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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sagte Drew. »Herrgott, steht Courtland jetzt auf unserer Liste, auf Harrys Liste?«
    »Das kann ich nicht glauben«, antwortete der Colonel. »Ich mag ihn zwar nicht sonderlich, aber dazu ist er uns gegenüber
viel zu offen gewesen, hat sich immer wieder für uns engagiert. Ich darf Sie daran erinnern, daß wir nicht hier wären, wenn er das nicht ausdrücklich gebilligt hätte, weil wir nämlich ohne ausdrückliche Freigabe vom State Department, der CIA und dem Nationalen Sicherheitsrat hier nichts verloren hätten.«
    »Ich erinnere mich, daß ich in der Washington Post über Courtlands Scheidung gelesen habe«, sagte Drew. »Soweit ich mich erinnere, hat er alles, was er hatte, seiner Frau und den Kindern gegeben und öffentlich erklärt, daß ein Beamter im State Department einfach zu oft versetzt wird, um ein normales Familienleben führen zu können.«
    »Das kann ich verstehen«, sagte der Colonel kühl. »Aber das muß noch lange nicht bedeuten, daß seine derzeitige Frau eine Verräterin ist.«
    »Was ist mit Sprachen?« sagte Lennox und sah dabei Karin an. »Die müßten doch wichtig sein.«
    »Janine spricht einigermaßen Französisch und Italienisch, aber im Deutschen ist sie perfekt -« Karin hielt inne, als ihr bewußt wurde, was sie gerade gesagt hatte.
    »Das paßt ja gar nicht schlecht«, überlegte Drew laut. »Und was machen wir jetzt?«
    »Ich habe schon angefangen«, erwiderte Greenberg. »Ich habe gerade eine Anfrage nach Chicago geschickt und komplette Informationen über Professor Clunes angefordert. Das Zeug ist dort alles registriert, sollte also in ein oder zwei Minuten hier sein.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?« fragte Karin. »Dort ist doch schon beinahe Mitternacht.«
    »Schsch!« flüsterte der Computerhippie gespielt ernsthaft. »Chicago verfügt über eine von der Regierung finanzierte Datenbasis, so wie die Erdbebengeräte, aber sagen Sie das niemanden. Die Anlage ist immer besetzt, schließlich will keiner, den der Steuerzahler bezahlt, sich dabei erwischen lassen, daß er einer Maschine wie der unseren Informationen vorenthält.«
    »Da kommt es!« rief Jack Rowe, als die Information aus Chicago über den Bildschirm huschte.

    Janine Clunes bekleidete drei Jahre lang eine Position als Professorin für Informatik, bis sie Daniel Courtland, den damaligen Botschafter in Finnland, heiratete. Sie genoß sowohl beim Lehrkörper als auch bei den Studenten hohes Ansehen, weil sie über die seltene Fähigkeit verfügte, Computer wie etwas Alltägliches erscheinen zu lassen. Sie war in der Campuspolitik aktiv und bekannte sich zu einer Zeit, als dies keineswegs populär war, zu ihrer konservativen Einstellung, wobei ihre gewinnende Persönlichkeit wesentlich dazu beitrug, negative Reaktionen abzumildern. Gerüchten zufolge soll sie während ihrer Tätigkeit in der Fakultät mehrere Affären gehabt haben, die sich aber nicht nachteilig auf ihre Position auswirkten. Allerdings hatte man festgestellt, daß sie sich mit Ausnahme von politischen Veranstaltungen dem gesellschaftlichen Leben der Universität fernhielt. Sie wohnte außerhalb des Campus in Evanston, Illinois, eine Autostunde von der Universität entfernt.
    Nach augenblicklichen Vorstellungen kann man ihre Vorgeschichte als recht konformistisch bezeichnen. Sie war in Bayern zur Welt gekommen und noch als Kind von ihren Eltern in die Vereinigten Staaten gebracht worden, wo sie ihre Verwandten, Mr. und Mrs. Charles Schneider in Centralia im County Marion, Illinois, nach dem Tod ihrer Eltern großzogen. Ihren Zeugnissen kann man entnehmen, daß sie auf der High School eine hervorragende Schülerin war und dort auch ein Stipendium für die Universität von Chicago bekommen hat, die ihr nach Abschluß ihrer Studien und nach ihrer Promotion eine Dozentenstelle anbot. Anschließend unternahm sie häufig als unbezahlte politische Beraterin aus eigenen Mitteln Reisen nach Washington, D.C., wo sie Botschafter Courtland kennenlernte. Das wär’s etwa, Paris. Beste Grüße, Chicago.
    »Das wär’s keineswegs«, sagte Witkowski leise, als er die grünen Lettern auf dem Bildschirm gelesen hatte. »Sie ist ein Sonnenkind.«
    »Was soll das denn heißen, Stanley?«

    »Ich dachte, die Sonnenkindertheorie sei widerlegt worden«, sagte Karin so leise, daß man sie kaum hören konnte.
    »Für die meisten Leute«, erwiderte der Colonel. »Aber nicht für mich, ich habe all diese Gegenbeweise nie geglaubt. Schauen Sie doch, was gerade

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