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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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den Beinen stehen und musste ein Gähnen unterdrücken, als die beiden sich an sie wandten.
    «Squiggs, nimm Mr. Taruskins Mantel!», wies Penelope sie in scharfem Ton an. «Und zwar fix!»
    «Ach, nein, ich würde ihn lieber anbehalten», erklärte Semjon. «Ich werde nicht lange bleiben.»
    Das gelassene, junge Dienstmädchen Squiggs stellte sich sofort wieder in Position und verharrte mit ausdruckslosem Gesicht in ihrer Ecke.
    «Ist das andere Mädchen fort?», fragte Semjon Mrs. Congreve.
    «Welches andere Mädchen?»
    «Sie heißt Angelica. Ich hatte im Eifer des Gefechts den falschen Flur genommen und sie zufällig kennengelernt.»
    Penelope Congreve zuckte nur mit den Schultern. «Haben wir ein Dienstmädchen, das so heißt?», fragte sie ihren Gatten mit spitzer Stimme. Keine Antwort. «Congreve, ich rede mit dir!»
    Doch der Mann grunzte lediglich. Er war einfach zu alt und zu weise, um ihren Köder zu schlucken.
    Der wahre Zustand einer Ehe ließ sich doch am besten in den erschöpften Stunden nach einer Party beurteilen, dachte Semjon bei sich. Mr. Congreve mochte sich zwar selbst zahlloser Indiskretionen schuldig gemacht haben, aber Semjon hatte die starke Vermutung, dass seine kühle Frau ebenfalls umtriebig war. Eigentlich war ihm das zwar vollkommen gleichgültig, aber jetzt konnte er seine Frage kaum noch zurückziehen. Der Gedanke jedoch, dass Congreve auch nur versucht haben sollte, Angelica zu berühren, erfüllte ihn mit Abscheu.
    Also entschied er ganz plötzlich, sie von hier fortzubringen. Und wenn er sie erst mal gefunden und mit ihr gesprochen hatte, würde es sicher ein Leichtes sein, sie von seinem Vorhaben zu überzeugen.
    Wenn sie denn wirklich fortgehen wollte, rief er sich voller Pflichtbewusstsein in Erinnerung.
    Pah! Er hatte das eindeutige Gefühl, sie würde sich in seine Arme werfen und nur so flehen, von ihm gerettet zu werden.
    Wenn sie dann erst mal sicher an seiner Seite wäre, würde er sich schon überlegen, was er mit ihr tun sollte. Semjon war noch nie jemand gewesen, der mehr als ein oder zwei Tage im Voraus dachte – ein Privileg, der Letztgeborene der drei Brüder zu sein. Auch wenn er ihre Ratschläge jedes einzelne Mal ignorierte, waren sie es doch, die das Nachdenken für ihn übernahmen – während er sich so wild aufführte, wie es ihm eben gerade beliebte.
    «Ihr Nachname war Harrow, glaube ich. Oder so ähnlich.» Semjon gab sich alle Mühe, dem Klang seiner Stimme etwas Beiläufiges zu geben, so als wäre es ihm völlig gleichgültig, was dem kleinen Dienstmädchen widerfahren war.
    «Ach die.» Penelope warf ihrem Mann einen angewiderten Blick zu, den er allerdings nicht einmal zu bemerken schien. «Natürlich. Angelica. Wie konnte ich nur ihren Nachnamen vergessen? Ich Dummerchen.» Sie warf Congreve ein schmallippiges Lächeln zu. «Wir haben Harrow heute Abend eine letzte Chance gegeben, sich gut um die Garderobe zu kümmern. Nicht wahr, mein Lieber?»
    «Ich verstehe.» Semjon Taruskin wartete geduldig ab, ob sie vielleicht noch mehr sagen würde.
    «Er hat sie auf Empfehlung eines Freundes als Zofe für mich eingestellt», erklärte sie und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf ihren Gatten. «Wohlgemerkt, auf Empfehlung eines Freundes von ihm, nicht von mir. Unbesehen. Äußerst unklug. Ich habe ihr von Anfang an nicht ganz vertraut, und sie schien sich auch ein wenig zu gut für die Arbeit zu sein. Es schien mir also am besten, sie ein bisschen zurechtzustutzen. Mr. Congreve konnte gar nicht anders, als mir zuzustimmen, denn ich habe ihm gedroht, ihm das Leben zur Hölle zu machen, wenn er sich mir nicht anschließen würde. Ich bekomme immer das, was ich will.»
    Ihr Redeschwall schien gar nicht enden zu wollen, während sie die beiden in die Bibliothek und zu einer Karaffe mit einem Set kleiner Gläser führte. Semjon konnte deutlich hören, wie die Dienerschaft in den anderen Räumen des Hauses damit beschäftigt war, die Möbel wieder umzurücken und die Überreste der Feier zu beseitigen. Ab und zu durchquerte sogar der ein oder andere Dienstbote die Bibliothek. Aber nicht, ohne Mrs. Congreve vorher einen nervösen Blick zugeworfen zu haben.
    Die Herrin des Hauses reichte die Gläser persönlich herum und nippte anmutig, aber in schneller Abfolge an ihrem Glas, das sie während der Unterhaltung der beiden Männer mehrfach auffüllte. Semjon folgte den Ausführungen nur mit halbem Ohr und hoffte, irgendwann einen Blick auf Angelica zu

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