Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leiden eines Chinesen in China

Die Leiden eines Chinesen in China

Titel: Die Leiden eines Chinesen in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
»Sam-Yep« eben das Cap umschiffen, von dem aus das Land sich nach Nordosten hinzieht. Jenseits desselben bekam sie voraussichtlich den Wind von der Seite, also in der denkbar günstigsten Richtung. Ohne die Eigenschaften seines Fahrzeuges zu überschätzen, glaubte Kapitän Yin die Gestade von Fu-Ning innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden zu erreichen.
    Kin-Fo sah der Minute seiner Landung nicht ohne eine gewisse Ungeduld entgegen, welche Soun in höchstem Grade empfand. Craig-Fry dagegen hatten nur den einen Gedanken, daß, wenn Kin-Fo seinen Brief von Lao-Shen nicht binnen drei Tagen zurückerhalten habe, die »Hundertjährige« sich nicht mehr um ihn zu kümmern brauche. Seine Police ging mit der Nacht des 30. Juni zu Ende, da er nur den Betrag für eine Versicherung auf Zeit von zwei Monaten an den ehrenwerthen William J. Bidulph eingezahlt hatte. Später….
    »
All
… sagte Fry.
    –
Right
!« setzte Craig hinzu.
     

    Diese Vögel tauchen nämlich… (S. 150.)
     
    Gegen Abend, gerade als die Dschonke in den Eingang des Golfes von Leao-Tong einlief, sprang der Wind plötzlich nach Nordosten über, drehte sich dann nach Norden und wehte endlich aus Nordwesten.
     

    Sind dieselben geladen? fragte Craig. (S. 157.)
     
    Hätte Kapitän Yin einen Barometer an Bord gehabt, so hätte er ersehen können, daß die Quecksilbersäule plötzlich um vier bis fünf Millimeter gefallen war. Diese schnelle Abnahme des Luftdruckes deutete auf einen nicht sehr entfernten Typhon 1 hin, der schon die oberen Schichten der Atmosphäre in Bewegung setzte. Oder hätte Kapitän Yin die Beobachtungen des Engländers Paddington oder des Amerikaners Maury gekannt, so würde er gestrebt haben, seinen Kurs zu ändern und nach Nordosten zu steuern, um daselbst ein minder gefährliches Gebiet zu erreichen, wo er dem Mittelpunkte des Wirbelsturmes entging.
    Kapitän Yin benützte aber weder einen Barometer, noch bekümmerte er sich um das Gesetz der Cyclone. Hatte er denn nicht einen Hahn geopfert, und mußte ihn das nicht allein gegen jeden Unfall schützen? Er handelte übrigens gewissermaßen aus Instinct so, wie es ein europäischer Kapitän gethan hätte.
    Der Typhon entwickelte sich nur als mäßige Cyclone, die eine große Umdrehungs-Geschwindigkeit und eine centrale Fortbewegung von mehr als hundert Kilometern in der Stunde hatte. Er trieb die »Sam-Yep« also nach Osten, was deshalb noch günstig zu nennen war, weil sie sich dabei von einer gänzlich ungeschützten Küste entfernte, an der das Schiff gewiß in kurzer Zeit zugrunde gegangen wäre.
    Um elf Uhr Nachts wüthete der Sturm in größter Heftigkeit. Unterstützt von seiner Mannschaft, erwies sich Kapitän Yin jetzt als tüchtiger Seemann.
    Er lachte zwar nicht mehr bewahrte aber seine ganze Kaltblütigkeit. Mit kräftiger Hand regierte er das Steuer und lenkte das leichte Fahrzeug, das wie eine Möve auf den Wogen tanzte.
    Kin-Fo hatte seinen Wohnraum auf dem Hinterdeck verlassen. An die Schanzkleidung geklammert, betrachtete er den Himmel mit den schwarzen, zerfetzten Wolken, welche zum Theile als schwere Dunstmassen über das Wasser jagten. Seine Blicke schweiften über das Meer, das durch die dunkle Nacht in weißem Schaume leuchtete und dessen Wogen der Typhon zu gewaltiger Höhe emportrieb. Die drohende Gefahr erregte weder sein Erstaunen, noch kam ihm dabei das Gefühl der Furcht. Er rechnete Alles auf die endlose Reihe von Widerwärtigkeiten, welche das erbitterte Schicksal auf ihn häufte. Eine Ueberfahrt von sechzig Stunden ohne Sturm und im schönen Sommer – Glückskindern wäre sie gewiß zu Theil geworden, er zählte aber einmal nicht zu diesen.
    Craig und Fry empfanden eine weit größere Unruhe, wenn sie sich des Handelswerthes ihres Clienten erinnerten. Ihr Leben war gewiß nicht weniger werth als das Kin-Fo’s. Fanden sie jedoch mit ihm den Tod, so war mindestens das Interesse der »Hundertjährigen« außer Gefahr. Sich selbst vergaßen die gewissenhaften Agenten aber ganz und gar und hatten nur den einen Gedanken, ihre Pflicht zu erfüllen. Umkommen?… Kleinigkeit! Zusammen mit Kin-Fo?… Gleichgiltig… aber nicht vor Mitternacht des 30. Juni. – Eine Million zu retten, das war Craig-Fry’s einziges Sinnen und Trachten!
    Für Soun unterlag es keinem Zweifel, daß die Dschonke dem Untergange geweiht, oder vielmehr, daß man schon in dem Augenblicke so gut wie verloren gewesen sei, als man sich, trotz des herrlichen Wetters, dem treulosen

Weitere Kostenlose Bücher