Die leise Stimme des Todes (German Edition)
viele Menschen unterwegs, dass Gaster es nicht wagen würde, auf ihn zu schießen, aber dann wurde ihm schmerzlich bewusst, dass sich Katherine in der Gewalt dieses Mannes befand und er es nicht fertig bringen würde, sie ihrem Schicksal zu überlassen.
Mit hängenden Schultern ging er die Reihe der parkenden Fahrzeuge entlang, bis sie den Mercedes erreichten. Es war ein wuchtiger Wagen mit getönten Scheiben, so dass Mark nicht einmal einen Blick hineinwerfen konnte. Gaster öffnete die hintere Wagentür und bedeutete Mark mit einer ungeduldigen Geste einzusteigen.
Katherine blickte ihm verängstigt entgegen. Sie hockte zusammengekauert auf der Rückbank. Ihr Gesicht war geschwollen und ihre Nase an der Wurzel blau angelaufen. Vor ihr auf dem Fahrerplatz saß ein Mann, den Mark nicht kannte, aber der Fremde hielt eine Waffe auf Katherine gerichtet, die mitten in ihr Gesicht zielte.
„Los, rein jetzt!“, befahl Gaster und stieß ihn grob an. Mark ließ sich neben Katherine auf den Sitz fallen, und die Tür wurde hinter ihm zugeworfen. Gaster selbst nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Kurz darauf verkündete ein metallisches Schnappen, dass die Zentralverriegelung eingerastet war.
„Geht es dir gut?“, fragte Katherine leise.
„Ja, mir ist nichts passiert. Und dir?“
„Ich bin in Ordnung.“
„Was ist mit deinem Gesicht passiert? Haben sie dich geschlagen?“
Katherine nickte.
Verdammte Schweine, fluchte Mark innerlich. „Wer ist der Typ da vorn?“
Katherine lachte heiser. „Mein Chef vom Münchner Klinikum – Klaus Reuben.“
Gaster fuhr auf seinem Sitz herum. In seiner Hand lag eine Waffe, die sich drohend auf Mark richtete. „Nun, da wir uns alle vorgestellt haben, würde ich vorschlagen, Sie reichen mir den Aktenkoffer.“ Die Automatik rückte ein Stück näher. „Und kommen Sie nicht auf die Idee, damit nach mir zu schlagen. Es wäre der letzte einer Reihe unsinniger Einfälle, die Sie in den letzten zwei Wochen gehabt haben.“
Mark reichte ihm vorsichtig die Aktentasche. Gaster nahm sie und ließ sie unter dem Sitz verschwinden.
„Fahr los!“, befahl er Reuben.
„Wohin?“, wollte dieser wissen.
„Die Straße runter und dann links. Bring uns zunächst erst einmal aus der Stadt raus.“
Der Motor wurde gestartet und der Wagen fädelte sich in den fließenden Verkehr ein.
„Was haben Sie mit uns vor?“, fragte Mark erneut.
Er bekam keine Antwort.
24. Kapitel
Die Fahrt dauert keine zwanzig Minuten und endete in einem trüben Vorort von Vaduz, dessen Namen Mark nicht kannte und der ihn auch nicht interessierte.
Er wusste, die letzten Minuten seines Lebens hatten begonnen, als er mit Gaster aus der Bank marschiert war. Mark hatte sich innerlich gefasst, seine Ängste zur Seite geschoben, um Katherine bei allem beizustehen, was jetzt kommen mochte.
Während der Fahrt hatte er ihre Hand gehalten, und auch Gasters Drohungen hatten ihn nicht dazu bringen können, sie wieder loszulassen. Letztendlich war es gleichgültig, ob er sie hier im Wagen abknallte oder später an einem versteckten Ort erledigte. Diesmal gab es kein Entkommen. In Gasters kalten Augen lag eine Endgültigkeit, die keinen Platz für Hoffnung ließ. Er und Katherine würden sterben, daran zweifelte Mark nicht.
Reuben lenkte den Mercedes durch ein offen stehendes, verrostetes Gittertor auf einen Fabrikhof. Das flache Gebäude, erbaut aus Ziegelsteinen, die inzwischen derartig verschmutzt waren, dass man ihre ursprüngliche Farbe nur mehr erahnen konnte, wirkte verlassen, so als warte es darauf, abgerissen zu werden. Im Hintergrund erhoben sich zwei gemauerte Kamine majestätisch in den Himmel. Mark musste den Kopf in den Nacken legen, um ihre volle Höhe zu erfassen.
Der Ort war perfekt gewählt. Abgelegen, am Ortsrand, nicht einzusehen von der Straße, denkbar geeignet für Gasters Vorhaben. Mochte der Himmel wissen, woher der Chef einer deutschen Klinik einen so trostlosen Ort kannte, aber vielleicht hatte er auch Reuben nur so lange herumfahren lassen, bis ihm ein geeigneter Platz aufgefallen war.
Reuben stieg auf die Bremse. Rollsplitt spritzte nach allen Seiten und der Mercedes kam schlitternd zum Stehen. Gaster sprang aus dem Wagen, ging zur hinteren Tür und öffnete sie.
„Raus!“, befahl er. Jede Menschlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden.
Mark wuchtete sich aus dem Sitz und stieg langsam aus. Die Waffe in Gasters Hand folgte jeder seiner Bewegungen. Auf der anderen Fahrzeugseite hielt
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