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Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition)

Titel: Die Leidenschaft der Wölfe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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nah am St. James’s Square lag.
    Das geheimnisvolle Kommen und Gehen der drei Brüder sorgte für endloses Gerede. Und es hatte nicht gerade geholfen, dass bei den Morden, die Marko vor einem Jahr aufgedeckt hatte, sich einer aus ihren Reihen als Mitschuldiger entpuppt hatte. Und die bizarre Geschichte, die das Verschwinden des Schlangeneis umgab – jener wertvollen Preziose des Zaren –, hatte Kyrill in einen entlegenen Winkel im Norden von Russland geführt. Aber selbst ohne diese beiden Referenzen war es für einen Wolfsmann schon schwer genug, sich in London durchzusetzen – oder ein Wolfsheulen von sich zu geben.
    Nein, Semjon war derjenige von den drei Brüdern, der seinem Benehmen nach am ehesten als Engländer durchgehen konnte. Und auch derjenige, der es vorzog, sich anzupassen. Schlafende Wölfe soll man nicht wecken. In letzter Zeit hatte sich niemand dem Rudel genähert und nach Streit gesucht. Und das gefiel den Brüdern.
    Als er erneut den Flur entlangging, war die einzige Kerze zu einem Häufchen zusammengeschmolzen, das so sehr flackerte, als würde ein Wind durch den schmalen Gang gehen. Dabei war die Luft sogar noch stiller als zuvor. Und der Duft von Frauen war auch stärker geworden. Er zwängte sich förmlich in Semjons empfindliche Nase und ließ ihn an Angelica denken.
    Der goldene Vorhang wurde noch immer von den Lichtern dahinter erleuchtet. Er schien fast zu glühen und zog Semjon magisch an. Eine Silhouette war diesmal nicht auszumachen. Vielleicht saß sie ja mittlerweile. Oder sie war längst gegangen.
    Je näher er dem Vorhang kam, desto lauter trat er mit den Absätzen seiner Stiefel auf dem Holzfußboden auf. Sie sollte hören, dass er sich näherte. Doch niemand hinter dem Vorhang rührte sich oder sagte auch nur ein Wort.
    Schließlich ließ Semjon eine Hand zwischen die Stoffbahnen gleiten und schaute in die Garderobe hinein.
    Angelica war noch da. Sie lag schlafend auf einem Haufen Mäntel. Er nahm an, dass mehr und mehr Gäste eingetroffen und es irgendwann einfach zu viele Kleidungsstücke gewesen waren, um sie noch irgendwo unterbringen zu können.
    Die junge Frau hielt den Stiel einer Rose in der Hand, und ihre Finger bewegten sich nervös hin und her. Die Blume war gerade aufgeblüht, und ihre pralle Frische wurde noch durch eine Spur glitzernder Tautropfen auf den Blütenblättern betont.
    Für ihn sah es so aus, als würde sie die Rose an ihre Lippen halten – als hätte ein Liebhaber sie ihr geschenkt.
    Semjon spürte plötzlich eine rasende Eifersucht in sich aufsteigen, die ihn überraschte und dann sogar anekelte. Hatte sie sich etwa von irgendeinem Kerl gegen eine Wand gepresst nehmen lassen wie eine ganz gewöhnliche Dirne und war dann in einen lüsternen Schlaf gesunken? In dem Raum waren kein Diwan und keine Chaiselongue zu sehen – geschweige denn ein Bett. Welche Hausangestellte würde wohl einen Rausschmiss riskieren, indem sie sich mit einem Mann auf den edlen Kleidungsstücken ihrer Herrschaft vergnügte?
    Doch er rief sich schnell in Erinnerung, dass es sich bei ihr eben aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um eine Dienstbotin handelte.
    Semjon betrachtete sie ein paar Minuten, sog die Luft ein und dachte nach. Der Geruch sexueller Begegnungen hing nicht in der Luft – das konnte er mit Bestimmtheit sagen. Aber mehr war er sich eben auch nicht sicher. Vielleicht war die Rose ihr ja auch einfach nur als galante Geste von einem Gast überreicht worden und sonst nichts weiter.
    Während sich seine Eifersucht nach und nach wieder verflüchtigte, setzte sich langsam eine andere Empfindung durch.
    Erregung.
    Ihre Pose erinnerte ihn an die Art Gemälde, mit denen einige Gentlemen ihre Privatgemächer schmückten. Die Art von Bildern, auf denen normalerweise eine schöne Frau zu sehen war. Vielleicht eine Schäferin mit porzellangleicher Haut, die in einem Heuhaufen schlief und gerade von einem stämmigen Bauernjungen entdeckt wurde, der seine unterdrückte Leidenschaft anscheinend kaum im Zaum halten konnte.
    Die Art von Gemälde, die eine Frischvermählte in ein weitentferntes Zimmer verbannen oder gleich nach London schicken würde, um es dort in einem Geschäft für wertlosen Tand veräußern zu lassen. Angelica war in jeder erdenklichen Weise genau die Frau in Fleisch und Blut, die einer unerfahrenen, jungen Ehefrau schlaflose Nächte bereiten würde. Eine ältere Gattin hingegen wäre vielleicht sogar dankbar für die Pause der ehelichen Pflichten,

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