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Die leichten Schritte des Wahnsinns

Die leichten Schritte des Wahnsinns

Titel: Die leichten Schritte des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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alle sind hirnlos und geldgierig. Es gibt solche und solche, wie überall.«
    »Übertreib nicht.« Olga runzelte die Stirn. »Das ist doch im Grunde alles Massenware. Und ums Äußere geht es hier auch gar
     nicht. Obwohl, unter uns gesagt, mit deinem Äußeren ist auch alles bestens. Aber das ist nicht der springende Punkt. Wenn
     alles so einfach und langweilig wäre, hätten die Menschen längst aufgehört, sich zu verlieben.«
    »Gut, nehmen wir an, Wolkow ist plötzlich übergeschnappt und hat sich verknallt wie ein sechzehnjähriger Grünschnabel. Aber
     warum hat dann die bloße Erwähnung meines Namens einen hysterischen Anfall bei ihm ausgelöst? Er hat ›Nein!‹ gebrüllt.«
    »Eben darum. Im Überschwang der Gefühle.«
    »Ehrlich gesagt, an derartige Shakespearesche Leidenschaften glaube ich nicht, aber selbst wenn es so wäre, hätte Wolkows
     vorsichtige Ehefrau doch in aller Ruhe einen Killer engagieren können.«
    »Wir beide haben noch nie einen Killer engagiert und wissen nicht, wie man das macht. Ich bin sicher, es sieht nur so aus,
     als sei es einfacher, einen Killer zu engagieren, als einen Klempner zu bekommen. Und wenn dir Eifersucht allein nicht ausreicht,
     dann nimm noch das Geld dazu. Sehr viel Geld. Daß sie versucht hat, dich zu erledigen, bevor es zwischen euch zu einem Verhältnis
     kommt, ist auch völlig verständlich. Wenn dir auf dem Höhepunkt einer Affäre mit Wolkow etwas passiert wäre, dann hätte man
     seine Frau als erste verdächtigt.«
    »Aber warum soll sie überhaupt glauben, daß es zu einerAffäre kommt? Ich bin verheiratet und habe nicht die Absicht, meinem Mann Hörner aufzusetzen. Wenn sie so klug ist, warum
     begreift sie das nicht?«
    »Weil sie sich für deine Absichten nicht interessiert. Es ist Wolkow, der sie beunruhigt. Du bist für sie so etwas wie eine
     Naturkatastrophe, die man rechtzeitig verhindern muß. Sie weiß: Je länger du Widerstand leistest, desto heftiger wird er brennen.
     Sie spürt, daß er sich nicht beruhigen wird.«
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Was du sowieso vorhattest. Flieg nach Sibirien. Vielleicht kühlt sie sich in diesen zehn Tagen ein wenig ab.«
    »Und Wolkow?«
    »Wolkow erwischt dich überall«, sagte Olga lachend, »und wird nicht eher Ruhe geben, bis er dich im Bett hat. Das garantiere
     ich dir. Aber er ist für dich nicht gefährlich. Ich meine damit, er hat nicht vor, dich umzubringen.«
    Lena war ganz anderer Meinung. Aber sie widersprach nicht. Sie stritt sich ohnehin nicht gern. Wozu auch?
     
    Sie hatten gar nicht gemerkt, wie sie nach Moskau gekommen waren. Es war tief in der Nacht.
    »Hör mal«, schlug Olga vor, »laß uns noch in eine Kneipe gehen. Ein bißchen Ablenkung wird dir guttun. Und mir auch.«
    »In was für eine Kneipe? Mitten in der Nacht!«
    »Wohin du willst. In den ›Tramp‹ oder in den ›Stanislawski-Club‹. Da geht es eher ruhig und gesittet zu.«
    »Ich will nirgendshin«, wehrte Lena ab. »Wenn ich ehrlich bin, ziehe ich Chips mit Coca-Cola und Apfelkuchen von MacDonald’s
     allen kulinarischen Extravaganzen vor.«
    »Na gut, wenn du Appetit auf Chips mit Coca-Cola hast, fahren wir in die amerikanische Bar am Majakowski-Platz.«
    »Und Michael?«
    »Ruf ihn an und sag, du kämst erst spät nach Hause. Und deinen Dienst als Beraterin und Dolmetscherin trittst du morgen früh
     an.«
    Michael hatte noch nicht geschlafen. Er sprudelte gleich los und erzählte seine Eindrücke von der Tretjakow-Galerie.
    »Warte nicht auf mich«, sagte Lena. »Geh schlafen. Ich komme erst spät zurück. Schließ bitte das zusätzliche untere Türschloß
     ab. Ich habe einen Schlüssel dafür.«
    »Ich gehe noch lange nicht schlafen«, meinte der Professor. »Ihr habt ein so interessantes Fernsehprogramm. Ich verstehe kein
     Wort, aber ich kann mich einfach nicht losreißen.«
    ***
    »Hast du den alten Mercedes aus der Garage geholt?« fragte Regina.
    Wolkow nickte.
    »Und ich wollte schon den Wachleuten die Leviten lesen. Wo warst du übrigens heute morgen? Die Bank hat angerufen und wollte
     dich sprechen.«
    »Ich war geschäftlich unterwegs«, antwortete Wenja ruhig, ohne sie anzusehen.
    »Warum so finster?« fragte Regina. »Geschäft ist Geschäft. Wie fühlst du dich?«
    »Gut.«
    »Das hört man gern.« Regina trat zu ihm und streichelte ihn über die Wange. »Ich habe heute Veronika Rogowez getroffen.«
    »Meinen Glückwunsch«, brummte er und machte eine leichte Kopfbewegung, um ihre Hand von

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