Die Lennox-Falle - Roman
ehe er den Namen des Verräters mit ins Grab nimmt.«
»Ja, jetzt verstehe ich, aber Doktor, fühlen Sie sich ganz wohl?«
»Was?«
»Sie sind so blaß geworden, und Ihr Gesicht ist über und über mit Schweiß bedeckt. Haben Sie vielleicht Schmerzen im Brustbereich? Ich kann innerhalb weniger Minuten einen Ambulanz hier haben.«
»Ich will keine Ambulanz. Ich will Harry Lennox! Und ich habe keine Brustschmerzen, keine Angina pectoris. Ich kann nur schwerfällige Bürokraten nicht leiden.«
»Ob Sie es mir nun glauben oder nicht, das verstehe ich auch. Sie sind schließlich ein gebildeter Mann, ein großer Wissenschaftler, und abgesehen von meiner Hochachtung für Ihre Sache ist es mir eine Ehre, Sie zu kennen … Kommen Sie, wir wollen jetzt gehen. Ich verspreche Ihnen, ich werde meine ganze Kraft und meine ganze Energie einsetzen.«
Als sie die Champs-Élysées erreicht hatten, salutierten Moreau und sein Mitarbeiter, als Gerhard Kröger in ein Taxi stieg, und begaben sich dann zu ihrem Dienstwagen. »Schnell!« sagte Moreau. »Dieser Mistkerl hat so gelogen, daß sich die Balken bogen. Aber worüber hat er gelogen?«
»Was werden Sie jetzt tun, Claude?«
»Mich hinsetzen und nachdenken und dann vielleicht ein paar Telefonate führen. Eines mit Heinrich Kreitz, dem deutschen Botschafter. Er und seine Regierung werden mir jetzt ein paar Akten ausgraben müssen. Ob es ihnen nun paßt oder nicht.«
19
D rew Lennox stand mit einem Aktenkoffer in der Hand an der Rezeption des Intercontinental. Er legte eine Anforderung der amerikanischen Botschaft für eine Zimmerreservierung und einen Militärausweis auf den Tresen. Der korrekt gekleidete Hotelangestellte zog eine Karteikarte heraus und verglich die Eintragungen darauf mit Lennox’ Papieren.
» Ah, oui , Colonel Webster, seien Sie herzlich willkommen. Die Botschaft hat eine Junior-Suite bestellt und, ob Sie es glauben oder nicht, wir haben auch eine für Sie gefunden. Ein Ehepaar aus Spanien ist vorzeitig abgereist.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
»Außerdem«, fuhr der Angestellte nach einem weiteren Blick auf seine Karteikarte fort, »Sie werden möglicherweise Gäste haben, und wir sollen Sie anrufen, ehe wir denen Ihre Zimmernummer geben, n’est-ce pas? «
»Völlig richtig.«
»Ihr Gepäck, Monsieur?«
»Das habe ich beim Concierge abgestellt und ihm meinen Namen genannt.«
»Ausgezeichnet. Sie kennen sich aus, wie ich sehe.«
»Ich bin aus dienstlichen Gründen sehr viel unterwegs«, sagte Drew und unterschrieb die Anmeldung, die der Mann ihm reichte. Anthony Webster, Col. U.S. Army, Washington D.C., U.S.A.
»Ah, sehr interessant.« Der Angestellte drehte den Block herum und riß das von Lennox ausgefüllte Formular ab. Er blickte auf und tippte an die Klingel. »Bringen Sie Monsieur le Colonel in Suite 703 und informieren Sie den Concierge, daß er sein Gepäck hinaufschickt. Der Name ist Webster.«
» Oui «, antwortete der uniformierte Page. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Monsieur. Ihr Gepäck kommt in wenigen Minuten nach.«
»Vielen Dank.«
Die Fahrt mit dem Aufzug ins siebte Stockwerk verlief beruhigend normal.
Die Suite war klein, ein Schlafzimmer und ein kleiner Wohnraum, aber hübsch möbliert, sehr europäisch, und das Besondere daran war eine Flasche Scotch auf der kleinen Bar. Witkowski mußte sich also doch ein wenig schuldig gefühlt haben, und das war auch durchaus angemessen. Lennox war die verdammte Uniform zuwider. Seine Brust, seine Taille und sein Hintern waren in den engen Stoff eingezwängt. Ihn wunderte, daß es bei den Streitkräften nicht schon wegen der Klamotten zu massiven Kündigungen kam.
Als der Page gegangen war, wartete Drew auf seinen Koffer, in dem sich Zivilkleidung befand, die Karin aus seiner Wohnung geholt hatte. Er zog den engen Uniformrock aus, schenkte sich einen Scotch ein, machte dann den Fernseher an und wechselte solange die Kanäle, bis er CNN gefunden hatte. Er setzte sich. Gerade liefen die Sportnachrichten, hauptsächlich Baseball, was ihn nicht interessierte; wenn die Eishockeysaison begann, würde sich das ändern.
Es klingelte an der Tür; ein junger Page mit seinem Koffer. Drew dankte ihm, gab ihm ein Trinkgeld und wunderte sich, als der junge Mann sagte: »Das ist für Sie, Monsieur.« Er gab ihm einen Zettel. »Das ist, wie sagt man, confidentiel ?«
»Ja, ich verstehe schon, vielen Dank.«
Rufen Sie Zimmer 330. Gut Freund.
Karin? Das würde zu ihrem Verhalten passen,
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