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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sein!«
    »Warum? Es könnte gefährlich sein.«
    »Nicht für mich, auf keinen Fall für mich.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.«
    »Das brauchen Sie auch nicht! Denken Sie einfach an die Bruderschaft, der müssen Sie gehorchen, und ich werde Ihnen Ihre Anweisungen geben.«
    »Dann muß ich natürlich gehorchen, Herr Doktor. Wir treffen uns am Bahnsteig um dreizehn Uhr fünfzig, nicht früher und nicht später, ist das klar?«

    »Ja, das habe ich verstanden.«
    Moreau legte nicht auf, sondern trennte die Verbindung mit einem Knopfdruck und wählte gleich anschließend die Nummer seines engsten Mitarbeiters. »Jacques«, sagte er ruhig, »wir haben um zwei eine sehr wichtige Begegnung, nur Sie und ich. Erwarten Sie mich um halb zwei unten, dann informiere ich Sie näher. Übrigens, nehmen Sie Ihre Automatik mit, aber laden Sie sie mit Platzpatronen.«
    »Das ist ein höchst seltsamer Wunsch, Claude.«
    »Es ist auch eine äußerst seltsame Begegnung«, sagte Moreau und legte auf.
     
    »Du großer Gott, ich sehe ja wie eine Disneyfigur aus!« rief Drew nach einem Blick in den Spiegel.
    »Sie übertreiben«, sagte Karin, die über ihn gebeugt am Spülbecken in der Küche stand und ihm jetzt den Spiegel wegnahm. »Sie sind es bloß nicht gewöhnt, das ist alles.«
    »Das ist doch lächerlich! Ich sehe aus, als würde ich gleich eine Schwulenparade anführen.«
    »Stört Sie das?«
    »Nein, zum Teufel, ich habe eine Menge Freunde vom anderen Ufer. Aber ich selbst bin es nicht.«
    »Das läßt sich unter der Dusche wieder abwaschen, also hören Sie auf, sich zu beklagen. So, und jetzt ziehen Sie die Uniform an, dann mache ich ein paar Fotos für Colonel Witkowski und anschließend mache ich Ihnen die Hose enger.«
    »In was hat mich dieser Hurensohn da hineingeritten?«
    »Im Grunde genommen rettet er Ihnen das Leben. Können Sie das akzeptieren?«
    Lennox ging resigniert ins Schlafzimmer und kam zwei Minuten später als Oberst der US-Army zurück. »Die Uniform kleidet Sie«, sagte Karin lächelnd, »besonders, wenn Sie sich gerade halten.«
    »Mit diesem Jackett hat man ja keine andere Wahl. Das ist so verdammt eng, daß man einfach sein Rückgrat geradestrecken muß, sonst kriegt man keine Luft. Ich würde einen lausigen Soldaten abgeben. Ich würde darauf bestehen, immer nur Arbeitsanzüge zu tragen.«
    »Das würde die Dienstvorschrift nicht zulassen.«

    »Ein weiterer Grund, warum ich einen lausigen Soldaten abgeben würde.«
    »Tatsächlich wären Sie wahrscheinlich ein sehr guter, wenn Sie General wären.«
    »Einigermaßen unwahrscheinlich.«
    »Einigermaßen«, sagte Karin und wies in den Flur. »Kommen Sie jetzt in den Vorraum, ich habe alles vorbereitet. Da ist Ihre Brille.« Sie reichte ihm eine schwere Schildpattbrille.
    »Vorbereitet? Brille?« Drew blickte in das kleine Foyer, in dem eine auf einem Stativ befestigte Kamera auf eine weiße Wand gerichtet war. »Fotografin sind Sie auch?«
    »Keineswegs. Aber Freddie brauchte gelegentlich ein neues Foto für einen anderen Paß. Er hat mir beigebracht, wie man mit so etwas umgeht, nicht daß es sonderlich schwierig wäre. Es ist eine Polaroidkamera, die gleich Bilder im Paßbildformat liefert … Setzen Sie die Brille auf und stellen Sie sich an die Wand. Nehmen Sie die Mütze ab; ich möchte, daß man ihr blondes Haar in seinem ganzen Glanz sehen kann.«
    Ein paar Minuten später verfügte Karin über fünfzehn kleine Polaroidfotos eines blonden, bebrillten Colonel, der so finster und unbehaglich blickte, wie das Menschen auf Paßfotos zumeist tun. »Ausgezeichnet«, verkündete sie. »Und jetzt gehen wir wieder zur Couch, wo ich mein Nähzeug habe.«
    »Nähzeug?«
    »Die Hose, haben Sie das vergessen?«
    »Oh, jetzt kommt der angenehme Teil. Soll ich sie ausziehen?«
    »Nicht, wenn Sie wollen, daß sie Ihnen nachher paßt. Kommen Sie.«
    Eine Viertelstunde später, nach nur zwei schmerzhaften Nadelstichen, schickte sie ihn ins Gästezimmer zurück, damit er wieder seine normale Kleidung anzog. Als er zurückkam, saß Karin an dem Erkertisch, auf dem jetzt eine Nähmaschine aufgebaut war. »Die Hose, bitte.«
    »Wissen Sie, langsam bekomme ich wirklich Respekt vor Ihnen, Lady«, sagte Drew und reichte ihr das Kleidungsstück. »Wer sind Sie eigentlich wirklich?«
    »Nun, sagen wir mal, ich habe schon einiges erlebt, Monsieur Lennox.«

    »Ja, das höre ich jetzt nicht zum ersten Mal von Ihnen.«
    »Dann glauben Sie es mir eben, Drew.

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