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Die leichten Schritte des Wahnsinns

Die leichten Schritte des Wahnsinns

Titel: Die leichten Schritte des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Regina. Sie war Ärztin. Mischa Sitschkin hatte
     ihren Namen erwähnt, als sie über Katja Sinizyna gesprochen hatten.
    Ob sie Mischa anrufen und ihm von der Begegnung mit Wolkow erzählen sollte? Nein, das wäre zuviel des Guten – einem Untergebenen
     und Freund ihres Mannes die Geschichte von dem verliebten Produzenten anzuvertrauen. Mischa brauchte nicht zu wissen, daß
     sie Wolkow im Auto geküßt und so getan hatte, als sei sie ebenso verliebt in ihn und zu einer Affäre bereit, und daß sie dann
     noch mit ihm zusammen Schuhe für Lisa gekauft hatte. Die Leute vom Geheimdienst würden ihm sowieso die Seele aus dem Leib
     fragen, sich in seine Arbeit einmischen und Beweise verlangen. Bis zu Serjoshas Rückkehr würde er sich winden müssen wie ein
     Aal in der Pfanne. Die Beziehungen zwischen den beiden Behörden waren, gelinde gesagt, äußerst kühl.
    Nach der heutigen Begegnung bekam die ganze Geschichte einen zweideutigen Anflug. Während sie vorher absolut nichts vor Serjosha
     zu verheimlichen brauchte und nur auf seine Rückkehr wartete, begann sie jetzt zu zweifeln: Konnte sie ihm wirklich alles
     sagen?
    Sie lebte mit ihrem Mann seit knapp zwei Jahren zusammen, aber trotzdem wußte sie bis jetzt nicht, ob er eifersüchtig war
     oder nicht. Es hatte noch keinen Anlaß zur Eifersucht gegeben, sie vertrauten einander so sehr, daß nicht einmal der Gedanke
     daran aufgetaucht war. Lena versuchte, sich an Serjoshas Stelle zu versetzen. Wenn er nunerzählen würde, er hätte zum Beispiel aus dienstlichen Gründen den Verliebten spielen und eine fremde Frau küssen müssen?
     Selbst wenn er sagen würde, er hätte nichts dabei empfunden, nur so getan als ob – Lena wäre es schrecklich unangenehm, das
     zu hören.
    Sie hatte die Liebeskomödie nicht aus dienstlichen Gründen aufgeführt. Der Selbsterhaltungstrieb hatte sie dazu gebracht.
     Sie hatte nur Angst gefühlt, sonst nichts. Und trotzdem …
    Nein, dachte sie ärgerlich, diese ganzen Grübeleien über Eifersucht bringen nichts. Wolkow ist nicht verliebt, er will nur
     irgendwas herausbekommen, direkt und ohne Mittelsleute. Aber warum so kompliziert? Wenn ich für ihn gefährlich bin, warum
     heuert er nicht einfach einen Killer an, der mich in aller Ruhe aus dem Hinterhalt erledigt?
    Ich muß unbedingt den Grund dafür erfahren, die Verbindung zur Vergangenheit finden – wenn sie überhaupt existiert. Deshalb
     fahre ich ja auch nach Sibirien, deshalb wühle ich in alten Briefen. Wenn ich es nicht tue, tut es niemand …
     
    Das Erholungsheim »Istra« lag in einem schönen Kiefernwald. Lena war schon lange nicht mehr im Grünen gewesen; als sie aus
     dem Auto ausstieg, wurde ihr von der frischen Luft sogar schwindlig. Hier duftete es wirklich nach Frühling. Der Himmel hatte
     sich aufgeklärt und leuchtete in dem besonderen, heiteren Frühlingsblau, das einen tief durchatmen und glauben läßt, daß bald
     Sommer ist und alles gut wird.
    Am Eingang des Heims standen zwei robuste Wachleute in Tarnanzügen. Auch die Zufahrt war bewacht, aber eher pro forma. Diese
     beiden Männer hier am Eingang flößten Vertrauen ein. Die »Halbluxus-Suite«, in der Vera Fjodorowna und Lisa die nächsten zehn
     Tage wohnen sollten, erwies sich als höchst komfortables Zwei-Zimmer-Appartement mit Fernseher und Kühlschrank.
    Lena spazierte mit Lisa über die sauberen Wege des riesigen Parks und erzählte ihr ein Märchen, das sie beim Gehen aus dem
     Stegreif erfand. In dem Märchen wurde ein kleines Mädchen von zwei bösen Räubern verfolgt, aber es war klüger und stärker
     und besiegte sie immer wieder. Das Märchen sollte einen guten Schluß haben, aber irgendwie wollte es kein Ende finden.
    Es wurde dunkel. Vera Fjodorowna und Lisa gingen zum Abendessen. Olga und Lena tranken in der Bar neben der Kantine einen
     Kaffee und wollten dann fahren.
    Aber kaum hatte Lena einige vorsichtige Schritte zur Tür gemacht, da stürzte Lisa mit verzweifeltem Gebrüll hinter ihr her:
    »Mama, nicht wegfahren! Tante Olga soll allein fahren!«
    Und sie weinte so bitterlich, daß Lena und Olga noch eine Stunde länger bleiben mußten. Lena brachte sie ins Bett, saß ein
     Weilchen bei ihr und erzählte ihr das endlose Märchen leise weiter. Sogar im Schlaf hielt Lisa noch die Hand ihrer Mutter
     fest.
    »So, Mädels, geht jetzt ganz leise hinaus«, flüsterte Vera Fjodorowna. »Es ist spät geworden. Lena, mach dir keine Sorgen,
     du läßt sie ja nicht im

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