Die Lennox-Falle - Roman
Geschäftsführer ging hinter der Theke nach rechts, trat durch einen grünen Samtvorhang, der eine schmale Tür bedeckte und winkte seiner neuen Kundin zu. Sie traten zusammen in ein verlassenes Büro. »Wir gehen jetzt durch den Hintereingang nach draußen, und dann wird man Sie in einen Vergnügungspark ein Stück außerhalb von Paris bringen. Fragen Sie am Südeingang an der zweiten Kasse nach einem von André zurückgelegten Gratisticket. Verstehen Sie?«
»Südeingang, zweite Kasse, Gratiskarte, André. Ja, geht in Ordnung.«
»Einen Augenblick bitte.« Der Geschäftsführer beugte sich vor und drückte den Knopf einer Sprechanlage. »Gustave, wir haben eine Lieferung für Monsieur André. Bitte gehen Sie sofort zum Wagen.«
Draußen auf einem Parkplatz in einer engen Seitengasse stieg Janine auf den Rücksitz eines Lieferwagens, während der Fahrer sich hinters Steuer setzte und den Motor anließ.
Der Geschäftsführer kehrte in das Büro zurück, griff nach der Sprechanlage und drückte diesmal einen anderen Knopf. »Ich gehe heute früher weg, Simone«, sagte er. »Im Laden ist nicht viel los, und ich bin müde. Schließen Sie um sechs ab - wir sehen uns dann morgen.« Er ging zu seinem Motorrad, das auf dem Parkplatz hinter den Geschäften stand. Er betätigte den Zündschlüssel, der Motor erwachte brausend zum Leben, und er jagte die Gasse hinunter.
In der Boutique klingelte das Telefon. Ein Angestellter an der Theke nahm den Hörer ab. »La Selle et les Bottes« , sagte er.
» Monsieur Rambeau! « sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. » Immédiatement! «
»Es tut mir leid«, antwortete der Angestellte, über die Arroganz des Anrufers verstimmt. »Monsieur Rambeau ist heute schon gegangen.«
»Wo ist er?«
»Woher soll ich das wissen? Ich bin weder seine Mutter noch sein Liebhaber.«
»Das ist wichtig!« schrie der Mann.
»Nein, Sie sind nicht wichtig. Ich bin wichtig. Ich verkaufe hier Ware, Sie stören bloß, und im Laden sind Kunden. Gehen Sie zum Teufel.«
Der Angestellte legte den Hörer auf und lächelte einer jungen Frau zu, die ein offensichtlich für ihren Luxuskörper entworfenes Givenchy-Cocktailkleid trug. Sie schwebte über das Parkett und sprach im gedämpften Ton einer ausgehaltenen Mätresse.
»Ich habe eine Nachricht für André«, säuselte sie verführerisch. »André wird sie hören wollen.«
»Ich bin verzweifelt, Mademoiselle«, sagte der Angestellte, ohne den Blick von ihrem Dekolleté wenden zu können. »Aber Nachrichten für Monsieur André werden ausschließlich vom Geschäftsführer entgegengenommen, und der ist heute schon weggegangen.«
»Was soll ich dann tun?« gurrte die Schöne.
»Nun, Sie könnten die Nachricht mir geben, Mademoiselle. Ich bin ein Vertrauter von Monsieur Rambeau, dem Geschäftsführer.«
»Es ist eine äußerst vertrauliche Mitteilung.«
»Aber ich sagte Ihnen doch gerade, ich bin ein enger Vertrauter von Monsieur Rambeau. Vielleicht würden Sie mir Ihre Nachricht lieber bei einem Aperitif in dem Café nebenan übergeben.«
»Oh nein, mein Freund beobachtet mich die ganze Zeit, und die Limousine steht draußen. Sagen Sie ihm einfach, er soll Berlin anrufen.«
»Berlin?«
»Was weiß ich denn? Ich habe Ihnen die Nachricht jedenfalls gegeben.« Die junge Frau im Givenchy-Kleid tänzelte aus dem Laden.
»Berlin?« wiederholte der Angestellte halblaut. Es war verrückt. Rambeau haßte die Deutschen. Wenn sie in den Laden kamen, behandelte er sie verächtlich und ließ sie überhöhte Preise bezahlen.
Der Deuxième-Agent verließ das Ledergeschäft und eilte zu dem wartenden Wagen, in den er schnell einstieg. »Verdammt noch mal, sie war nicht da!«
»Was redest du da? Sie ist nicht herausgekommen.«
»Das denke ich mir.«
»Wo ist sie dann?«
»Woher soll ich das wissen? Wahrscheinlich in einem Arrondissement auf der anderen Seite der Stadt.«
»Sie hat mit jemanden Kontakt aufgenommen, und dann sind die beiden durch einen anderen Ausgang weggegangen.«
»Mein Gott, bist du schlau!«
»Warum bist du so sauer?«
»Weil wir beide es besser wissen müßten Solche Geschäfte haben Lieferanteneingänge; als ich vorne reinging, hättest du nach hinten fahren und dort warten sollen.«
»Wir sind keine Hellseher - ich zumindest bin keiner.«
»Nein, Hellseher sind wir nicht, aber dumm. Wie oft haben wir so was eigentlich schon gemacht? Einer von uns folgt dem Subjekt, der andere sichert.«
»Mensch«, protestierte der
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