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Die Leichenstadt

Die Leichenstadt

Titel: Die Leichenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verstand und ihre Schritte beschleunigte.
    Sie passierte Suko und die Schwester.
    »Daddy, Mummy, ich komme…«
    »Neiinn!« schrie Suko. »Nein, verdammt, bleib hier, meine Kleine. Bitte, tu mir den Gefallen. Bleibe bei mir… du bist verloren…« Die restlichen Worte erstickten, da Suko von einem Hustenanfall durchgeschüttelt wurde.
    Er kämpfte verbissen. Wenn er aufgab, dann war auch er verloren. Er mußte den dämonischen Kräften aus der unheimlichen Leichenstadt einfach trotzen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Wie zuvor die Schwester, so geriet Suko ebenfalls in den mörderischen Strudel dicht vor dem Dimensionstor. Er wollte ihn auf die Seite drehen, um die eigene Achse schleudern, aber der Chinese hatte das Glück des Tüchtigen.
    In die Wand neben der Tür war eine Spielstange eingelassen worden. Und zwar in einer Höhe, die Suko erreichen konnte, wenn er seinen linken Arm anhob.
    Seine Hand klatschte gegen den runden Lauf, und er klammerte sich daran fest. Rechts hielt er die Frau, links die Stange. Er schaffte es. Sukos Kräfte waren stärker als die des unheimlichen Sogs, aber das kleine Mädchen konnte er nicht retten.
    Der Inspektor und die Schwester mußten mitansehen, wie Jennifer Moore innerhalb des Dimensionslochs verschwand. Sie schritt durch die Wand und hatte das Zimmer kaum verlassen, da wirkte sie, als würde sie den Boden überhaupt nicht berühren, sondern über ihm schweben. Sie hatte den Kontakt zu den Realitäten verloren. In diesem unheimlichen Tunnel gab es weder Länge, Breite noch Höhe. Die irdischen Maße waren aufgehoben.
    Die Kräfte der Leichenstadt, aus einer unfaßbaren Dimension kommend, hatten auf der Erde Fuß gefaßt und ihren ersten Sieg errungen. Jennifer Moore schritt in den Tunnel hinein, dessen Weite nicht zu ermessen war, der unendlich aussah, aber endlich zu sein schien. Auch hatte sich die Entfernung zu ihren Eltern nicht geändert. Sie schien gleich zu bleiben, denn mit Schätzen und Messen konnte man hier nichts erreichen. In der Dimension herrschten andere Gesetze.
    Der unheimliche Sturm flaute ab. Niemand zog und zerrte mehr an Suko oder am Körper der Schwester. Der Chinese ließ den groben Stoff des Kleides los.
    Schwester Bonifatia sank zusammen. Sie begann zu weinen, als sie auf dem Boden lag. Eine natürliche Folge, denn nun hielt sie der Schock umklammert.
    Auch Suko ließ die Stange an der Wand los. Sein Arm fiel dabei nach unten und schlug hart auf den Boden. Der Inspektor stöhnte, er rollte herum, stemmte die Hände gegen den Boden und wollte sich in die Höhe drücken.
    Er hatte große Mühe damit, seine Glieder zitterten, die letzten Sekunden hatten Kraft gekostet. Es waren tatsächlich nur Sekunden vergangen, obwohl sie Suko vorkamen wie Minuten.
    Die Schwester saß und hatte ihr Gesicht in beide Hände vergraben. Suko hörte ihr leises Schluchzen. Irgendwie machte ihm das Geräusch klar, daß dieser Alptraum vorläufig vorbei war. Im Sitzen drehte er sich und kam auf die Füße.
    Seine Beine zitterten nicht. Er schaute über den Kopf der sitzenden Frau hinweg auf das Loch in der Wand. Es blieb dort, und die Öffnung zeigte sich weiter. Allerdings blies kein Sturm mehr daraus hervor, auch war das grüne Leuchten schwächer geworden, und Suko erkannte die Familie Moore als sich allmählich entfernenden Schatten, der in der Unendlichkeit zu verschwinden schien.
    Schwester Bonifatia ließ die Hände sinken. Aus geröteten Augen blickte sie Suko an. »Ich… ich muß mich jetzt bei Ihnen bedanken«, sagte sie. »Wenn Sie nicht gewesen wären, dann…«
    Der Chinese winkte ab. »Lassen wir das. Ich habe nicht mehr als meine Pflicht getan.«
    »Sie sind gut. Sie haben ihr Leben riskiert, um das meine zu retten.«
    »Es mußte sein.«
    »Nicht viele Menschen denken so.«
    Suko erkannte, daß die Frau aufstehen wollte, streckte seinen Arm aus und half ihr dabei.
    Die Schwester blieb zitternd stehen. Ein wenig zögerte sie, sich umzudrehen, dann gab sie sich einen Ruck und schaute auf die magisch veränderte Wand.
    »Das ist es!« flüsterte sie. »Das muß das Tor zur Hölle sein!« Sie zitterte, als sie diesen Satz ausgesprochen hatte, und schlug hastig zwei Kreuzzeichen.
    Suko erwiderte nichts. War es ein Tor zur Hölle? Im übertragenen Sinne schon, denn wer in der Leichenstadt gelandet war, den erwartete dort auch die Hölle.
    Die Schwester erfaßte den Arm des Inspektors und drückte sich scheu gegen Suko. Es war ihr anzusehen, daß sie noch

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