Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
Fahrer. »Wir sind schließlich auf den Champs-Élysées und nicht am Montmartre, und die Frau ist die Gattin eines Botschafters und nicht ein Killer, auf den wir Jagd machen.«
    »Ich hoffe nur, daß Moreau es auch so sieht. Er sagt nicht, warum, aber er scheint auf die Frau dieses Botschafters geradezu versessen zu sein.«
    »Ich rufe ihn besser an.«
    »Ja, mach du das bitte. Ich hab’ die Nummer vergessen.«

     
    Der Mann in dem Peugeot auf der anderen Seite des breiten Boulevards war mehr als ungeduldig. Er war zutiefst beunruhigt. Beinahe eine Stunde war verstrichen, und die Frau des Botschafters war immer noch nicht wieder aus der Boutique gekommen. Frauen waren notorisch langsam beim Einkaufen, besonders die wohlhabenden. Ihn beunruhigte, daß das Fahrzeug vom Deuxième Bureau davongejagt war. Vor etwa dreißig Minuten. Offenbar von dem zweiten Agenten veranlaßt, der zu dem Wagen gerannt war und sich dort mit seinem Kollegen besprochen hatte. Was war geschehen? Irgend etwas ganz sicher, aber was? Er war hin- und hergerissen gewesen, ob er dem Wagen des Deuxième folgen oder noch länger auf die Frau des Botschafters warten sollte. Aber dann hatte er sich an seine Befehle erinnert und sich zum Warten entschieden. »Töten Sie die Frau, sobald es irgendwie möglich ist!« Sein Kontrolloffizier in Bonn hatte den Eindruck vermittelt, einem Schlaganfall nahe zu sein; das Attentat sollte unverzüglich erfolgen. Was das bedeutete, war klar: Jede Verzögerung würde für ihn ernsthafte Konsequenzen haben.
    Einen Kopfschuß aus kurzer Distanz auf den überfüllten Champs-Élysées, ein Griff nach ihrer Handtasche - eine Trophäe, die nach Bonn geschickt würde - und anschließend zwischen den nachmittäglichen Spaziergängern verschwinden - ein Zeitaufwand von höchstens zwei oder drei Sekunden. Es würde funktionieren; es hatte vor vier Jahren in Westberlin funktioniert, als er einen Beamten des britischen MI-6 erledigt hatte, der zuviele Ausflüge jenseits der Mauer gemacht hatte.
    Der Mann im Peugeot schloß das Handschuhfach auf, nahm den kurzläufigen Revolver heraus und steckte ihn sich in die Jackentasche. Dann ließ er den Motor an, bog in die nächste Querstraße ein und wendete bei der ersten sich bietenden Gelegenheit. Er lenkte den Wagen an den Straßenrand, als ein gelber Ferrari dort einen Parkplatz freimachte; der Eingang zu dem exklusiven Ledergeschäft lag diagonal links von ihm, keine zehn Meter entfernt. Er stieg aus, und ging zu dem Schaufenster des Geschäfts und studierte die extravaganten Artikel, die dort auslagen, dabei stets das Kommen und Gehen an dem nur wenige Schritte entfernten Eingang im Auge behaltend.

    Weitere zwanzig Minuten verstrichen, und allmählich verließ den Killer die Geduld. Plötzlich musterte ihn das freundliche Gesicht eines Angestellten durchs Fenster. Der Killer zuckte liebenswürdig die Achseln und lächelte. Sekunden später kam der junge Mann heraus und sprach ihn an.
    »Ich habe bemerkt, daß Sie unsere Ware schon eine ganze Weile betrachten, Monsieur. Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«
    »Offen gestanden warte ich auf jemanden, der sich schon ziemlich verspätet hat. Wir wollten uns hier treffen.«
    »Vermutlich einer unserer Kunden. Warum kommen Sie nicht herein, draußen ist es heiß.«
    »Vielen Dank.« Der Killer folgte dem Verkäufer durch die Tür. »Ich denke, ich werde mir Ihre Stiefel ansehen.«
    »Es gibt in ganz Paris keine besseren, Monsieur. Wenn Sie Hilfe brauchen, dann rufen Sie mich bitte.«
    Der Deutsche sah sich in dem Geschäft um und wollte zuerst seinen Augen nicht trauen. Dann studierte er langsam die Frauen nacheinander; es waren insgesamt sieben, die sich entweder vor Spiegeln drehten oder auf Stühlen saßen und Reitstiefel anprobierten. Sie war nicht da!
    Deshalb war der Deuxième-Beamte zu dem Wagen gerannt! Die Frau des Botschafters war ihrer Überwachung entwischt! Wo war sie hingegangen? Wer hatte es ihr ermöglicht, ungesehen wegzugehen? Offensichtlich jemand im Laden.
    »Monsieur?« Der Killer stand vor einer Reihe auf Hochglanz polierter Stiefel und winkte den Verkäufer heran. »Einen Augenblick, bitte.«
    »Ja, gerne«, erwiderte der Angestellte mit einem Lächeln und ging auf ihn zu. »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Nicht genau, aber ich muß Ihnen eine Frage stellen. Sehen Sie, ich gehöre zum Quai d’Orsay und habe den Auftrag, eine wichtige Amerikanerin zu begleiten und sie, wenn Sie so wollen, vor den Gefahren

Weitere Kostenlose Bücher