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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Religionen nicht. Die Gewalttätigkeiten, die im Namen irgendeines Gottes begangen worden sind, sind etwa so göttlich wie Dschingis-Khan. Aber wenn der Tod
der sprichwörtliche ewige Schlaf ist, dann bin ich es zufrieden, und Harry wohl auch.«
    »Bist du als Kind nie in die Kirche gegangen?«
    »Doch. Mutter ist eine echte Presbyterianerin aus Indiana, die vom Universitätsleben in New England verdorben worden ist und deshalb fand, daß Harry und ich bis zu unserem sechzehnten Lebensjahr regelmäßig in die Kirche gehen sollten. Ich habe bis zwölf durchgehalten, aber Harry hat schon mit zehn Schluß gemacht.«
    »Und eure Mutter hat euch das durchgehen lassen?«
    »Beth ist mit solchen Konflikten nie besonders gut zurechtgekommen.«
    »Und dein Vater?«
    »Der war schon eine besondere Nummer.« Drew lehnte sich im Sessel zurück und lächelte. »Eines Sonntags hatte Mum sich erkältet und deshalb Dad gebeten, uns zur Kirche zu bringen. Sie hatte vergessen, daß er noch nie dort gewesen war, und da hat er sich natürlich verfahren, und Harry und ich konnten ihm nicht helfen. Schließlich hielt er irgendwo und sagte: ›Geht da hinein. Ist ja alles dasselbe, also hört es euch einfach von einem anderen an.‹ Nur daß es natürlich nicht unsere Kirche war.«
    »Naja, aber irgendeine war es immerhin.«
    »Genau genommen nicht. Es war eine Synagoge.« Sie lachten beide, als das Telefon klingelte. Lennox nahm ab. »Ja?«
    »Ich bin’s, Moreau.«
    »Irgendwas Neues über Ihre Sekretärin? Ich meine, wer sie getötet haben könnte?«
    »Absolut nichts. Meine Frau ist völlig verzweifelt; sie kümmert sich um die Beerdigung. Ich werde mir nie verzeihen, daß ich sie verdächtigt habe.«
    »Schlüpfen Sie aus Ihrem Büßerhemd«, sagte Drew. »Das hilft auch nichts.«
    »Ich weiß. Glücklicherweise gibt es andere Dinge, die mich beschäftigen. Die Frau des Botschafters hat den ersten Schritt getan. Vor ungefähr einer Stunde fuhr sie mit dem Taxi zu einem teuren Lederwarengeschäft an den Champs-Élysées, schickte das Taxi weg und verschwand dann.«

    »Ein Ledergeschäft?«
    »Lederwaren für Reiter; Sättel, Stiefel - die sind ziemlich berühmt für ihre Stiefel.«
    »Ein Maßschuster?«
    »Ja, das könnte man sagen -«
    »Moment, da war eine der Sachen, die wir in den Taschen des Neonazi fanden, der versucht hat, mich zu erschießen!« fiel Lennox ihm ins Wort. »Eine Reparaturquittung auf den Namen André.«
    »Und wo ist die Quittung jetzt?«
    »Witkowski hat sie.«
    »Ich schicke jemand hin, um sie abzuholen.«
    »Sparen Sie sich die Mühe. Stanley schickt uns einen Wagen, der Karin zum Arzt bringen soll. Ich werde ihm sagen, daß er dem Marine, der als Eskorte mitkommt, die Quittung gibt. - Augenblick!« Drews Kopf ruckte plötzlich hoch, und er kniff die Augen zusammen, als ob sein Gedächtnis dann besser funktionieren würde. »Sagten Sie, Courtlands Frau sei verschwunden …?«
    »Sie ist hineingegangen und nicht mehr herausgekommen. Meine Leute denken, daß man sie weggebracht hat; sie fanden hinten am Geschäft einen Lieferanteneingang mit einem kleinen Parkplatz. Warum?«
    »Das ist vielleicht ziemlich weit hergeholt, Claude, aber dieser Nazi aus dem Bois du Boulogne hatte noch etwas bei sich. Eine Gratiseintrittskarte für einen Vergnügungspark am Stadtrand.«
    »Seltsam für einen solchen Mann -«
    »Das dachten wir auch«, unterbrach Lennox ihn erneut. »Wir wollten uns den Park ansehen, und den Schuhladen auch, als dieses Arsenal im Lagerhaus Avignon hochging. Das hat uns abgelenkt.«
    »Sie denken, daß man sie dorthin gebracht haben könnte?«
    »Wie schon gesagt, es ist ziemlich weit hergeholt, aber wir sind uns beide wohl darüber einig, daß ein Gratisticket für einen Vergnügungspark eigentlich nicht so recht in die Brieftasche eines Nazikillers paßt.«
    »Einen Versuch lohnt es auf alle Fälle«, sagte Moreau.

    »Ich rufe Witkowski an, er wird bald den Wagen für Karin schicken. Wenn er herkommt, habe ich die Quittung und die Eintrittskarte. Sie können ja unterdessen eines von Ihren Fahrzeugen bestellen und am Seiteneingang des Hotels auf mich warten.«
    »Wird gemacht. Haben Sie eine Waffe?«
    »Zwei. Ich habe Stanleys Sergeant gestern Alan Reynolds Automatik nicht gegeben. Er war so sauer darüber, daß ich das Hotel verlassen hatte, daß ich schon dachte, er würde sich Handschuhe überstreifen, mich erschießen und sagen, Reynolds habe es getan.«
    »Gar kein schlechter Gedanke. A

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