Die Leichenuhr
gefaßt hatte, während er seine Hand im Gras zu reinigen versuchte.
Dieses Blut hatte sich in Lizzys Bett befunden. Es war eine stockige Flüssigkeit gewesen, der Vergleich mit dem Pudding kam ihm wieder in den Sinn.
Wie war das Blut in Lizzys Bett gelangt?
War sie etwa verletzt? Konnte er ihr helfen? Vielleicht hatte sie nicht mehr länger in ihrem Wagen bleiben können und suchte jetzt ein Versteck? Im Kabinett würde sie kaum jemand vermuten.
Hatte er bisher noch gezögert, so sollte sich dies sehr schnell ändern.
Eine Pause gab es nicht mehr, er nahm denselben Weg wie Lizzy und war auch froh, daß er sich auskannte.
Im Gegensatz zur Vorderseite war die hintere nicht mit bunten Bildern bemalt. Sie war nicht mehr als eine dunkle Holzfläche, die zudem muffig und feucht roch.
Wieder blieb Jules vor einer Tür stehen. Hinter ihr aber lag etwas Fremdes, denn den Wohnwagen hatte er gekannt. Nun kam es ihm vor, als würde er eine fremde, unheimliche Welt betreten, die eine Hölle für sich war.
Er hatte einen trockenen Mund bekommen. Die innere Stimme sagte ihm, daß es Wahnsinn war, was er da tat, aber irgendwo gab es auch eine Grenze. Da mußte man sich entscheiden, und er hatte sich entschieden.
Er würde den Weg gehen. Allein wegen Lizzy. Und er würde auch über seinen eigenen Schatten springen. Es kam ihm vor wie die erste Mutprobe seines Lebens. Als er daran dachte, mußte er schon lächeln.
Dabei verkrampfte er sich.
Wenn Lizzy von innen abgeschlossen hatte, würde er sich zurückziehen.
Das hatte er sich vorgenommen, und irgendwie hoffte er auch, daß es zutraf.
Sie hatte nicht von innen abgeschlossen.
Jules öffnete die Tür. Er hörte das Knarren jetzt deutlicher, bekam eine Gänsehaut, die auch blieb, als er den Schritt in das unbekannte, fremde und feindselige Dunkel machte.
Er zog auch die Tür zu.
Die Angst kam, als sich die Dunkelheit wie ein tiefer Sack über ihn stülpte. Er sah überhaupt nichts. Das Gefühl der Klaustrophobie überkam ihn schlagartig. So wie ihm mußte es jemandem gehen, der lebendig begraben worden war.
Er dachte an Lizzy und erinnerte sich wieder daran, daß er ihr mal vorgeschlagen hatte, dieses Kabinett zu besichtigen. Aber Lizzy hatte es strikt abgelehnt. Sie wollte nicht, es wäre nicht gut, hatte sie ihm gesagt.
Jetzt wußte er, daß sie recht hatte.
Dieser Bau war kein guter Ort.
Er war gefährlich. Trotzdem ging Jules Vangard weiter. Liebe macht bekanntlich blind. Sie kann auch manchmal tödlich sein…
***
Der Traum
Wer mich kennt, der weiß, daß ich ein Mensch bin, der sich am Abend, wenn es die Zeit erlaubt, gern früh hinlegt, zumeist vor Mitternacht, und sich darüber freut, tief und fest zu schlafen. Einfach wegsacken, um am anderen Morgen mit einem guten Gefühl und auch erfrischt zu erwachen.
So etwas klappt nicht immer, schließlich ist der Mensch keine Maschine, aber in der Regel hatte ich keine Schlafprobleme.
Leider hatte sich das geändert!
In den letzten drei Nächten war ich zwar zum Schlaf gekommen, aber er war verdammt unruhig gewesen, bedingt durch einen bestimmten Traum, den ich nicht einordnen konnte, über den ich aber mit meinem Freund Suko gesprochen hatte, ohne von ihm eine Lösung serviert zu bekommen. Er hatte nur die Schultern gehoben und davon gesprochen, daß ich mit dem Problem allein fertig werden müßte.
Klar, war das meine Sache, auch andere wurden mit den Problemen allein fertig. In meinem Fall sah ich es nur etwas anders an, denn es waren keine verschiedenen Träume, die mich plagten, sondern immer wieder der gleiche.
Am vierten Abend glaubte ich nicht mehr an einen Zufall. Auch deshalb nicht, weil sich der Traum intensiviert hatte und ich mit immer mehr Details konfrontiert worden war. Ich hatte über eine Lösung nachgedacht und war auch zu einem Ergebnis gekommen. Dieser Traum mußte mehr als eine Botschaft verstanden werden.
Die Botschaft an mich – doch von wem?
Das war die Frage, der ich nachgehen mußte, nur kam ich mit Überlegungen nicht weit, denn die Hauptfigur des Traumes war mir unbekannt. Doch beim drittenmal hatten sich bereits mehrere Details herauskristallisiert, und ich wartete voller Spannung auf den vierten Traum. Ich hatte das Gefühl, daß er der entscheidende werden würde, und ich war bereits tagsüber ziemlich aufgeregt. Ich hatte mir einen Tag im Büro auserbeten, um gewisse Dinge zu ordnen. Ich wollte Rechnungen aufarbeiten, mal wieder mit Glenda Perkins reden, wobei ich
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