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Die leichten Schritte des Wahnsinns

Die leichten Schritte des Wahnsinns

Titel: Die leichten Schritte des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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so viel, wie er laut
     Vorschrift sagen mußte. Kein Wort mehr. Aber das war völlig ausreichend.
    Ijewlew hatte schon vorher vermutet, daß die Schießerei keine übliche Abrechnung unter Ganoven war, sondern ein ganz konkreter
     Auftraggeber dahinterstand. Als nun noch in den Kinderwagen der kleinen Tochter von Oberst Krotow ein Sprengsatz mit Fernzündung
     geschmuggelt worden war, bestand für den Major kein Zweifel mehr: Drossel war auf Befehl von oben beseitigt worden und keineswegs
     in der Hitze eines zufälligen Gefechts. Jemand wollte Oberst Krotow und seinen Leuten zu verstehen geben, daß sie besser die
     Finger von der Sache lassen sollten. Wahrscheinlich rechnete man damit, daß die Ehefrau sofort in London anrufen würde und
     der entsetzte Oberst seine Dienstreise abbrechen, nach Moskau zurückeilen und dort alles Nötige tun würde, um die ganze Sache
     – die Schießerei ebenso wie die Ermordung des Sängers Asarow – in einer Sackgasse enden zu lassen.
    Ijewlew war überzeugt, daß der Kinderwagen nicht zufällig explodiert war, bevor das Kind wieder darin saß. Man wollte niemanden
     töten, sondern der Frau des Oberst nur einen nachhaltigen Schrecken einjagen. Diese sonderbare Person jedoch, diese Jelena
     Nikolajewna Poljanskaja, war zwar zu Tode erschrocken, erzählte aber ihrem Mann nichts von der Explosion, wollte seine Nerven
     schonen. Vielleicht würde man versuchen, sie ein weiteres Mal einzuschüchtern. Und ebendiese Leute, die das tun würden, interessierten
     Ijewlew sehr. Er beschloß, die Poljanskaja in Sibirien rund um die Uhr sorgfältig beobachten zu lassen. Durchaus möglich,
     daß der zweite Einschüchterungsversuch dort und nicht in Moskau stattfinden würde. Obwohl man von dort nicht so einfach nach
     London telefonieren konnte.
    ***
    Es war Viertel vor drei in der Nacht. Michael hatte vergessen, den Riegel wieder zurückzuschieben, und Lena mußte lange Sturm
     klingeln, um ihn aufzuwecken. Olga stand neben ihr und redete ihr zu, bei ihr zu übernachten.
    »Du solltest besser bei mir bleiben«, sagte Lena, als sie endlich Michaels Schritte hinter der Tür hörte. »Du bist doch kaum
     noch imstande, dich wieder ans Steuer zu setzen.«
    »Hast du eine ungebrauchte Zahnbürste?« fragte Olga.
    »Hab ich«, sagte Lena, »auch einen Bademantel, Pantoffeln, alles da.«
    »Na gut, schon überredet.«
    Michael stand in Unterhose und T-Shirt in der Tür. Er rieb sich wie ein Kind die Augen und gähnte mit weit aufgerissenem Mund.
    »Jemand hat versucht, die Tür zu öffnen«, teilte er in verschwörerischem Tonfall mit, »ich habe gedroht, die Polizei zu rufen.«
    »Ein mißtrauischer Mensch sind Sie, Michael«, sagte Olga kopfschüttelnd, nachdem sie seinen Bericht gehört hatte. »Sie haben
     zu viele Schauergeschichten über Rußland im Fernsehen gesehen, und jetzt vermuten Sie an jeder Ecke Banditen. Vielleicht hat
     sich jemand in der Tür geirrt?«
    »Du hast also gesehen, daß eine große Frau in einem dunklen Mantel aus dem Haus gekommen ist?« vergewisserte sich Lena.
    »Ja, der Hof war hell genug beleuchtet«, erwiderte Michael, »aber es ist durchaus möglich, daß diese Frau einfach so aus dem
     Haus gekommen ist. Das heißt, daß nicht sie es war, die die Tür öffnen wollte.«
    Das Telefon klingelte.
    »Ach ja«, besann sich Michael, »es ruft ständig ein Mann an, aber er kann kein Englisch. Ich habe nur verstanden, daß er Lena
     sprechen will.«
    Lena nahm den Hörer ab und sagte müde: »Ja, bitte?«
    »Entschuldige, ich hatte Sehnsucht«, sagte eine leise Stimme, die sie sofort erkannte, obwohl sie mit diesem Mann noch nie
     zuvor telefoniert hatte.
    »Wenja, es ist schon sehr spät.«
    »Ich weiß. Aber ich kann nicht einschlafen, bevor ich nicht wenigstens ein paar Worte mit dir gesprochen habe. Sag, was heute
     morgen geschehen ist, war doch kein Traum?«
    »Nein, Wenja, das war kein Traum.« Lena preßte mit der Schulter den Hörer ans Ohr, zog die Stiefel aus und holte aus dem Wandschrank
     Pantoffeln für Olga und sich.
    Michael war inzwischen wieder ins Bett gegangen, und Olga hatte sich im Badezimmer eingeschlossen. Lena ging mit dem Telefon
     in die Küche, setzte sich mit untergeschlagenen Beinen aufs Sofa und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich liebe dich«, sagte die Stimme im Hörer leise, »ich kann ohne dich nicht leben. Ich habe noch nie zu jemandem solche Worte
     gesagt und noch nie im Leben etwas Ähnliches gefühlt.«
    »Wo ist deine Frau

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