Die Lennox-Falle - Roman
Anlegestelle am Rheinufer anlegten. Ihr Ziel war von einem schwachen
roten Licht auf einem Mast gekennzeichnet, und das unregelmäßige Licht des Mondes half kaum, weil der Himmel bedeckt war. Aber die Männer am Steuer der schnellen Boote waren mit den Strömungen vertraut. Schon dreißig Meter vor dem Steg wurden die Motoren abgeschaltet, dann trug die Strömung die Boote mühelos zu den Liegeplätzen, wo zwei Männer die Taue auffingen, die man ihnen zuwarf und die Boote lautlos heranzogen, worauf die Besucher nacheinander über den mit Platten belegten Weg zu der Villa hinaufgingen.
Sie begrüßten sich auf einer weitläufigen, von Kerzen beleuchteten Veranda, wo Kaffee, Getränke und Kanapees gereicht wurden. Man plauderte ungezwungen - Golfhandicaps, Tennisturniere, Theater, nichts von Bedeutung; aber das sollte sich rasch ändern. Eine Stunde und zwanzig Minuten später war die Gruppe vollzählig, die Dienstboten wurden weggeschickt, und die eigentliche Konferenz begann. Die neuen Führer der Bruderschaft der Wacht saßen im Halbkreis um ein Rednerpult. Dr. Hans Traupmann erhob sich von seinem Sessel und ging darauf zu.
»Sieg Heil!« rief er und hob den rechten Arm zum Hitlergruß.
»Sieg Heil!« brüllten die acht anderen im Chor, sprangen auf und reckten ebenfalls die Arme in die Höhe.
»Bitte, nehmen Sie wieder Platz«, sagte Traupmann, worauf alle sich wieder hinsetzten und in aufrechter Haltung konzentriert zuhörten. Traupmann fuhr fort: »Ich habe Bedeutsames zu berichten. Auf dem ganzen Erdball zittern die Feinde des Vierten Reiches in Angst und Konfusion. Jetzt ist die Zeit für die nächste Phase gekommen, für einen Angriff, der den Feind noch tiefer in Verwirrung und Panik stürzen wird, während unsere Jünger bereit sind, sich mit Bedacht, aber Entschlossenheit überall auf einflußreiche Positionen zu begeben … Unser Vorhaben wird vielen unserer Leute draußen im Feld Opfer abverlangen, sie dem Risiko der Gefangennahme, ja sogar des Todes aussetzen, aber unser Entschluß steht unerschütterlich fest, weil die Zukunft uns gehört. Ich werde jetzt dem Mann das Wort erteilen, den wir zum Führer der Bruderschaft gewählt haben, weil er ein Mann ohne Kompromisse und mit stählernem Willen ist. Es ist mir eine Ehre, Günter Jäger zu bitten, jetzt zu Ihnen zu sprechen.«
Wieder erhob sich die kleine Gruppe wie ein Mann und wieder schossen ihre Arme in die Höhe. »Sieg Heil!« brüllten sie. »Sieg Heil, Günter Jäger!«
Ein schlanker blonder Mann, beinahe ein Meter achtzig groß, mit einem schwarzen Anzug bekleidet, zu dem er einen weißen Priesterkragen trug, erhob sich von dem Stuhl in der Mitte und ging auf das Rednerpult zu. Seine Haltung war aufrecht, sein Schritt zielbewußt und fest, sein Kopf wirkte wie der einer antiken Skulptur. Doch am eindrucksvollsten waren seine Augen - graugrün und durchdringend, kalt blickend und doch von einem inneren Feuer erfüllt, als sein Blick jetzt von einem der Männer zum nächsten wanderte.
»Die Ehre ist ganz meinerseits«, begann er ruhig und mit einem leichten Lächeln. »Sie alle wissen ja, daß meine Kirche mir die Priesterschaft entzogen hat, weil sie meine politischen Ansichten ablehnt, aber dafür habe ich eine Herde gefunden, die in Wahrheit viel größer als jede andere in der Christenheit ist. Sie sind es, die jene Herde vertreten, jene Millionen, die an unsere heilige Sache glauben.
Wie Herr Dr. Traupmann Ihnen gesagt hat, sind wir jetzt im Begriff die nächste Phase unseres Kampfes zu beginnen. Unsere Feinde werden in völlige Verwirrung gestürzt werden, weil eine unsichtbare Armee einen vernichtenden Schlag gegen die wichtigste Quelle des Lebens auf Erden führen wird … das Wasser, meine Herren.«
Er sah die Verblüffung in den Augen seiner Zuhörer und Monsignore Heinrich Paltz, fragte: »Und wie soll das geschehen?«
»Das will ich Ihnen sagen. Unser Schlag wird sich gegen die Wasserreservoire von London, Paris und Washington richten, zunächst wenigstens. Während wir hier beisammen sind, werden Pläne ausgearbeitet, nachts Tonnen toxischer Chemikalien in diese zentralen Wasserreservoire einzubringen. Sobald sie sich verteilt haben, werden Tausende und Abertausende von Menschen sterben. Die Leichen werden sich auf den Straßen auftürmen, und man wird den jeweiligen Regierungen die Schuld dafür geben, weil der Schutz derartiger Ressourcen ja schließlich in ihrer Verantwortung liegt. Diese Maßnahme
wird in London, Paris
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