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Die Leichenstadt

Die Leichenstadt

Titel: Die Leichenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie, Inspektor, wir haben Essenszeit. Da werden die hungrigen Mäuler gestopft.«
    »Das sehe ich ein.«
    »Die kleine Jennifer haben wir in einen Extraraum gelegt. Sie konnte mit anderen Kindern nicht zusammen sein, es wäre ein zu große Gefahr für sie gewesen.«
    Suko nickte.
    An der rechten Seite wich die Mauer einer Glaswand. Durch die konnte man in den Park schauen, wo Klettergeräte standen und ein Sandkasten aufgebaut war. Sogar einen Fahrradschuppen sah der Chinese. Vor der zweitletzten Tür blieb die Schwester stehen, holte einen Schlüssel hervor und öffnete.
    »Bitte, Sir, treten Sie ein.«
    Suko nickte dankend.
    Ahnungslos trat er über die Schwelle und blieb nach einem Schritt, wie vor eine Wand gelaufen, stehen. Seine Augen wurden groß, er glaubte sich in einen Alptraum versetzt.
    Das Zimmer hatte sich verändert.
    Über dem Bett, dem kleinen Tisch mit dem Spielzeug, dem Schrank und den Regalen lag ein grüner Schein. Er erfüllte den Raum bis in den letzten Winkel. Jennifer Moore saß aufrecht im Bett. Und um sie herum krochen hunderte von hellen Spinnen…
    ***
    Ich konnte mich noch sehr gut an die vier erinnern. Sie waren aus der Tiefe des Meeres gekommen, als Verboten der Großen Alten, und sie hatten in Spanien einen wahren Horror entfesselt. Damals war noch Jane Collins mit in den Fall hineingezogen worden, und ich dachte sofort an den geheimnisvollen alten Totenbrunnen, der der Zugang zur Leichenstadt war.
    Durch diesen Brunnen waren die vier damals verschwunden, und eine Amerikanerin namens Doreen Delano hatten sie mitgenommen. Ich war mir bewußt gewesen, daß ich die vier wiedersehen würde, doch als es nun soweit war, versetzte es mir doch einen Schock. In einer Reihe kamen sie näher.
    Da schritt ganz links außen der Sänger der damaligen Gruppe. Es war der Dämon mit dem Flammenschädel. Seine Haare sahen feurigrot aus. Man konnte aus der Ferne meinen, es tatsächlich mit Feuer zu tun zu haben, bis man dann die Wahrheit entdeckte. Sein Kopf wurde von Flammen umlodert wie auch jetzt.
    Neben ihm schritt das Wesen, das in der Rockband den Gitarristen gemimt hatte. Es sah normal menschlich aus, hatte blondes Haar, nur besaß es eine durchsichtige Haut, hinter der ich grüne Knochen entdeckte. Praktisch ein grünes, mit Haut überzogenes Skelett. Den dritten im Bunde konnte man als den Gesichtslosen bezeichnen. Bei ihm fehlten Nase, Mund und Ohren. Dafür war sein Körper mit einem Fell bedeckt, das türkisfarben schimmerte. Er trug auch heute eine dunkle Brille, und sein Haar schimmerte rötlichblond.
    Blieb der letzte. Eine Mutation zwischen Mensch und Raubtier. Dazu schillerte er schwarz, als hätte man ihn noch mit einer Lackfarbe überstrichen. Besonders fielen die roten, glühenden Augen auf, die mich an Kohlestücke erinnerten. Sein Gebiß war gefährlich, und es schimmerte weißlichgelb.
    Das waren sie also, die Hüter der Leichenstadt, und sie kamen, um mich in Empfang zu nehmen.
    Es fiel bei diesem Augenblick schwer, ruhig zu bleiben, denn ich wurde zu sehr von der Erinnerung übermannt. Und ich mußte auch mit der Tatsache fertig werden, daß ich mich endgültig in der geheimnisvollen Leichenstadt befand. Davon biß keine Maus den Faden ab. Sie waren nicht allein gekommen. Hinter den Monstren lösten sich Menschen aus den Deckungen der seltsamen, tempelartigen Häuser. Menschen, die ich kannte.
    Die Bewohner von Darkwater.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich noch mehr. Also lebten sie noch. Aber konnte man das überhaupt noch als Leben bezeichnen? Kaum, denn sie sahen nicht mehr so aus wie früher.
    Schon in Darkwater war mir nach der Attacke aus dem Rachen des Dämons Kalifato die grüne Haut dieser Menschen aufgefallen. Und daran hatte sich nichts geändert. Nach wie vor schimmerte die Haut in dieser Farbe. Sie schien mir an Intensität sogar noch zugenommen zu haben. Auch der Ausdruck ihrer Gesichter hatte sich verändert. Er erinnerte mich an den von Marionetten, ohne Gefühl, abweisend wirkend, als hätten Seele und Körper ihre Einheit aufgegeben. Die Menschen sahen gespenstisch aus.
    Das genau war der richtige Ausdruck.
    Obwohl noch nichts passiert war, wurde ich ein beklemmendes Gefühl nicht los. Diese Männer, Frauen und Kinder lebten nicht mehr im eigentlichen Sinne, sie vegetierten, und sie gehorchten den Befehlen eines anderen.
    Wer war es? Wer schwang sich hier zum Herrscher der Leichenstadt auf? Kalifato? Ich war sicher, daß ich bald darauf eine Antwort finden

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