Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sie so sehr geliebt hatte.
    Auch jetzt konnte er dieser Verlockung nicht widerstehen. Zwar schmolz er nicht dahin, doch seine innere Abwehr stand kurz vor dem Zusammenbruch.
    Lizzy redete weiter. »Es ist wunderschön, wenn man begehrt ist«, flüsterte sie. »Ich habe dich gewarnt, hierherzukommen. Du hast es trotzdem getan. Ist deine Sehnsucht so groß gewesen?«
    Plötzlich konnte Jules wieder sprechen, auch wenn es nur ein ›Ja‹ war, das er über seine Lippen preßte.
    Sie strahlte. Ihr Gesicht schien von warmen Sonnenstrahlen beührt zu werden. Von einem Augenblick zum anderen war sie die Person geworden, als die er sie kannte. Sie jubelte innerlich, und alles andere schien sie vergessen zu haben.
    »Dann komm her!« rief sie ihm zu. »Komm endlich zu mir. Ich warte doch auf dich!«
    Und Jules hatte auf eine derartige Einladung gewartet. Trotz seiner Furcht hatte sich dies immer in seinem Hinterkopf festgesetzt. Die Barriere war zusammengebrochen, es gab nichts Trennendes mehr zwischen ihnen beiden. Die Liebe hatte gesiegt.
    Was war schon das Verbrennen der Hexe gewesen? Nichts als ein böser Traum. Schreckliche Erinnerungen, die möglicherweise nicht einmal den Tatsachen entsprachen. Ein Spuk, der vergangen war.
    Irreale Bilder, geboren aus Phantasien, denn hier war die einzige, die echte Lizzy Lamotte.
    »Bitte, Jules, du mußt dich beeilen, die eine Stunde ist bald vorbei. Es wird Zeit…«
    »Ja, ja, ich komme.« Er dachte über die Worte nicht nach und schaute auch nicht auf den Zeiger, der sich immer weiter über das Zifferblatt hinwegbewegte und sich allmählich der vollen Stunde näherte. Noch trennten ihn zehn Minuten davon.
    Da sich Jules unterhalb seiner Geliebten aufgehalten hatte, mußte er einen Weg finden, der ihn zu ihr führte. Vielleicht führte die Treppe zu ihr, die er rechts vor sich sah.
    Die Stufen waren schmal und hoch und aus schlichten Holzbrettern zusammengenagelt. Ein eisernes Geländer gab ihm den nötigen Halt.
    Mit jedem Schritt, den er zurücklegte, wuchs seine innere Spannung.
    Nein, es war etwas anderes, das in ihm hochstieg. Es war die Sehnsucht danach, Lizzy endlich in die Arme schließen zu können, denn darauf, da war er sich sicher, warteten beide.
    Das Ende der Treppe. Der Weg nach links, wo sie wartete und ihm bereits die Arme entgegenstreckte. Im Licht der Kerzen wirkte sie noch schöner, weil der Flammenschein ihren Körper mit sehr weichen Konturen übergoß. Lizzy kam ihm vor wie ein Gemälde, und er konnte es kaum erwarten, sie in die Arme zu schließen.
    Seine Augen glänzten, die ihren ebenfalls. Zusätzlich spiegelte sich in den Pupillen das Licht der Kerzen und erfüllte sie mit geheimnisvollen Reflexen.
    Seine Knie waren schon weich, als er die nächsten Schritte machte. Das Herz klopfte schneller, und er erinnerte sich an die erste Begegnung. Da hatte er sich ebenfalls so gefühlt.
    Auf einmal kam ihm die Zeit zu kurz vor. Er konnte es nicht mehr erwarten.
    »Lizzy!« Mit einem Schrei auf den Lippen rannte er die letzten Schritte und warf sich in die Arme der Frau. Sie umfing ihn mit einem festen Griff, daß er sich eigentlich hätte wundern müssen, aber Jules war trunken vor Liebe. Er hatte das erreicht, was er sich wünschte, sie noch einmal in dieser Nacht in die Arme zu schließen und seine Hände über ihren Körper gleiten zu lassen, was er auch tat.
    Der Stoff war sehr dünn. Er spürte unter ihm die festen Brüste mit den steil aufgerichteten Warzen. Er streichelte ihre Schenkel, und seine Hände glitten höher. Dabei fiel ihm nicht auf, wie fest und klammernd ihr Griff geworden war und daß er plötzlich in die Höhe gehoben wurde.
    Er schwebte mit beiden Füßen über dem Boden, als die Frau einen Schritt vorging.
    Dann noch einen.
    Jules küßte sie. Seine Lippen berührten ihren Mund, und er hatte das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Er machte weiter. Seine Hände umklammerten ihren Hals, wo die Haut ebenfalls so herrlich weich war, dann fuhren sie an ihrem Gesicht in die Höhe, sie zerwühlten das weiche, braune, so herrlich dichte Haar, während er kaum merkte, daß sie sich bewegte, und im Sturm seiner Gefühle gefangenblieb.
    Seine Lippen lösten sich von ihrem Mund und begannen mit der Wanderschaft über ihr Gesicht. Er küßte Lizzys Wangen, die Augen, die Stirn. Er hörte sich selbst Worte murmeln, die er selbst nicht fassen konnte, die ihn aber in eine Leidenschaft hineinrissen, wie sie kaum mehr zu begreifen war.
    Lizzy blieb
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher