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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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lächelt und versprüht seinen ganzen Diplomatencharme, ist aber nicht bereit, mir etwas zu sagen, bevor du kommst … Stimmt das, Henri?«
    »Allerdings, meine allerliebste Giselle«, hörte Villier schwach die Antwort im Hintergrund. »Ich weiß selbst wenig bis gar nichts.«
    »Hast du es gehört, Liebling?«
    »Ganz deutlich. Was ist mit dem Amerikaner? Ist er ein Rüpel? Antworte nur mit Ja oder Nein.«
    »Ganz im Gegenteil. Obwohl in seinen Augen, wie ihr Schauspieler sagen würdet, eine heiße Flamme brennt.«
    »Was ist mit Mutter und Vater? Sollen sie mitkommen?«
    Giselle wandte sich den beiden Männern im Raum zu und wiederholte die Frage. »Später«, sagte der Mann von Quai d’Orsay so laut, daß man ihn über das Telefon hören konnte. »Wir werden später mit ihnen sprechen, Jean-Pierre«, fügte er noch etwas lauter hinzu. »Nicht heute abend.«
     
    Der Schauspieler und seine Eltern verließen das Theater durch den Haupteingang, nachdem der Nachtwächter der Presse mitgeteilt hatte, daß Villier in Kürze an der Bühnentür erscheinen würde. »Sag uns Bescheid, was da los ist«, bat Julian, als er und seine Frau ihren Sohn umarmt hatten, und zu dem ersten der beiden Taxis gingen, die sie telefonisch von der Garderobe aus bestellt hatten. Jean-Pierre stieg in das zweite Taxi und gab dem Fahrer seine Adresse im Parc Monceau.
     
    Die Vorstellung des Amerikaners war knapp und beunruhigend. Henri Bressard, Erster Sekretär für Auswärtige Angelegenheiten der Republik Frankreich und seit über zehn Jahren ein enger Freund des jüngeren Villier, sprach mit ruhiger Stimme und deutete dabei auf seinen amerikanischen Begleiter, einen hochgewachsenen Mann Mitte Dreißig mit dunkelbraunem Haar, scharf
geschnittenen Gesichtszügen und klaren grauen Augen, die auf geradezu verstörende Art lebendig waren und einen ausgeprägten Kontrast zu seinem sanften Lächeln bildeten. »Jean-Pierre, das ist Drew Lennox. Er ist Sonderbeamter einer Abteilung des amerikanischen Nachrichtendienstes, die lediglich unter der Bezeichnung Consular Operations bekannt ist, eine Einheit, die, wie unsere eigenen Gewährsleute festgestellt haben, sowohl dem amerikanischen Außenministerium als auch der Central Intelligence Agency untersteht … Mein Gott, wie die beiden es geschafft haben, zusammenzuarbeiten, übersteigt mein diplomatisches Begriffsvermögen!«
    »Das ist auch nicht immer einfach, Mr. Secretary«, sagte Lennox freundlich, wenn auch ein wenig stockend in gebrochenem Französisch, »aber irgendwie schaffen wir es.«
    »Vielleicht sollten wir englisch sprechen«, bot Giselle Villier an. »Wir sprechen es alle fließend.«
    »Vielen Dank«, erwiderte der Amerikaner in englischer Sprache. »Ich möchte nicht mißverstanden werden.«
    »Das werden Sie nicht«, sagte Villier, »aber bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß wir - vor allem ich - verstehen müssen, weshalb Sie heute hierher gekommen sind. An diesem schrecklichen Abend. Ich habe heute Dinge gehört, die ich nie zuvor gehört habe -wollen Sie da noch etwas hinzufügen, Monsieur?«
    »Jean-Pierre«, sagte Giselle abrupt, »wovon redest du da?«
    »Laß ihn antworten«, sagte Villier und fixierte den Amerikaner mit seinen großen blauen Augen.
    »Vielleicht - vielleicht auch nicht«, erwiderte der Agent. »Ich weiß, daß Sie mit Ihren Eltern gesprochen haben, aber ich kann nicht wissen, worüber Sie geredet haben.«
    »Natürlich nicht. Aber ist es möglich, daß Sie in etwa ahnen, welche Richtung unser Gespräch hatte, wie?«
    »Offen gestanden ja, obwohl ich nicht weiß, wieviel man Ihnen schon früher gesagt hat. Die Ereignisse des heutigen Abends lassen vermuten, daß Sie nichts von der Existenz Jean-Pierre Jodelles wußten.«
    »Ganz richtig«, sagte der Schauspieler.
    »Die Sûreté, die ebenfalls nichts weiß, hat Sie ausführlich verhört, und war überzeugt, daß Sie die Wahrheit gesprochen haben.«
    »Warum nicht, Monsieur Lennox? Ich habe die Wahrheit gesagt.«
    »Gibt es jetzt eine andere Wahrheit, Mr. Villier?«
    »Ja, allerdings.«
    »Würdet ihr beide aufhören, euch im Kreis zu drehen!« rief die Frau des Schauspielers. »Was ist das für eine Wahrheit?«
    »Ganz ruhig, Giselle. Wir liegen auf derselben Wellenlänge, wie die Amerikaner sagen.«
    »Sollten wir an dem Punkt aufhören?« fragte der Beamte von Consular Operations. »Würden Sie es vorziehen, unter vier Augen zu sprechen?«
    »Nein, selbstverständlich nicht. Meine Frau hat ein Recht

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