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Die leichten Schritte des Wahnsinns

Die leichten Schritte des Wahnsinns

Titel: Die leichten Schritte des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Ehrlich gesagt, ich verstehe auch nicht, wieso Nika das nötig hat. Sie ist ganz verrückt
     auf all diesen mystischen Mumpitz, ständig redet sie von Karma und Astralleibern. Sie hat sogar angefangen, Bücher zu lesen.«
    »Kennen Sie die Gradskaja eigentlich auch?«
    »Flüchtig.«
    »Haben Sie schon einmal näheren Kontakt zu ihr gehabt, sich mit ihr unterhalten?«
    »Guten Tag, auf Wiedersehen, mehr nicht.« Sie zuckte gleichgültig die Schultern. »Man trifft sich halt bei verschiedenen Anlässen,
     mal erkennt sie mich, mal guckt sie durch mich hindurch. Sie verstehen schon – wer bin ich, und wer ist sie.«
    »Aber Ihre Freundin hat doch recht engen Kontakt zu der Gradskaja«, erinnerte Mischa sie.
    »Nika hat auch einen ganz anderen Status.« Irina lächelte spöttisch.
    »Was meinen Sie, hat der Tod von Asarow Veronika sehr hart getroffen?«
    »Doch, ja, es hat sie getroffen, natürlich. Sie hat sogar geweint.«
    »Hat sie im Gespräch mit Ihnen irgendwelche Vermutungen oder Verdächtigungen geäußert, wer das getan haben könnte?«
    »Wissen Sie«, Irina verzog verächtlich den Mund, »Nika ist natürlich ein Schaf, aber so blöd ist sie denn doch nicht. Über
     solche Dinge spricht man nicht.«
    Mischa biß sich auf die Zunge. Offensichtlich zweifelte man in diesen Kreisen nicht daran, daß Asarow von den Freunden jener
     Ganoven umgebracht worden war, über die er als Zeuge ausgesagt hatte. Und deshalb kam ein Gespräch über dieses Thema für die
     Moskwina nicht in Frage. Der Vogel, der heute singt, ist morgen schon tot.
    Gut, sagte sich Mischa, wenn man darüber nicht spricht, dann lassen wir das eben.
    »Irina, Sie haben gesagt, daß Sie die Gradskaja bei verschiedenen Anlässen treffen. Wann und wo haben Sie sie das letzte Mal
     gesehen? Wissen Sie das noch?«
    »Wieso interessieren Sie sich so für die Gradskaja?«Irina krauste die Stirn. »Was hat die denn damit zu tun?«
    »Wissen Sie, um einen Mord aufzuklären, muß man sehr viele verschiedene Leute abklopfen. Im nachhinein stellt sich dann meist
     heraus, daß sie nichts damit zu tun haben. So laufe ich also herum und sammle Klatsch und Tratsch.« Mischa lächelte müde und
     vertraulich. »Manchmal ist es mir selber zuwider. Aber da kann man nichts machen, das ist unsere Arbeit.«
    »Eine scheußliche Arbeit haben Sie.« Irina nickte mitfühlend. »Aber meine ist auch nicht besser. Die Gradskaja habe ich vor
     ungefähr einem Monat auf der Präsentation von Juris Album im Club ›Status‹ gesehen. Da gab’s noch einen kleinen Skandal.«
    »Nämlich?«
    »Ach, dummes Zeug. Lohnt sich nicht, drüber zu reden«, winkte Irina ab.
    »Trotzdem, es interessiert mich schon, was für Skandale man auf Präsentationen erleben kann. Ich bin zu so etwas noch nie
     eingeladen worden und werde wohl auch in Zukunft kaum die Ehre haben.«
    »Na ja, irgend so ein Verrückter hat sich reingemogelt und Wolkow belästigt. Die Wache hat ihn nach zwei Minuten hinausbefördert.
     Das war der ganze Skandal.«
    »Und wer war dieser Verrückte? Kennen Sie ihn zufällig?«
    »Ich glaube, ein Sänger oder Komponist. Genau weiß ich es nicht. Wenn es Sie so interessiert, dann fragen Sie doch Nika.«
     
    Veronika Rogowez traf Mischa im Fitness-Center »Fee« in der Kaschirka-Straße an. Sie trat in die Pedale eines komplizierten
     Trainingsgerätes und war alles andere als erbaut über den Besuch des lästigen Einsatzleiters von der Petrowka.
    Er selber war auch nicht erfreut, daß er so weit, bis ans andere Ende von Moskau, pilgern mußte. Seine Grippe war noch nicht
     richtig auskuriert, er hielt das Fieber mit Aspirin niedrig. Sein Kopf tat weh, und das Denken fiel ihm schwer. Wahrscheinlich
     war der Skandal, der sich vor einem Monat ereignet hatte, keinen Pfifferling wert und hatte mit dem Mord an Asarow nichts
     zu tun.
    »Irgend so ein Bekloppter tauchte plötzlich auf«, preßte Veronika durch die Zähne, während sie weiterhin fleißig in die Pedale
     trat, »und brüllte Wolkow etwas ins Gesicht.«
    »Hatten Sie ihn früher schon mal gesehen?«
    »Flüchtig schon, glaube ich, war er nicht mal zum Vorsingen da? Ist das denn wichtig?«
    Mischa begriff selbst nicht recht, wieso er sich so an diesem unglückseligen unbekannten Randalierer festgebissen hatte. Wozu
     quälte er das vergeßliche Fotomodell, das sich schwitzend auf seinem Trainingsrad abstrampelte und in Gedanken den hartnäckigen
     Einsatzleiter zum Teufel wünschte, mit seinen Fragen?
    Aber er

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