Die Lennox-Falle - Roman
auch, aber das war nicht meine Frage.«
»Sie werden sich ein Zimmer in einem Hotel nehmen, unter einem anderen Namen, den der Colonel liefern wird, und mit leicht verändertem Aussehen.«
»Was?«
»Ich werde Ihnen jetzt das Haar und die Augenbrauen mit einer auswaschbaren Lösung färben. Rötlich-blond, denke ich.«
»Was soll das denn? Ich bin kein Jean-Pierre Villier!«
»Der brauchen Sie auch nicht zu sein. Seien Sie einfach Sie selbst; niemand wird Sie erkennen, wenn er nicht einen halben Meter vor Ihnen steht und Sie genau betrachtet. So, wenn Sie jetzt bitte Ihre Uniformhose anziehen würden, dann stecke ich sie ab und mache sie Ihnen enger.«
»Wissen Sie, ich glaube, jetzt sind Sie völlig übergeschnappt!«
»Wissen Sie eine bessere Lösung?«
»Verdammt!« sagte Lennox und schüttete sich den Rest seines Scotch hinunter. »Nein, ich weiß auch keine.«
»Andrerseits sollten wir vielleicht zuerst Ihre Haare färben. Bitte ziehen Sie Ihr Hemd aus.«
»Und meine Hose? Dann würde ich mich wohler fühlen, mehr wie zu Hause.«
»Sie sind nicht zu Hause, Drew.«
»Ich habe schon verstanden, Lady!«
Moreau nahm den Hörer seiner Telefonanlage ab, drückte einen Knopf, der das Tonbandgerät einschaltete, und ließ sich mit Zimmer achthundert im Hotel Lutetia verbinden.
»Ja?« sagte die rauhe Stimme am anderen Ende der Leitung.
» Monsieur, le docteur? « fragte der Chef des Deuxième, der nicht sicher war, ob er richtig verbunden war. »Ich bin’s, vom Pont Neuf, sind das Sie?«
»Natürlich. Was haben Sie erreichen können?«
»Ich habe tief gebohrt, viel tiefer als es eigentlich für mich gut ist. Ich habe die CIA provoziert, mir zu sagen, daß sie tatsächlich Harry Lennox versteckt halten.«
»Wo?«
»Vielleicht nicht hier in Paris, vielleicht in Marseille.«
»Vielleicht, vielleicht? Das nützt mir gar nichts! Können Sie sich nicht vergewissern?«
»Nein, aber Sie können das vielleicht.«
»Ich?«
»Sie haben doch Leute in Marseille, oder nicht?«
»Natürlich. Ein großer Teil unserer finanziellen Transaktionen läuft über Marseille.«
»Suchen Sie nach den ›Consulars‹, so nennt man sie nämlich.«
»Wir wissen, wer sie sind«, sagte Kröger. »Das ist dieser Zwittergeheimdienst, den die Amis aufgebaut haben, Consular Operations.«
»Schnappen Sie sich einen von ihnen und sehen Sie, was Sie aus ihm herausquetschen können.«
»Das machen wir sofort. Das sollte nicht mehr als eine Stunde dauern. Wo kann ich Sie erreichen?«
»Ich rufe Sie in einer Stunde wieder an.«
Als die Stunde verstrichen war, rief Moreau das Lutetia an. »Haben Sie etwas?« fragte er.
»Das ist seltsam!« sagte der Deutsche. »Der Mann, mit dem wir gesprochen haben, steht tief in unserer Schuld. Er hat gesagt, wir seien verrückt; es gäbe auf ihrer Liste in Marseille keinen Harry Lennox!«
»Dann ist er noch in Paris«, sagte Moreau enttäuscht. »Dann muß ich mich noch einmal darum kümmern.«
»Aber schnell, bitte!«
»Freilich«, sagte der Chef des Deuxième und legte den Hörer mit einem Lächeln auf. Er wartete genau vierzehn Minuten und
rief dann das Lutetia erneut an. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, die Nervosität des anderen hochzukitzeln.
»Ja?«
»Ich bin’s wieder. Es ist gerade etwas hereingekommen.«
»Was denn, um Himmels willen?«
»Harry Lennox.«
»Was?«
»Er hat einen meiner Leute angerufen, einen Mann, mit dem er in Ostberlin zusammengearbeitet hatte und der logischerweise fand, daß er mich informieren mußte. Lennox ist allem Anschein nach ziemlich in Fahrt - das ist oft so, wenn jemand völlig isoliert ist - das geht so weit, daß er meint, es gäbe ein Leck in seiner eigenen Botschaft -«
»Das ist Lennox!« fiel ihm der Deutsche ins Wort. »Das sind die typischen Symptome.«
»Was für Symptome? Was meinen Sie damit?«
»Nichts, gar nichts. Wie Sie schon sagten, wenn Leute isoliert sind, passieren manchmal seltsame Dinge mit ihnen … was wollte er denn?«
»Wahrscheinlich unseren Schutz, soweit wir das erkennen konnten. Mein Mann soll sich mit ihm heute nachmittag um zwei an der Metrostation am Georges Cinq treffen, am hinteren Ende des Bahnsteigs.«
»Da muß ich hin«, rief Kröger.
»Das ist nicht ratsam, und es widerspricht auch den Vorschriften des Bureau, Kontakt zwischen dem Jäger und dem Gejagten herzustellen, Monsieur, wenn die Betreffenden nicht unserer Organisation angehören.«
»Sie verstehen das nicht, ich muß dabei
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