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Die Leidenschaft des Cervantes

Die Leidenschaft des Cervantes

Titel: Die Leidenschaft des Cervantes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Manrique
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Es kommt mir außerordentlich grausam vor, in solchen Worten über seinen eigenen Professor zu sprechen, der noch am Leben ist. Ich fürchte, mehr weiß ich nicht, Euer Gnaden.«
    Als Pascual später den Raum verließ, sagte ich: »Hier, nehme Er de Herreras Buch, und gebe Er es mir wieder, wenn Er es gelesen hat. Ich habe im Augenblick zu viel zu tun, um dem Buch die ihm gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.«
    Pascual wirkte überwältigt. »Wie kann ich mich Euch je dafür erkenntlich zeigen? Wie kann ich Euer Gnaden danken dafür?«
    »Wenn Er das Buch liest und mir danach Seine Eindrücke beschreibt, ist mir das Lohn genug.«
    Nachdem Pascual gegangen war, sagte ich mir, dass ich vorsichtig sein musste, welche Vertraulichkeiten ich ihm erzählte; seine Art, Klatsch über Miguel weiterzutragen – fast schadenfroh –, könnte eines Tages gegen mich verwendet werden. Momentan jedoch würde er nützlich sein, meine Neugier über Miguel zu befriedigen, ohne dass ich mich mit seiner schäbigen Welt einzulassen brauchte.
    Eine Woche verging. Eines Abends machte ich mich gerade bereit, nach Hause aufzubrechen, als Pascual mein Büro betrat, um mir de Herreras Buch zurückzugeben. Ich verschränkte die Hände auf dem Schreibtisch und wartete darauf, dass er mir seine Gedanken dazu berichtete. »Er hat es sehr schnell gelesen«, sagte ich, um das Gespräch anzustoßen.
    »Ich lese sehr schnell, Euer Gnaden.«
    Als es den Anschein hatte, als wolle er nichts weiter sagen, fragte ich: »Und, was hält Er davon?«
    »Die Argumente sind gut dargelegt, Eure Exzellenz. Und das Buch ist ein Tribut an Garcilaso, wie Ihr sagtet.«
    Mir wurde klar, dass Pascual einer der Menschen war, die zwar viel lesen, aber nicht über die Bildung verfügen, um intelligent über ein Buch zu sprechen oder einen ausgewogenen Kommentar dazu abzugeben. Offenbar war es ihm unangenehm, seine Meinung darlegen zu sollen, vielleicht aus Furcht, etwas Unangemessenes zu sagen.
    Ich wollte ihn schon entlassen, da sagte er: »Ich habe eine kleine Information über Miguel de Cervantes erfahren. Euer Ehren sagten, Ihr …«
    »Ja, ja«, sagte ich.
    »Ein junger Dichter, der zu Cervantes’ Kreis gehört, erzählte mir, dass er im Moment alle Dokumente zusammensucht, die er braucht, um eine Pension für seine Dienste als Soldat zu bekommen. Er ist völlig verarmt. Offenbar geht es seinem Vater gesundheitlich sehr schlecht, sodass er keine Patienten mehr behandeln kann; deswegen ist die gesamte Familie – mit Ausnahme seines jüngeren Bruders Rodrigo, der ist auf einem Feldzug – in das Haus seiner Schwester Andrea gezogen, deren ›Mann‹ seit einigen Jahren in Westindien ist.«
    Bei der Erwähnung dieser Verführerin musste ich schaudern. Ich hatte Andrea nicht mehr gesehen seit dem Nachmittag, als sie versucht hatte, mich in ihr Komplott einzubeziehen, Don Rodrigo für tot zu erklären. Ich betete inbrünstig, von dem Verlangen befreit zu werden, sie jemals wieder zu besuchen – oder Schritte zu unternehmen, ihre Familie zu vernichten.
    Pascual fuhr fort: »Die andere Schwester, ich glaube, sie heißt Magdalena, die mit Don Juan Pérez de Alcega verheiratet ist, ist ebenfalls zu Andrea ins Haus gezogen.«
    »Wie es scheint, durchlebt die gesamte Familie Cervantes gerade schlechte Zeiten«, sagte ich.
    »Der Eindruck drängt sich auf, Don Luis. Ich würde sagen, dass Cervantes von den Brosamen lebt, die seine reichen jungen Dichterfreunde ihm geben, weil sie in ihm eine Art Held sehen. Wie Ihr vermutlich wisst, empfindet jeder in Madrid, der schreibt, das Bedürfnis, Cervantes um ein Lobgedicht als Vorwort für sein Buch zu bitten.«
    »Ja, seine misslichen Sonette kommen mir allerorten unter.« Sofort bereute ich es, Pascual so viel von meinen wahren Gefühlen gegenüber Miguel offenbart zu haben.
    Pascual lachte. »Er ist zum Protegé des jungen adeligen Dichters Luis de Vargas Manrique geworden.«
    Zu hören, dass Vargas Manrique, der einer unserer edelsten Familien entstammte, sich mit Miguel befreundet hatte, versetzte mir einen Stich ins Herz. Er musste Manrique auf dieselbe Art verführt haben, wie er vor vielen Jahren mich betört hatte. Es schmerzte mich, dass mein Name der neuen Generation von Dichtern nichts bedeutete, außer als Beamter der Krone, während sie Miguel verehrten. Nicht, dass ich von dem Geschmeiß betrunkener Poetaster, die die widerwärtigsten Schenken in Madrid bevölkerten, verehrt werden wollte.
    »Danke, dass Er das

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