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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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aufgetischt wurde, der unter Druck stand. »Das ist also der Grund, weshalb Sie ihn finden müssen? Um ihn vor seiner Exekution zu verhören, um die Identität Ihres Verräters zu erfahren?«
    »Sie müssen verstehen, es war eine Frau, und es muß jemand ziemlich weit oben in der Organisation sein. Sie muß eliminiert werden!«
    »Ja, natürlich, das verstehe ich auch.« An Krögers Haaransatz waren jetzt kleine Schweißtröpfchen hervorgetreten, obwohl es in dem unterirdischen Raum kühl war. »Das ist also der Grund für den Einsatz Ihrer K-Einheit, der Grund, daß ein so wichtiger Mann wie Sie persönlich nach Paris kommt - um die Identität eines Verräters zu erfahren, eines Verräters in den obersten Rängen der Bruderschaft.«
    »Genau.«
    »Ich verstehe. Und es gibt keinen anderen Grund?«
    »Nein.« Dem Deutschen lief der Schweiß über die Stirn, tropfte von seinen Brauen und rollte über seine Wangen. »Hier
drinnen ist es schrecklich warm«, sagte Kröger und wischte sich mit dem rechten Handrücken über das Gesicht.
    »Das habe ich gar nicht bemerkt. Ich finde es eher kühl, aber schließlich sind mir solche Ereignisse wie heute nachmittag nicht fremd. Schießereien waren von Zeit zu Zeit ein fester Bestandteil meines Lebens.«
    »Ja, aber das betrifft Sie, nicht mich. Ich wette, wenn ich Sie während einer besonders widerwärtigen Operation in den Operationssaal bringen würde, würden Sie wahrscheinlich ohnmächtig werden.«
    »Kein Widerspruch, das würde ich ohne Zweifel. Aber sehen Sie, Doktor, wenn ich wirklich effizient arbeiten soll, dann muß ich auch alles wissen, und ich habe irgendwie das Gefühl, daß Sie mir noch nicht alles gesagt haben.«
    »Was brauchen Sie denn sonst noch?«
    »Vielleicht haben Sie recht. Ich bin manchmal übereifrig. Wir gehen also folgendermaßen vor. Wenn Harry Lennox wieder anruft, werde ich Sie nicht im Lutetia anrufen, sondern selbst zusehen, daß ich ihn zu fassen bekomme. Und sobald uns das gelungen ist, behandeln wir ihn anständig, und ich rufe Sie dann ein paar Stunden später an.«
    »Kommt nicht in Frage!« rief Kröger und sprang auf. Seine Hände zitterten. »Ich muß dabei sein, wenn Sie ihn finden! Ich muß alleine mit ihm sprechen, ehe irgendein Verhör stattfinden kann; unter vier Augen, weil ich dann über Dinge reden werde, die sonst niemand hören darf. Das ist von entscheidender Wichtigkeit, und ich befehle Ihnen das im Auftrag der Bruderschaft!«
    »Und wenn ich das ablehne, aus welchem Grund auch immer?«
    »Dann werden der Quai d’Orsay und die französische Presse etwas über Ihre Konten in der Schweiz und über zwanzig Millionen Francs erfahren, die dort eingezahlt worden sind.«
    »Also, ich muß schon sagen, das klingt sehr überzeugend.«
    »Das will ich hoffen.«
    »Wenn Sie sagen, ›unter vier Augen‹, was meinen Sie dann damit?«
    »Genau das, was ich gesagt habe. Ich habe verschiedene Spritzen und einige Narkotika bei mir, mit denen ich Harry Lennox
zwingen werde, mir das zu verraten, was wir wissen müssen. Aber da darf es natürlich keine Zeugen geben.«
    »Was können wir also für Sie tun?«
    »Ein Automobil meiner eigenen Wahl, keines von den Ihren. Ich werde Lennox irgendwohin bringen, meine Drogen einsetzen, erfahren, was ich erfahren muß, und ihn Ihnen zurückbringen.«
    »Keine Exekution?«
    »Nur, wenn ich merke, daß ich verfolgt werde.«
    »Ich verstehe. Anscheinend habe ich keine andere Wahl.«
    »Zeit, Moreau, Zeit! Das ist äußerst wichtig. Er muß innerhalb der nächsten sechsunddreißig Stunden aufgespürt werden.«
    »Was? Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Warum sechsunddreißig Stunden? Bleibt die Erde dann in ihrer Bahn um die Sonne stehen? Bitte erklären Sie mir das.«
    »Also schön, wie Sie schon vermutet haben, ist es das, was ich Ihnen nicht gesagt habe … Denken Sie daran, ich bin Arzt, manche sagen, der beste Schädelchirurg in ganz Deutschland, und ich will dem nicht widersprechen. Harry Lennox ist geistesgestört, eine Kombination aus Schizophrenie und einem manischdepressiven Syndrom. Ich habe ihm in unserem Tal das Leben gerettet, habe operiert, um den Druck in seinem Schädel zu lindern, der ihn krank machte. Bei Durchsicht meiner Aufzeichnungen habe ich etwas Schreckliches festgestellt. Wenn er nicht binnen sechs Tagen nach seiner Flucht die richtigen Medikamente bekommt, wird er sterben! Viereinhalb von diesen sechs Tagen sind bereits um. Verstehen Sie jetzt? Wir müssen ihn befragen,

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