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Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Die leise Stimme des Todes (German Edition)

Titel: Die leise Stimme des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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mit ihm?
    Mark hatte ihr von Tina erzählt. War er bereit für eine neue Liebe, oder hielt ihn die alte noch gefangen?
    Die nächsten Stunden konnten alles verändern. Was sie vorhatten, war gefährlich, und es war durchaus denkbar, dass einer von ihnen verletzt oder getötet wurde.
    Ja, ich habe richtig gehandelt, sagte Katherine stumm zu sich selbst.
    „Da vorn ist es“, murmelte Mark plötzlich. In einiger Entfernung tauchte die beleuchtete Fassade der Klinik auf. Wie ein Raubtier lauerte sie auf dem Hügel und blickte ins Tal hinunter. Es war ein bedrohlicher Anblick, der Katherine frösteln ließ.
    „Was macht deine Verletzung? Schmerzt sie noch?“, fragte sie.
    „Ist okay.“
    Katherine hatte vor dem Aufbruch noch einmal die Wunde untersucht und den Verband gewechselt. Mark hatte ein weiteres Schmerzmittel abgelehnt, aber sie hatte beobachtet, wie er das Gesicht verzog, als er in seine Jeans schlüpfte. Seine Anzughose war nur noch ein aufgeschlitzter, blutgetränkter Lappen und so hatte er die Kleidung wechseln müssen. Nun trug er zu der Jeans einen dunklen Pullover und Turnschuhe. Katherine selbst hatte das unpraktische Kostüm gegen eine weite Baumwollhose und ein graues Sweatshirt eingetauscht.
    „Wir sollten hier unter den Bäumen parken“, sagte Mark. „Den Rest müssen wir zu Fuß gehen.“
    „Das ist noch mindestens ein Kilometer. Mit deiner -“
    „Ich schaffe es schon“, unterbrach er sie.
    Mark griff nach seinem Aktenkoffer, der auf der Rückbank lag. „Wünsch uns Glück. Wir werden es brauchen.“
    Er öffnete die Fahrzeugtür und schlüpfte hinaus in die Dunkelheit. Katherine zögerte einen Moment, dann folgte sie ihm.
     
    Ein hoch gewachsener Rosenbusch verbarg ihre geduckten Körper. Mark hob den Kopf und blickte hinüber zum Eingang. Er entdeckte den Wachmann, der in der verwaisten Eingangshalle auf einem Stuhl saß und in einer Zeitung blätterte. ORGANIC war eine Spezialklinik, die keine Notaufnahme für Unfälle besaß; somit gab es auch keine Krankenschwester hinter dem Empfang, die über Nacht Dienst tat. Nur das übliche Pflegepersonal war im Einsatz und hielt sich wahrscheinlich in den Bereitschaftsräumen auf. Laut Dienstplan sollten es nicht mehr als vier Personen sein. Ein Arzt und drei Schwestern, die vermutlich vor dem Fernseher saßen und hofften, dass die Nacht schnell vorüberging.
    „Worauf warten wir?“, flüsterte Katherine.
    „Ich habe mich vorhin in den Zentralcomputer eingeloggt und ihm den Befehl gegeben, genau um Mitternacht das Licht im Erdgeschoss abzuschalten. Ein Ablenkungsmanöver, damit der Wachmann seinen Platz zu verlässt. Außerdem dürfte es uns im Dunkeln gelingen, ungesehen in den ersten Stock zu kommen.“
    „Was ist mit dem Pflegepersonal? Wird der Stromausfall sie nicht aufscheuchen?“
    „Der Strom bleibt nur drei Minuten lang weg. Bis sie sich im Finsteren orientiert haben, geht das Licht wieder an.“
    „Dann haben wir also nur drei Minuten, um die Halle zu durchqueren und die Treppe in den ersten Stock hinaufzulaufen und das alles mit deinem verletzten Bein“, seufzte sie.
    „Das ist der Plan“, erwiderte Mark ruhig.
    „Du hast vollkommen recht. Wir brauchen wirklich Glück. Jede Menge davon.“
    Mark starrte auf seine Armbanduhr. „Gleich ist es soweit.“
    Der Satz war noch nicht zu Ende gesprochen, da erloschen alle Lichter in der Eingangshalle.
    „Los jetzt!“, zischte Mark und zog Katherine mit sich.
     
     
    Direkt neben dem Eingang pressten sie sich gegen die Wand. Der leichte Nieselregen, der sie auf dem Weg zur Klinik durchnässt hatte, reichte nicht unter das Vordach, wofür Katherine ausgesprochen dankbar war. Sie fror erbärmlich. Mark schob seinen Kopf um die Ecke und blickte in die Halle.
    Wie vermutet, hatte der Wachmann als Erstes seine Taschenlampe eingeschaltet, und der gebündelte Lichtstrahl durchschnitt jetzt die Dunkelheit. Aber er bewegte sich nicht. Warum bewegte er sich nicht?
    Geh in den Keller und sieh nach, warum der Strom ausgefallen ist!, flehte Mark innerlich.
    Die Sekunden verrannen. Obwohl seit dem Stromausfall erst eine Minute vergangen war, erschien es Mark bereits so, als würde er schon seit Stunden hier stehen.
    Endlich wanderte der Lichtstrahl weiter, zuckte über die Decke und kroch dann die Treppe hinunter ins Untergeschoss.
    „Komm!“, zischte Mark und rannte los, so schnell er konnte. Seine Bewegungen sahen abgehackt aus, so als würde er den Tanz eines Urwaldvolkes aufführen,

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