Die leise Stimme des Todes (German Edition)
Eigentlich müsste sie Keller in ein Krankenhaus schaffen. Die Wunde war zwar nicht allzu schlimm, aber nur ungenügend gesäubert und konnte sich jederzeit infizieren. Obwohl sie sich der Konsequenzen bewusst war, half sie Mark Keller auf die Beine, damit er sein Leben bei einem wahnwitzigen Plan riskierte. Katherine seufzte stumm.
Koszieky kehrte zurück, während sie Keller die Spritze verabreichte. Sanden nahm die Aktentasche entgegen, klappte sie auf und reichte Mark eine kleine, unscheinbare Spraydose.
„Das ist es.“ Keller betrachtete die Spraydose in seinen Fingern und las die englische Beschriftung auf der Rückseite. „Ein Kollege, der früher beim Geheimdienst war, hat mir das Zeug aus Amerika besorgt. Das FBI benutzt es zur Spurensicherung. Es ist das Neueste auf dem Markt, effektiv und überaus schwer zu beschaffen.“
„Und du denkst wirklich, es klappt?“
„Es liegt an dir. Ich habe es geschafft.“ Sanden zog seine Automatik aus dem Schulterhalfter. „Die wirst Du brauchen.“
Er nahm den Ladestreifen heraus und zog dann den Schlitten nach hinten, um die in der Kammer steckende Patrone auszuwerfen. „Damit Du nicht auf dumme Gedanken kommst. Ich lege den Ladestreifen unter den Vorderreifen des schwarzen Polo.“
Sanden warf die Pistole aufs Bett und blinzelte Mark vergnügt zu. „Viel Glück.“
Gleich darauf waren er und Koszieky verschwunden.
18. Kapitel
„Das ist kompletter Wahnsinn“, tobte Katherine.
Mark lag noch immer auf dem Bett. Er hatte sich das Kissen in den Rücken geschoben, so dass sein Oberkörper aufgerichtet war. Sein Gesicht hatte inzwischen wieder seine natürliche Farbe angenommen und er grinste jungenhaft.
„Ich habe nicht zwei Mordanschläge überlebt und auf mich schießen lassen, um einfach aufzugeben und ohne Beweise wieder abzuziehen. Sandens Plan könnte klappen, und ich will der Sache endlich ein Ende machen.“
„Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen – Sie sind schwer verletzt und körperlich nicht in Form, um sich derartigen Anstrengungen auszusetzen.“
„Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Außerdem fühle ich mich gut.“
„Das liegt an der Spritze, die ich Ihnen gegeben habe. Lassen Sie sich nicht täuschen. Ein Zusammenbruch Ihrer sämtlichen Vitalfunktionen ist jederzeit möglich.“
„Vitalfunktionen?“, grinste Mark.
„Anders ausgedrückt – Sie wären tot!“
„Klingt verständlicher! Sagen Sie, wollen wir uns nicht endlich duzen? Ich heiße Mark.“
„Ich weiß, wie Sie heißen, aber ... also gut, nenn mich Katherine.“
„Danke für deine Hilfe.“
Sie brummelte leise vor sich hin.
„Was sagst du?“
„Ich sollte die Polizei verständigen. Jetzt!“
„Tu das nicht. Ich könnte es schaffen, und du weißt das.“
„Wir können es schaffen.“
„Wir?“, echote Mark.
„Du glaubst doch nicht im Ernst, ich lasse dich allein gehen.“
„O nein. Du gehst -“
„O doch. Entweder wir gehen beide oder keiner von uns.“ Sie hob abwehrend die Hände. „Versuch erst gar nicht, mich umzustimmen. Wenn du mich nicht mitnimmst, rufe ich die Polizei, sobald du zu dieser Tür hinaus bist.“
„Es könnte gefährlich werden“, wandte Mark kläglich ein.
Ihr Blick war Antwort genug. Er gab sich geschlagen, und irgendwie beruhigte ihn auch der Gedanke, nicht allein in die Klinik eindringen zu müssen.
„Du hast gesagt, du musst noch Vorbereitungen treffen?“, sprach ihn Katherine an.
„Ja. Gib mir bitte den Laptop“, sagte Mark.
„Was hast du vor?“
„Dafür zu sorgen, dass wir ungesehen in die Klinik hinein- und wieder herauskommen.“
Zwei Stunden lang agierte Mark am Computer. Er hatte sich erneut bei ORGANIC eingeloggt und sich in verschiedene Ebenen geschaltet. Die Anstrengung schien ihm zu schaffen zu machen. Katherine beobachtete mit Argwohn, wie Schweißperlen auf seiner Stirn erschienen. Bevor sie ihren Plan angingen, musste sie unbedingt nochmals seinen Puls und seinen Blutdruck kontrollieren.
„Geschafft!“, stöhnte Mark schließlich.
„Wann wollen wir es angehen?“
„Nach Mitternacht. Dann herrscht in der Klinik fast kein Betrieb mehr und nur noch das übliche Pflegepersonal und ein Wächter am Empfang sind im Dienst.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe mir die Dienstpläne angesehen.“
Katherine schob den Ärmel ihrer Bluse hoch und schaute auf die Uhr. „Jetzt ist 19 Uhr. Wir haben noch viel Zeit.“
„Dann sollten wir schlafen. Die Sache wird
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