Die leise Stimme des Todes (German Edition)
dumpfes Pochen erinnerte an die Verletzung. Ein kurzer Seitenblick zu Katherine verriet ihm, dass es ihr genauso ging. Ihr Gesicht bekam langsam wieder Farbe.
„Ich habe dir vorhin gesagt, du hast an der falschen Stelle gesucht“, sagte Sanden eindringlich. „Das war nicht gelogen. Alle Beweise befinden sich in der Klinik. Gaster ist sehr akribisch und führt Buch über alle Ereignisse und finanziellen Transaktionen, die mit seinem kleinen Nebenerwerb zu tun haben. Alles ist gespeichert, man muss es nur abrufen.“
„Wo sollte das sein?“, fragte Mark.
„Gaster hat in seinem Büro einen Computer stehen, der nicht mit dem Hauptrechner der Klinik vernetzt ist und auch sonst keine Leitung hat, die nach außen führt. Er benutzt ihn nur für seine eigenen Zwecke. Niemand sonst hat Zugang. In diesem Computer findest du alle Beweise, die du brauchst, um ihm das Genick zu brechen.“
Mark hob fragend eine Augenbraue. „Willst Du mir weismachen, der Computer wäre nicht durch ein Passwort oder ähnliches geschützt?“
„Der Computer ist nicht das Problem.“
„Was ist dann das Problem?“
„Gasters Büro wird von einem elektronischen Zahlenschloss gesichert, und nur er kennt die Kombination.“
Mark überlegte seine nächste Frage, als etwas Merkwürdiges geschah. Sein Blick wurde verschwommen - es war, als sähe er plötzlich durch einen dichten Nebel. Die Wände des Zimmers rückten von ihm weg. Die Möbel bekamen einen Eigenleben, begannen sich zu bewegen. Ihm wurde schwindlig und er klammerte sich mit beiden Händen am Stuhl fest.
„Was ist mit dir?“, fragte Sanden.
Mark wollte antworten, aber er konnte nicht. Die Welt um ihn herum drehte sich immer schneller. Er schloss die Augen, öffnete sie wieder, aber es wurde nicht besser. Katherine rief etwas vom Bett herüber, das er nicht verstand. Er versuchte zu lächeln, wollte erklären, dass alles in Ordnung sei, aber dann raste eine alles umfassende Schwärze auf ihn zu, die ihn verschlang.
Sanden und Koszieky beobachteten fasziniert Kellers seltsames Mienenspiel. Sie sahen sein verzerrtes Grinsen und wie er plötzlich die Augen aufriss. Noch bevor sie reagieren konnten, sackte Keller im Stuhl zusammen, kippte nach links und prallte hart zu Boden.
Katherine war aufgesprungen. Ihre Hände wollten nach Mark fassen, griffen aber ins Leere. Sie beugte sich zu ihm herab, tastete nach dem Puls.
Schnell. Flatternd.
Mit Daumen und Zeigefinger schob sie eines seiner Augenlider nach oben. Nur noch das Weiße war sichtbar. Die Pupillen waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
„Ist er tot?“, fragte Sanden heiser.
„Er ist ohnmächtig geworden“, sagte Katherine mit einer Ruhe, die sie nicht empfand. Ihr Herz klopfte heftig in der Brust. „Unten in meinem Wagen befindet sich meine Arzttasche. Ich brauche sie! Sofort!“
„Geh und hol sie“, befahl Sanden seinem Partner.
Katherine kramte in ihrer Handtasche nach dem Fahrzeugschlüssel.
„Sie sollten sich beeilen“, meinte sie und warf die Schlüssel Koszieky zu, der sie geschickt aus der Luft fing, sich wortlos umwandte und zur Tür hinausging.
„Ist die Situation lebensbedrohlich?“, wollte Sanden wissen, als sie beide allein waren.
Katherine drehte Mark vorsichtig auf den Rücken und betrachtete die Schusswunde im Oberschenkel. Blut floss zäh daraus hervor, bildete einen zehn Zentimeter großen, dunklen Kreis auf dem Stoff des Anzugs. Ihre Finger tasteten vorsichtig das Bein ab.
„Sieht nach einem glatten Durchschuss aus. Ich denke, es ist der Schock, aber man kann nie wissen - wenn er ein schwaches Herz hat, ist alles möglich.“
Sanden schwieg. Noch vor wenigen Minuten hatte er nur ein Ziel gekannt – Keller zu töten, aber nun hoffte er, dass Mark überlebte und nicht zu schwer verletzt war. Er brauchte ihn noch. In seinem Plan, sich an Gaster zu rächen, spielte Keller die entscheidende Rolle. Wenn er jetzt starb oder zu schwer verletzt war, um noch nützlich zu sein, musste er sich etwas Neues überlegen.
Mist! Warum hat mir Koszieky nicht früher gesagt, was Gaster vorhat?
Wie auf ein Stichwort erschien der Russe im Türrahmen. In seinen Pranken hielt er eine schwarze, lederne Arzttasche. Katherine streckte ihre Hand danach aus, und Koszieky reichte ihr die Tasche.
Die beiden Killer traten zurück, um ihr Platz zu machen. Die Ärztin zog ein Stethoskop aus der Tasche und öffnete Kellers Hemd, um seinen Herzschlag zu kontrollieren. Offensichtlich beruhigt,
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