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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sie mich bitte zu ihm.«
    »Sicher, aber denken Sie daran, daß ich Sie beobachten werde. Wenn ich sehe, daß sein Zustand sich verschlechtert - wir überwachen seinen Blutdruck, seinen Herzschlag und seinen Sauerstoffverbrauch -, dann sind Sie draußen. Verstanden?«
    »Wenn es um einen Killer geht, bin ich von derartigen Anordnungen nicht gerade begeistert -«
    »Aber von mir werden Sie sie trotzdem annehmen, Witkowski«, fiel ihm der Arzt ziemlich unsanft ins Wort. »Meine Aufgabe ist es, ihn am Leben zu halten, vielleicht sogar zu Ihrem Vorteil. Haben wir uns verstanden?«
    »Ich habe ja wohl keine andere Wahl, oder?«
    »Allerdings. Ich würde empfehlen, daß Sie leise mit ihm sprechen.«
    »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen.«
    Der Colonel setzte sich in einen Sessel vor dem Bett und blieb dort reglos sitzen, bis Kröger ihn bemerkte. »Guten Abend, Herr Doktor. Sprechen Sie Englisch?«
    »Das wissen Sie ganz genau«, antwortete Kröger auf Englisch und kämpfte gegen die ihn beengende Zwangsjacke an. »Warum hält man mich auf so unwürdige Weise fest? Ich bin Arzt, ein bekannter Chirurg, warum behandelt man mich wie ein Tier?«
    »Weil die Familien zweier Ihrer Opfer im Hotel Intercontinental Sie zweifellos als gefährliches, bösartiges Tier betrachten. Sollen wir Sie freilassen und ihnen übergeben? Ich kann Ihnen versichern, daß der Tod von ihrer Hand viel schmerzhafter wäre, als wenn wir Sie exekutieren.«
    »Das war ein Irrtum, ein Fehler! Ein tragisches Mißverständnis, das nur dadurch entstand, daß Sie einen Feind der Menschheit versteckt halten!«

    »Einen Feind der Menschheit …? Das ist aber ein großes Wort. Weshalb ist Harry Lennox ein Feind der Menschheit?«
    »Er ist wahnsinnig, gewalttätig, schizophren. Man muß ihn von seiner Qual erlösen, oder ihn behandeln und dann in eine Anstalt einweisen. Hat Moreau Ihnen das nicht gesagt?«
    »Moreau? Das Deuxième Bureau?«
    »Natürlich. Ich hatte ihm alles ausführlich erklärt! Er war nicht mit Ihnen in Verbindung? Das ist wieder typisch französisch, aber die Franzosen sind mit Informationen immer sehr zugeknöpft, nicht wahr?«
    »Vielleicht habe ich nur nicht aufgepaßt und seine Mitteilung übersehen.«
    »Sie müssen wissen«, sagte Kröger, der immer noch gegen die Riemen ankämpfte, aber es inzwischen geschafft hatte, sich im Bett aufzusetzen, »ich habe Harry Lennox in Deutschland behandelt und sein Leben gerettet, aber Sie müssen mich unbedingt zu ihm bringen, damit ich ihm die Medikamente injizieren kann, die ich bei mir hatte. Das ist seine einzige Chance, am Leben zu bleiben und Ihnen zu nutzen!«
    »Sie könnten mich in Versuchung führen«, sagte Witkowski. »Sie müssen wissen, er hat eine Liste mit Namen mitgebracht, einige hundert Namen -«
    »Wer weiß, wo er sie her hat?« unterbrach ihn Gerhard Kröger. »Einige der Namen könnten stimmen, aber viele sind wahrscheinlich falsch. Deshalb müssen Sie mich unbedingt mit ihm zusammenbringen, damit wir die Wahrheit herausfinden können.«
    »Mein Gott, Sie sind wirklich verzweifelt und wollen jede Chance wahrnehmen, nicht wahr?«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich ganz genau verstanden, Doktor … Aber sprechen wir einen Augenblick über etwas anderes, okay?«
    »Was denn?«
    »Ihren Vater, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Ich spreche nie über meinen Vater, Sir«, sagte Kröger.
    »Oh, ich finde, das sollten wir schon.« Der Colonel blieb beharrlich. »Sie müssen wissen, wir haben uns gründlich über Sie
informiert, und haben herausgefunden, daß Ihr Vater ein Held, ein wirklicher Held war.«
    »Nein, das war er nicht. Er war ein Verräter!«
    »Da sind wir anderer Ansicht. Er wollte Menschenleben retten - das Leben von Deutschen, Engländern und Amerikanern. Er hat am Ende durchschaut, was für einen Riesenschwindel Hitler und seine Kumpane abgezogen hatten, und beschlossen, etwas zu unternehmen, selbst wenn er damit sein Leben riskierte. Das nenne ich einen echten Helden, Doktor.«
    »Nein! Er hat sein Vaterland verraten!« Kröger wand sich in der Zwangsj acke auf dem Bett hin und her. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht. »Ich mußte mir das auf dem Gymnasium und dann später auf der Universität die ganze Zeit von den anderen Jungen anhören, manchmal haben sie mich sogar deswegen verprügelt.«
    »Und deshalb beschlossen Sie, das wiedergutzumachen, ist das richtig, Herr Kröger?«
    »Sie haben kein Recht, mich so zu verhören!« schrie der Chirurg plötzlich. Er

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