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Die Leichenstadt

Die Leichenstadt

Titel: Die Leichenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herangerückt waren. Sie verbreiteten den seltsamen grünen Schein, der so typisch für die Leichenstadt war. Meiner Ansicht nach mußten wir uns nicht mehr in der Pyramide befinden, sondern unterhalb dieses Bauwerks.
    In der unheimlichen Tiefe dieses Landes…
    Ich schauderte, als ich daran dachte, und wurde aus meinen Gedanken gerissen, als unser Nachen plötzlich in einen Wellenkreisel geriet, der uns herumschleuderte.
    Wir wurden zum Spielball der Fluten.
    Ich sah nicht, wie Doreen Delano sich festklammerte und tat instinktiv das gleiche.
    Das Boot begann sich zu drehen. Es wurde schnell und gewann von Sekunde zu Sekunde immer mehr an Fahrt. Um die eigene Achse drehte es sich, wir hörten das Gurgeln und Schmatzen des Wassers, es spritzte über. Gischt aus blutigem Schaum übersprühte uns, und dann wurde der Nachen regelrecht ausgespien.
    Als hätte ihm ein gewaltiger Arm einen Stoß gegeben, so wurden wir nach vorn katapultiert, einfach raus aus dem verdammten Kreisel und hinein in eine Höhle oder einen Tunnel, der sich plötzlich vor unseren Augen weitete.
    Mir lief ein Schauer über den Rücken, denn ich wußte nun, wo wir waren. Es war nicht zu übersehen.
    Wir befanden uns bei den Gräbern der Großen Alten!
    ***
    Suko stöhnte auf. Er konnte die Reaktion einfach nicht unterdrücken. Bisher hatte er noch an einen Irrtum der kleinen Jennifer geglaubt. Das stimmte nun nicht.
    In dem Spielkeller lauerte etwas Fremdes, Unheimliches. Schwarze Magie!
    Bevor Suko es verhindern konnte, sprang die Schwester vor und warf ebenfalls einen Blick in den Raum.
    Sie blieb stehen, reckte ihren Körper, die Augen wurden starr, das Gesicht nahm einen grünen Schimmer an, als es vom Widerschein getroffen wurde, und Suko gelang es im letzten Augenblick, die Frau zurückzureißen, bevor sie sich in Lebensgefahr begab. Sie fiel in Sukos Arme, drehte den Kopf und schaute den Chinesen an.
    »Was… was ist das?«
    »Schwarze Magie!«
    »Und Jenny?«
    »Muß und wird auch damit fertig werden. Sie ist ja kein Mensch mehr…«
    »Daddy, Mummy…« Die Stimme der kleinen Jennifer klang seltsam hohl und verwehend, als wäre sie Lichtjahre von Suko und der Schwester getrennt. Dazwischen hörten die beiden auch noch ein anderes Geräusch. Es war ein hohles Pfeifen und Heulen, das so gar nicht zu dem Rufen des Kindes passen wollte.
    Schwester Bonifatia hatte sich wieder einigermaßen gefangen. »Was wollen Sie jetzt tun?« flüsterte sie.
    Der Inspektor hob die Schultern. »Ich… ich weiß es noch nicht. Aber viel Zeit kann ich mir nicht lassen.«
    »Haben Sie denn eine Erklärung?« Die Schwester schaute dem Inspektor hoffnungsvoll ins Gesicht, und Suko konnte ihr keine genaue Antwort geben.
    »Nur eine Vermutung.«
    »Dann sagen Sie mir diese, bitte!« drängte die Frau.
    Suko schaute auf die offene Tür. Er und die Schwester standen zu ihr im toten Winkel. Aus dem Zimmer fiel der grüne Schein bis in den Gang, und der Chinese suchte krampfhaft nach einer Lösung. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Es ist folgendes. Innerhalb dieses Spielzimmers muß sich ein Zentrum schwarzer Magie befinden. Vielleicht ein Dimensionstor…«
    »Ein was?«
    Suko nickte. »Ein Dimensionstor. Es gibt solche Tore, durch die man in eine andere Welt gelangen kann.«
    »Das ist doch Utopie.«
    »Bis vor wenigen Jahren glaubte ich es auch, aber ich bin eines Besseren belehrt worden.«
    »Und weshalb haben wir nie etwas davon bemerkt?«
    »Vielleicht ist es erst vor wenigen Tagen entstanden«, erwiderte Suko, sah aber ein, daß er die Zweifel der Schwester nicht beseitigen konnte.
    »Nein, Inspektor, das kann ich Ihnen nicht glauben. Dimensionstore, schwarze Magie, Spuk, Zauber, gehört das nicht alles ins finstere Mittelalter?«
    »Auch dahin«, gab der Chinese zu. »Aber all diese Dinge haben überlebt, Schwester.«
    »Daddy, Mummy! Da seid ihr ja. Bitte, wartet auf mich! Ich komme zu euch…«
    »O Gott, die Kleine!« Schwester Bonifatia stieß die Worte hervor. Und diesmal konnte Suko sie nicht halten. Sie wischte an ihm vorbei. Ihr langer schwarzer Rock wehte, dann drehte sie sich um den Türpfosten, übersprang die Schwelle, und Suko hörte genau in dem Augenblick ihren gellenden Schrei, als er startete und sie in den Spielraum schaute. Zwei Sekunden später hatte Suko ebenfalls die Stelle erreicht. Obwohl die Zeit kaum meßbar war, nahm er dennoch die Eindrücke in sich auf. Das Zimmer hatte sich in eine grüne Hölle verwandelt. Der Schein füllte es

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