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Die Leichenstadt

Die Leichenstadt

Titel: Die Leichenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die schon vor langer Zeit gelebt hatten.
    »Ist denn jeder Atlanter, der dem großen Chaos entkommen war, wiedergeboren?«
    »Ja, John Sinclair.«
    Ich dachte sofort an Kara, die Schöne aus dem Totenreich. Auch sie war wiedergeboren worden. Allerdings hatte sie so ausgesehen wie schon damals, das wußte ich, denn bei meiner Odyssee in die Vergangenheit der Erde war ich ihr begegnet, und sie hatte nicht anders ausgesehen als in der Gegenwart.
    Wie sollte das alles enden?
    Wenn ich die Großen Alten und deren Magie als einen Eisberg bezeichnete, dann war mir klar, daß ich erst einen kleinen Teil dieses gewaltigen Berges zu Gesicht bekommen hatte. Eine nicht faßbare, unwahrscheinliche Magie verbarg sich noch darin, und ich fragte mich, ob ich es jemals schaffen konnte, mich dagegen anzustemmen. Ohne mein Zutun war ich in den atlantischen Kreislauf hineingeraten und sah nun keine Chance, ihm wieder zu entkommen.
    »Es sieht nicht gut aus, John Sinclair«, erklärte mir Doreen, die meine Gedanken wohl erraten hatte.
    »Und für dich?«
    »Ich bin etwas Besonderes, aber ich gehöre in diese Welt, das merke ich immer mehr.«
    »Dann wirst du mir nicht helfen?«
    »Kann die Fliege dem Elefanten helfen, der sich in Not befindet?« antwortete sie mir mit einem Gleichnis.
    Also nein! Ich interpretierte die Antwort schon richtig, und meine Sorgen wurden keineswegs geringer.
    Es hatte keinen Sinn mehr, Fragen zu stellen, ich mußte eben alles auf mich zukommen lassen.
    Auch die Gräber der Großen Alten.
    Obwohl meine Lage nicht gut aussah, mußte ich dennoch immer an die Großen Alten denken. Und es erfüllte mich auch mit einer gewissen Spannung und Erwartung. Wenn die Leichenstadt mir ihr Geheimnis preisgab, das war schon phantastisch.
    Nur, konnte ich damit dann noch etwas anfangen?
    Ich erschrak, als die blutige Flüssigkeit hochschäumte und etwas ins Boot schleuderte. Es war eine der auf der Oberfläche treibenden Spinnen, die dicht vor meinen Füßen liegenblieb.
    Doreen war schneller als ich. Sie nahm sie und schleuderte sie zurück. Ich schaute sie an. »Gut gemacht.«
    »Vor ihnen fürchte ich mich nicht.«
    »Du wirst nicht angegriffen?«
    »Nein, sie haben erkannt, daß ich eine von ihnen bin.«
    »Und die Skelette oben?«
    Sie lächelte schmal. »Die Skelette und die Spinnen hängen zusammen. Es waren mal Menschen, die wie die U-Boot-Besatzung in die Leichenstadt kamen. Wenn die Spinnen mit ihnen fertig sind, werden sie sich auch zu den Skeletten gesellen.«
    Ich bekam eine Gänsehaut. Diese einfach gesprochenen Worte enthielten eine ungeheure Brisanz. Unwillkürlich warf ich einen Blick zurück, aber ich konnte die aus dem Sand ragenden Köpfe nicht mehr sehen. Wir hatten uns zu weit entfernt.
    Ich schüttelte mich vor Grauen. Wieder einmal war mir bewußt geworden, wie gering meine Chancen doch standen.
    Dann fielen mir die Menschen von Darkwater ein. Auch über ihr Schicksal wollte ich Bescheid wissen. So lange die Fahrt noch dauerte, konnte ich fragen. Wer wußte denn schon, was noch alles passierte? Eine Antwort bekam ich von Doreen Delano so schnell nicht. Sie schaute mich nur lange an, bevor sie nickte und dann sagte: »Diese Menschen sind nicht zu Skeletten geworden. Du wirst sie ja gesehen haben.«
    »Das habe ich. Nur - weshalb behielten sie ihren menschlichen Körper?«
    »Weil sie im Bann des Kalifato stehen!«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sie gehören zu Kalifato. Es sind seine Diener. Wenn er sie zu Skeletten machen will, dann kann er es. Er hat ihnen jedoch ihr menschliches Aussehen gelassen, obwohl…«
    »Was ist?«
    Sie lächelte. »Eigentlich sind sie ja keine Menschen mehr, sondern nur noch eine Hülle. Durch ihre Adern fließt nicht mehr das Blut eines Lebenden. Ihre Körper können sich blitzschnell verändern, dann wird aus einem Mensch eine große Anzahl von Spinnen.«
    »Was?«
    »Ja, so ist es, John Sinclair. Die Männer, Frauen und Kinder aus Darkwater werden zu Spinnen.«
    Was ich da zu hören bekam, war ungeheuer. Ich spürte, wie sich mein Herzschlag verdoppelte. Das durfte einfach nicht wahr sein. Äußerlich Menschen und innerlich Spinnen!
    Ich schluckte.
    Doreen sagte: »Jetzt stelle keine Fragen mehr, denn wir haben unser Ziel gleich erreicht.«
    Eine schnelle und große Welle schleuderte unseren Nachen regelrecht voran. Ich hatte während unserer Unterhaltung nicht mehr auf die Umgebung geachtet. Erst jetzt fiel mir auf, daß die Wände rechts und links nahe an das Ufer

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