Die Lennox-Falle - Roman
Außerdem geht es Sie nichts an.«
»Da haben Sie recht. Es ist nur so, daß ich, je mehr Schichten sich von Ihrer Person ablösen, immer unsicherer werde, mit wem ich es eigentlich zu tun habe. Freddie, die NATO und Harry muß ich akzeptieren, auch die Art und Weise, wie Sie sich in Paris bewegen. Aber mein Instinkt sagt mir, daß Sie noch etwas verschweigen … Warum lachen Sie eigentlich nicht öfter? Wenn Sie lachen, werden Sie ein ganz anderer Mensch. Sie strahlen dann förmlich von innen heraus.«
»Aber es gab doch gar nicht so viel zu lachen, oder?«
»Ach was, Sie wissen schon, was ich meine. Wenn wir uns in ein paar Jahren wieder über den Weg laufen, werden wir wahrscheinlich über den Bois de Boulogne lachen.«
»Ein Mensch hat sein Leben verloren, Drew. Ob es nun ein guter oder ein schlechter Mensch war, ich habe ihn getötet, ich habe das Leben eines sehr jungen Menschen genommen. Das war das erste Mal, daß ich jemanden getötet habe.«
»Wenn Sie es nicht getan hätten, hätte er mich getötet.«
»Das weiß ich, und das rede ich mir auch immer wieder ein. Aber warum ist all dieses Töten eigentlich notwendig? Das war Freddies Welt, nicht meine.«
»Und es sollte auch nicht Ihre sein. Aber, um Ihnen eine logische Antwort auf Ihre Frage zu geben - die Logik spielt ja für Sie eine große Rolle - wenn wir nicht da töten, wo es notwendig ist, wenn wir den Neonazis nicht Einhalt gebieten, dann werden zehntausendmal so viele Leute sterben, zehntausend, ach, zum Teufel, Millionen. Machen Sie sich nichts vor, Karin, wenn die in Europa richtig Fuß fassen, dann kippt der Rest dieser unzufriedenen Welt um wie eine Reihe Dominosteine, weil diese Mistkerle bei jedem Fanatiker Anklang finden, der sich ›die gute alte Zeit‹ zurückwünscht. Kein Verbrechen auf den Straßen, weil selbst die Zuschauer ohne Warnung niedergeschossen werden; dauernd Hinrichtungen, weil es keine Berufung gibt; keine Haftprüfung, weil es nicht notwendig ist; Schuldige und Unschuldige auf einen Haufen geworfen - erledigen wir sie doch gleich beide in einem Aufwasch, weil Gefängnisse
teurer sind als Kugeln. Das ist die Zukunft, gegen die wir kämpfen.«
»Glauben Sie, ich weiß das nicht?« sagte Karin. »Da brauchen Sie mir keine Predigt zu halten! Warum glauben Sie eigentlich, daß ich, seit ich denken kann, so gelebt habe, wie ich lebe?«
»Aber einmal ganz von dem einmaligen Freddie abgesehen, da ist doch noch etwas, oder nicht?«
»Sie haben nicht das Recht, darin herumzustochern. Können wir dieses Gespräch jetzt beenden?«
»Ja, sicher, für den Augenblick. Aber ich glaube, ich habe Ihnen klargemacht, was ich für Sie empfinde, ob Sie diese Gefühle nun erwidern oder nicht, daher werde ich eines Tages auf dieses Thema zurückkommen.«
»Hören Sie auf!« sagte Karin, der langsam die Tränen übers Gesicht liefen. »Tun Sie mir das nicht an.«
Lennox eilte zu ihr und kniete vor ihrem Stuhl nieder. »Es tut mir leid, es tut mir wirklich leid. Ich wollte Ihnen nicht wehtun, das brächte ich nie übers Herz.«
»Das weiß ich«, sagte Karin und und umfaßte sein Gesicht mit ihren Händen. »Sie sind ein guter Mensch, Drew Lennox, aber stellen Sie keine Fragen mehr - die tun so weh. Sie sollten mich statt dessen … in Ihre Arme nehmen. Ich brauche jemand wie Sie.«
»Ich wünschte, Sie würden diesen Jemand streichen und einfach nur sagen ›dich‹.«
»Dann sage ich es. Ich brauche dich, Drew Lennox, nimm mich in deine Arme.«
Drew zog sie aus dem Sessel, nahm sie in die Arme und trug sie ins Schlafzimmer.
Der Rest des Vormittags war ein einziger sexueller Exzeß. Karin de Vries war zu lange ohne Mann gewesen; sie war unersättlich. Am Ende warf sie ihren rechten Arm über seine Brust. »Mein Gott«, rief sie, »war das wirklich ich?«
»Du lachst ja«, sagte Drew erschöpft. »Weißt du, wie wunderbar du klingst, wenn du lachst?«
»Es ist so ein wunderbares Gefühl, wenn man lacht.«
»Jetzt gibt es kein Zurück mehr«, sagte Drew. »Jetzt sind wir etwas, was wir vorher nicht waren. Und damit meine ich nicht nur das Bett.«
»Ja, Liebster, und ich bin gar nicht sicher, daß es klug ist.«
»Warum nicht?«
»Weil ich in der Botschaft ruhig und objektiv arbeiten muß, und ich glaube, wenn es um dich geht, kann ich nicht objektiv bleiben.«
»Habe ich das jetzt richtig verstanden? Ich meine, höre ich das, was ich hören will?«
»Ja, das hörst du, du naiver Amerikaner.«
»Und was bedeutet
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