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Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht kriegst. Dann hast du dich mal an die Freiheit gewöhnt und dir eine Leck-mich-am-Arsch-Stimmung zugelegt. Das sehe ich so.«
    »Kannst recht haben.«
    Tom lachte und trank wieder. »Der Chef ist noch immer nicht da. Auch von den anderen läßt sich kaum jemand blicken. Nur Madame Bovary hat ihre Köter ausgeführt.«
    »Die habe ich noch nicht gesehen.«
    »Das ist der kleine Blonde mit dem großen Hut.« Tom lachte.
    »Der Blonde? Ist sie keine Frau?«
    »Nee, so ein Mittelding. Ist ein Mann, fühlt sich aber als Weib. So ein Travistet oder ähnlich.«
    »Transvestit.«
    »Richtig. Kennst dich ja aus.« Er war erstaunt.
    »Habe darüber mal was gelesen. Das kann manchmal ganz schön beschissen sein, wenn man sich in seiner Haut nicht wohl fühlt. Nur ist mir gerade etwas anderes eingefallen.«
    »Was denn?«
    »Da muß in der Nacht was passiert sein, glaube ich.«
    »Klar, du warst unterwegs.«
    »So meine ich das nicht. Etwas anderes, denn ich habe einen Wagen entdeckt. Einen Polo, ist ein deutsches Fabrikat.«
    »Weiß ich selbst.«
    »Sorry. Wem gehört der Wagen?«
    »Von uns fährt keiner einen Polo.«
    Ich streckte den Arm aus und drückte ihn nach links. »Dahinten ist er abgestellt worden. In guter Deckung.«
    Tom hob die Schultern. Er wollte noch etwas sagen, hielt aber seinen Mund, denn quer über dem Platz stiefelte der Chef, Tonio Baresi, auf uns zu.
    Ich mußte grinsen, als ich den Mann sah. Die hohen gelben Gummistiefel paßten nicht zu den kurzen Beinen. Der Mann trug eine Regenjacke und schützte seinen Kopf mit dem wenigen Haar durch eine Baskenmütze vor dem Regen. Beim Gehen sah er aus wie ein zu großer Zwerg in der Kleidung eines Erwachsenen. Mit bösen Blicken schaute er sich um. Er bewegte den fleischigen Mund, ohne zu sprechen, und ich hatte den Eindruck, daß er es auf mich abgesehen hatte. Dennoch konnte ich mir das Grinsen über seinen Auftritt nicht verkneifen.
    Vor uns blieb er stehen. Er fixierte mich. »Was grinst du so, verdammt?«
    »Ich freue mich.«
    Baresi wußte nicht, ob er sich auf den Arm genommen fühlen sollte oder nicht. Sicherheitshalber gab er eine leicht drohend klingende Antwort.
    »Die Freude wird dir gleich vergehen, das kann ich dir versprechen. Die Zeit der Faulen ist vorbei!«
    »Probleme, Chef?« erkundigte sich Tom.
    »Warum?«
    Mein Kollege hob die Schultern. »Keine Ahnung, aber ich denke schon, daß es welche gibt. Sonst haben wir schon immer ziemlich früh angefangen, heute sieht es eher nach Urlaub aus.«
    Baresi schnappte nach Luft. Er konnte das Wort kaum fassen. »Urlaub?« jaulte er.
    »Ja, Chef, Sie teilen die Arbeit immer ein.«
    »Das wird auch noch geschehen.«
    Ich wollte ihn provozieren, denn er konzentrierte sich bereits auf unseren Job, schaute an uns vorbei auf die Plattform des Skooters und wollte uns etwas sagen. »Da steht ein Wagen, Chef!«
    Der Satz brachte ihn aus dem Konzept. »Was meinst du damit?«
    »Ein deutscher Wagen, ein Polo. Wem gehört er?«
    »Interessiert dich das?«
    »Ich habe nur gefragt.«
    »Das hat dich nicht zu interessieren.«
    »Schon gut, Chef.«
    Er funkelte mich böse an. Andere als ich hätten vielleicht zur Seite geschaut, der Typ war ich nicht. Ich hielt seinem Blick stand und sah, daß sich noch etwas anderes in den Pupillen des Mannes ausgebreitet hatte. Ein tiefes Mißtrauen, ein Lauern.
    Ich konnte mir vorstellen, daß ihn meine Frage nach dem fremden Wagen aus seiner relativen Ruhe aufgeschreckt hatte.
    »Ich kenne den Polo auch nicht«, stand mir Tom bei.
    Baresi suchte nach einer Ausrede. Er quälte sich.
    Schließlich hatte er sie gefunden. »Ja, ich habe Besuch bekommen. Es ist eine private Sache. Verstanden?«
    Tom hob die Hand. »Geht klar, Chef.«
    »Und ihr könnt anfangen.«
    »Hier?«
    »Nein, am Karussell. Ihr werdet die Figuren abbauen, sie unterstellen und überholen. Reinigen, neu lackieren, falls nötig, und damit werdet ihr euch in der nächsten Zukunft beschäftigen, die auch länger dauern kann.«
    »Wird mal wieder Zeit, nicht?«
    »Ja, du kennst das, Tom.« Wir standen auf.
    Baresi ging einen Schritt zurück. Es gefiel ihm nicht, daß wir ihn überragten. Er wandte sich schnell ab und lief stampfend vor uns her.
    Tom griente in seinen Bart hinein. »Mich mag er nicht besonders, dich schon gar nicht.«
    »Wen mag er denn?«
    »Lizzy.«
    »Wer ist das denn?«
    »Lizzy Lamotte. Toller Typ, ein heißer Ofen, hätte man früher gesagt. Sie ist der Schuß hier überhaupt. Sie ist

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