich denn machen?«
    »Zumindest nicht den Lebensmut verlieren«, erwiderte ich, ohne ihn anzuschauen, weil sich meine Blicke starr auf den kleinen Monitor richteten.
    Was uns die Kameras zeigten, ließ auch mich meinen Optimismus vergessen, und ich gab auch keine Antwort, als Neeler von dem Wasser sprach.
    »Es ist weg«, flüsterte er, »verflucht, es ist weg…«
    Dafür hatten uns die Bewohner der Leichenstadt eingekreist. Der Ring um das auf dem Trockenen liegende U-Boot war so dicht gezogen worden, daß die Gestalten, wenn sie ihre Arme ausstreckten, die Außenhaut berühren konnten. Was würde geschehen?
    Plötzlich sprang der Kapitän auf. Er hob dabei die Arme und preßte seine Hände links und rechts gegen den Kopf. Sein Gesicht verzerrte sich. Ich schnappte mir die Lampe und leuchtete ihn an. Seltsam grau sah seine Haut aus. In den Augen loderte die Angst, dann beugte er sich vor, blieb anschließend steif sitzen und schien zu lauschen.
    »Ist was geschehen?« fragte ich.
    Er gab mir keine Antwort. Nur sein Verhalten stellte mich vor ein Rätsel. Plötzlich sprach er. Abgehackt und zischend drangen die Worte über seine Lippen. »Wir… wir müssen aussteigen. Wir sollen sofort das Boot verlassen. Man befiehlt es mir.«
    »Wer?«
    »Ich weiß es nicht.« Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, als er kehrtmachte und ging.
    Ich hörte ihn im Boot schreien. Er rief seine Leute zusammen, die keinen Blick nach draußen werfen konnten, denn das U-Boot besaß keine Fenster. Der einzige Sichtkontakt war nur über die vier Monitoren in der Zentrale möglich.
    Ich hielt mich zurück. Sollte die Besatzung das U-Boot ruhig verlassen, ich wollte als letzter von Bord gehen. Mein Blick blieb weiterhin auf die Monitoren gerichtet. Noch hatte sich außen nichts verändert, ich aber rechnete damit, jeden Augenblick die Männer der Besatzung zu sehen, wenn sie vor der Außenwand des Bootes heruntersprangen. Mein Gott, was mußten sie denken und fühlen, wenn sie entdeckten, daß sich um sie herum kein Wasser befand. Als ich daran dachte, wurden meine Handflächen feucht.
    Dann sah ich die ersten Männer. Sie waren zu Boden gesprungen, blieben dort stehen und schauten sich scheu um. Auf ihren Gesichtern las ich das Staunen und Nichtbegreifen dieser augenblicklichen Lage. Nacheinander verließen sie das Boot, blieben zusammen, und als letzter sprang der Kapitän. Ich aber blieb.
    Gespannt beobachtete ich weiter. Die vier Hüter der Leichenstadt hatten sich vor den Männern aufgebaut. Leider wurde kein Ton übertragen, so konnte ich nicht hören, was sie sprachen. Angenehme Dinge waren es sicherlich nicht.
    Die Männer wechselten Blicke. Sie schauten auch zu den ehemaligen Bewohnern von Darkwater hin, die sich im Hintergrund aufhielten und nichts taten.
    Dafür trat der Erste Offizier vor. Er redete heftig auf das Monstrum mit dem Flammenschädel ein, gestikulierte dabei mit beiden Händen, und mir schwante Schlimmes.
    Ich sollte die Bestätigung sehr rasch bekommen. Die vier Hüter der Leichenstadt ließen nicht nur nicht mit sich spaßen, sondern auch nicht mit sich reden. Was der Erste von sich gegeben hatte, gefiel dem Flammenschädel überhaupt nicht. Plötzlich loderte es auf seinem Kopf.
    Der Erste riß noch seinen Mund auf, das Gesicht verzerrte sich, er hob die Arme als Deckung, aber er war nicht schnell genug, die Flammen erwischten ihn.
    Die Wände des U-Boots waren so dick, daß ich die Schreie des Mannes nicht hörte. Daß er schrie, daran glaubte ich fest, denn ich sah es an seiner Mimik. Mir präsentierte der Monitor jedes Detail in einer erschreckenden Lautlosigkeit, und ich bekam mit, wie der Erste Offizier zu einem Flammenbündel wurde.
    Innerhalb von Sekundenschnelle verbrannte er. Als das Feuer zusammensank, blieb etwas zurück, womit wohl keiner der Menschen gerechnet hatte. Ein Skelett!
    Es stand zwischen den vier

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