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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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abläuft.«
    »Was ist ein Sonnenkind?«
    »Eine Theorie, Drew. Man war von der Prämisse ausgegangen, daß die Fanatiker des Dritten Reiches vor und nach dem Krieg ausgewählte Kinder an handverlesene ›Eltern‹ in der ganzen Welt geschickt hatten, deren Aufgabe darin bestand, diese Kinder so aufzuziehen, daß sie Positionen von Einfluß und Macht erreichen, um damit einem Vierten Reich den Weg zu bahnen.«
    »Das sind doch Phantasievorstellungen. So was hätte doch niemals funktioniert.«
    »Vielleicht hat es das doch«, sagte Witkowski. »Herrgott, die ganze Welt ist doch verrückt geworden!«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Greenberg. »Da kommt noch ein Nachwort aus Chicago. Passen Sie auf.« Alle Köpfe drehten sich wieder zum Bildschirm herum, auf dem in leuchtenden grünen Lettern zu lesen stand:
    Zusätzliche Information betreffend Janine Clunes. Obwohl sie sich mit Nachdruck für konservative Wertvorstellungen einsetzte, hat sie sich dem Nazimarsch durch Skokie, Illinois, heftig widersetzt. Sie trat bei der Parade unter großer Gefahr für Leib und Leben auf die Rednerbühne und erklärte, bei dieser Veranstaltung handle es sich um nackte Barbarei.
    »Was sagen Sie dazu, Stanley?« fragte Drew.
    »Ich werde dir sagen, was ich davon halte«, schaltete Karin sich ein. »Gibt es denn eine bessere Tarnung, als sich öffentlich gegen das auszusprechen, was man insgeheim unterstützt? Sie könnten recht haben, Colonel. Vielleicht stimmt diese Sonnenkindergeschichte doch.«
    »Dann sagen Sie mir, wie ich das dem Botschafter beibringen soll? Soll ich ihm sagen, daß er mit einer Tochter des Dritten Reiches zusammenlebt, mit ihr schläft?«

    »Überlassen Sie das mir, Stanley«, sagte Lennox. »Ich bin schließlich der Koordinator, oder?«
    »Wem werden Sie das aufnötigen, mein Junge?«
    »Einem Mann, den wir beide schätzen, Wesley Sorenson.«
    Neben Rowes Computer klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab. »Hier S-Zwo, was gibt’s? … Ja, Sir, sofort, Sir.« Er drehte sich zu Witkowski herum. »Sie sollen sofort in die Krankenstation kommen, Colonel. Ihr Gefangener ist aufgewacht und redet.«

21
    G erhard Kröger lag in eine Zwangsjacke geschnallt auf dem schmalen Bett an die Wand gepreßt und drückte sich gegen das Holz. Er war alleine in einem Zimmer in der Krankenstation der Botschaft, und seine verletzten Beine waren unter seinem Krankenhauspyjama verbunden. Seine Augen waren geweitet und funkelten, huschten unruhig umher, ohne an etwas haften zu bleiben. »Mein Vater war ein Verräter« , flüsterte er heiser. »Mein Vater war ein Verräter … Mit meinem Leben ist Schluß, alles ist vernichtet!«
    Zwei Männer beobachteten ihn durch einen falschen Spiegel aus dem danebenliegenden Büro - einer war der Botschaftsarzt, der andere Colonel Witkowski. »Jetzt fängt er an wirres Zeug zu reden«, sagte der Sicherheitschef.
    »Ich spreche nicht Deutsch. Was sagt er denn?« erkundigte sich der Arzt.
    »Er spricht von seinem Vater, daß er ein Verräter gewesen sei und daß sein Leben vorbei sei und alles vernichtet.«
    »Dann ist er suizidgefährdet«, schloß der Arzt daraus. »Also bleibt er in der Zwangsjacke.«
    »Unbedingt«, pflichtete ihm der Colonel bei. »Aber ich will trotzdem zu ihm gehen und versuchen, ihn zu verhören.«
    »Seien Sie vorsichtig, sein Blutdruck ist so hoch, daß die Instrumente ihn kaum mehr anzeigen. Eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, wer er ist - oder besser war. Wenn die Großen stürzen, gibt es immer einen Riesenknall.«
    »Sie wissen, wer er ist?«
    »Sicher. Praktisch jeder Mediziner kennt ihn, wenn er auf dem Gebiet der Schädelchirurgie à jour geblieben ist.«
    »Können Sie mich da näher aufklären«, sagte Witkowski und sah den Arzt erwartungsvoll an.
    »Er ist, oder besser gesagt, war ein berühmter deutscher Chirurg - ich habe seit Jahren nichts mehr von ihm gehört - und hatte sich auf Gehirnstörungen spezialisiert. Damals hieß es, er habe mehr Fehlfunktionen des Gehirns kuriert, als irgend jemand
sonst. Mit dem Skalpell, nicht etwa mit Medikamenten, die ja immer alle möglichen Nebeneffekte herbeiführen.«
    »Warum hat man dann dieses gottverdammte Genie nach Paris geschickt, um jemanden zu erledigen, wenn er nicht einmal mit einer Schrotflinte ein Scheunentor treffen kann?«
    »Das weiß ich nicht, Colonel. Und wenn er irgend etwas darüber gesagt hat, dann hätte ich es nicht verstanden.«
    »Einleuchtend, reicht mir aber nicht aus, Doktor. Lassen

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