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Die Leiden eines Chinesen in China

Die Leiden eines Chinesen in China

Titel: Die Leiden eines Chinesen in China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Elemente anvertraute. O, wie gut hatten es die Passagiere des Raumes! Ai, ai, ya! Sie fühlten kein Rollen und Schaukeln! Ai, ai, ya! Und doch legte sich der unglückliche Soun die Frage vor, ob er nicht auch an ihrer Stelle noch die Seekrankheit bekommen hätte!
    Drei Stunden lang schwebte die Dschonke in nicht geringer Gefahr. Eine falsche Bewegung des Steuers konnte ihr den Untergang bereiten, da das wüthende Meer über sie hinweg gebrandet wäre. Konnte sie auch nicht kentern wie eine Kufe, so konnte sie sich doch mit Wasser füllen und versinken. Sie mitten in den von Sturm gepeitschten Wogen in bestimmter Richtung zu erhalten, daran war ja gar nicht zu denken. Ebensowenig vermochte irgend Jemand den eingehaltenen Kurs und den zurückgelegten Weg abzuschätzen.
    Inzwischen fügte es ein günstiger Zufall, daß die »Sam-Yep« ohne größere Havarien den eigentlichen Mittelpunkt des atmosphärischen Wirbels erreichte, der einen Umkreis von etwa hundert Kilometer haben mochte. Hier dehnte sich auf zwei bis drei Meilen eine ruhige Meeresfläche aus, über der man kaum einen Windhauch spürte. Diese beschränkte Stelle erschien wie ein friedlicher See inmitten des tobenden Oceans.
    Das rettete die Dschonke, die der Orkan hierher getrieben hatte. Gegen drei Uhr Morgens legte sich die Wuth des Sturmes wie durch Zauberschlag, und rings um den stillen See flachten sich die riesigen Wellen allmählich ab.
    Doch als der Tag graute, hätte man vergeblich versucht, von der »Sam-Yep« aus Land zu entdecken. Da war keine Küste in Sicht. Die bis zur Kreislinie des Horizonts reichenden Wasser des Golfes umgaben das Schiff gleichmäßig von allen Seiten.
Fußnoten
    1 Die Drehstürme heißen »Tornados« an der Westküste Afrikas und »Typhons« in den chinesischen Meeren. Der wissenschaftliche Name für dieselben ist »Cyclone«.
     

Achtzehntes Capitel.
In dem Craig und Fry von ihrer Neugierde getrieben, den Raum der »Sam-Yep« besuchen.
    »Wo sind wir, Kapitän Yin? fragte Craig-Fry, als alle Gefahr vorüber war.
    – Das kann ich nicht genau wissen, sagte der Kapitän, dessen Gesicht wieder in alter Lustigkeit strahlte.
    – Im Golfe von Pe-Tche-Li?
    – Vielleicht.
    – Oder in dem Golfe von Leao-Tong?
    – Auch möglich.
    – Aber wo werden wir an’s Land gehen?
    – Wo der Wind uns hintreibt.
    – Und wann?
    – Ja, das kann ich nicht sagen.
    – Ein echter Chinese weiß sich überall zurechtzufinden, sagte Kin-Fo in ziemlich schlechter Laune, eine Stelle aus einem im Reiche der Mitte gerade damals sehr im Schwange befindlichen Gedichte recitirend.
    – Auf dem Lande, ja! antwortete Kapitän Yin. Auf dem Meere, nein!«
    Dabei verzog er den Mund bis zu den Ohren.
    »Ich finde hierbei gar nichts zu lachen, sagte Kin-Fo.
    – Aber auch nichts zu weinen!« versetzte der Kapitän.
    Und in der That, wenn die Lage der »Sam-Yep« vorderhand gar nichts Beunruhigendes hatte, so konnte doch Kapitän Yin unmöglich sagen, wo sich die »Sam-Yep« befinde. Wie hätte er den Kurs ohne Boussole controliren wollen bei einem unsteten Winde, der in kurzer Zeit über drei Viertel des Compasses räumte? Da ihre Segel eingezogen waren, gehorchte die Dschonke dem Steuer fast gar nicht mehr und war nur der Spielball des Orkans. Ohne Grund waren also jene unbestimmten Antworten des Kapitäns keineswegs. Nur hätte er sie mit weniger jovialem Ausdruck geben sollen.
    Ob sie nun aber nach dem Golfe von Leao-Tong getrieben oder nach dem von Pe-Tche-Li zurückgeworfen worden war, jedenfalls mußte die »Sam-Yep« baldmöglichst einen Kurs nach Nordwesten einschlagen. In dieser Richtung mußte das Land sich finden; nur wie weit es bis dahin sein mochte, das war die einzige Frage.
    Kapitän Yin hätte gewiß auch die Segel gehißt und wäre in gleicher Richtung mit der Sonne gefahren, die eben in hellstem Glanze leuchtete, wenn ihm das möglich gewesen wäre.
    Das war jedoch nicht möglich.
    Nach dem Typhon herrschte die vollständigste Ruhe, keine Bewegung in den Schichten der Atmosphäre, kein noch so leiser Windhauch. Ringsum lag ein gleichmäßig ebenes Meer, das keine Welle kräuselte, kaum fühlte man ein langsames, dem Athmen vergleichbares Senken und Heben des Wassers, das sich dabei nicht von der Stelle regte. Auf dem Meere lag ein warmer Dunst, und der in der Nacht von kämpfenden Wolkenmassen bedeckte Himmel sah jetzt aus, als könne er niemals zürnen. Es trat eine jener unheimlichen Windstillen ein, deren Ende Niemand absehen

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