Die leise Stimme des Todes (German Edition)
damit! Ich möchte dabei sein“, sagte Katherine und verschwand durch die Tür. Drei Minuten später stand sie neben ihm und blickte über seine Schulter auf den Bildschirm.
„Was soll dieses Programm denn bewirken, das wir installiert haben?“, fragte Katherine.
Mark blickte nicht auf, sondern tippte in rasender Geschwindigkeit Buchstabenkombinationen ein. „Sie kennen die Geschichte über den Fall der Stadt Troja?“
„Ja.“
„Nun, mein Programm ist so etwas wie das hölzerne Pferd, aber statt der Krieger, die sich nachts aus dem Bauch des hölzernen Pferdes schlichen, infiltriert mein Programm alle Benutzerebenen, indem es mich als zugangsberechtigten User einträgt und mir eine uneingeschränkte Zugangserlaubnis erteilt. Ich logge mich dadurch praktisch offiziell ein, ohne befürchten zu müssen, dass mich ein Sicherheitsprogramm ‚fingert’.“
„Fingert?“
„Aufspürt und verfolgt“, erklärte Mark.
„Und dann? Wie wollen Sie vorgehen?“
„Zunächst einmal will ich herausfinden, ob mein Name oder persönliche Daten von mir auf dem Rechner der Klinik gespeichert sind. Das wäre zwar noch kein Beweis für meine Theorie, aber da ich nie Patient bei ORGANIC war, wäre es doch sehr merkwürdig, wenn die dort Informationen über mich hätten.“ Mark verschränkte die Hände und ließ die Finger knacken. „Letztendlich weiß ich nicht genau, wonach ich suchen soll“, gab er zu. „Ich hoffe eine Spur zu entdecken, die mich weiterführt. Irgendwo in diesem Rechner muss sich etwas finden lassen, mit dem ich beweisen kann, dass man versucht, mich umzubringen.“
Katherine nickte. „Also los. Und wenn Ihr Name nicht in der Datenbank auftaucht, dann habe ich auch noch ein paar Namen, mit denen wir es versuchen können.“
„Sie meinen, die Namen der Patienten, die an Ihrer Klinik verstorben sind, bevor eine Transplantation vorgenommen werden konnte?“
„Ja.“
Katherine hatte sich auf das alte Holzbett gesetzt und beobachtete stumm, wie Mark zwischen den verschiedenen Verwaltungsebenen wechselte und immer neue Datenbanken aufrief. Von Zeit zu Zeit schob er eine Diskette oder eine CD-Rom in das Laufwerk und lud eigene Programme auf den Rechner der Klinik. Er schwieg, während er konzentriert die Daten der Klinik nach Informationen absuchte, die ihnen weiterhelfen konnten. Schließlich verharrten seine Finger über der Tastatur und er stieß einen Seufzer aus.
„Nichts“, sagte er.
„Was meinen Sie?“
„Es ist nichts zu finden. Mein Name taucht nirgends auf.“
„Was ist mit den Namen der in München verstorbenen Patienten, die ich Ihnen gegeben habe?“
„Fehlanzeige.“
„Das kann doch nicht sein“, warf Katherine erregt ein. „Es muss doch irgendein Hinweis zu finden sein.“
„Glauben Sie mir – da ist nichts.“
Katherine stieß einen Fluch aus, der jedem Rummelplatzboxer zur Ehre gereicht hätte. Sie sprang vom Bett auf und marschierte wütend durchs Zimmer. Mark konnte ihre Frustration verstehen, er selbst war mehr als enttäuscht. Sie hatten so viel riskiert und nichts erreicht. Die Bedrohung für sein Leben existierte nach wie vor, nur dass er nun auch noch eine strafbare Handlung begangen hatte, indem er in den Rechner der Klinik eingedrungen war. Das würde kein gutes Licht auf seine Glaubwürdigkeit werfen, wenn er doch noch zur Polizei ging. Was er allerdings den Behörden sagen sollte, ohne wie ein Idiot dazustehen, war ihm ein Rätsel. Niemand würde ihm glauben, und da half ihm auch Katherine Tallets Verdacht nicht weiter, denn auch sie hatte keine Beweise.
„Haben Sie auch wirklich nichts übersehen?“, fragte Katherine.
„Nein! Ich habe überall gesucht!“
„Das haben Sie nicht“, erklang eine Stimme in Marks Rücken, die sein Herz in einen Eisklumpen verwandelte. Er wirbelte auf dem Stuhl herum und blickte erst in Rico Sandens kalte blaue Augen, dann in die Mündung einer Waffe, die auf seine Stirn gerichtet war.
Gaster saß noch immer hinter seinem Schreibtisch und trommelte nervös auf die Tischplatte. Es war eine Angewohnheit, die er nicht ablegen konnte, sooft er sich auch zur Ordnung rief. Er saß da, starrte ins Leere und wartete darauf, dass sich Sanden oder Koszieky meldeten und ihm mitteilten, das Problem mit Mark Keller und der Ärztin aus München sei endlich gelöst. Aber der Anruf kam nicht.
Mehrfach hatte er selbst versucht, Sanden über dessen Handy zu erreichen, aber es erklang nur eine automatische Ansage, die
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