Die Lennox-Falle - Roman
jeden Tag, Monsieur. Der kleine schwarze Chip im Zündschlüssel; ohne den Sie den Motor nicht anlassen können. Bei den teuersten Fahrzeugen gehen Sirenen los, wenn Sie es versuchen.«
»Soviel zum Thema Feldlatrine, Claude.«
»Was kann ich da sagen? Ich habe mich eben getäuscht, aber wir haben auch etwas erfahren, nicht wahr? Le Parc de Joie ist tatsächlich ein wichtiger Stützpunkt der Bruderschaft, genau wie wir angenommen haben.«
»Aber die wissen jetzt, daß er als solcher identifiziert ist.«
»Ganz und gar nicht, Drew. Für solche Notfälle haben wir in Zusammenarbeit mit der Polizei und der Sûreté unsere Vorkehrungen getroffen.«
»Welche denn?«
»Es gibt jede Woche Dutzende von Straftätern, manche Ersttäter, die im Grunde genommen anständige Menschen sind. Jean Valjean in ›Les Miserables‹ ist das perfekte Beispiel dafür.«
»Herrgott, wenn Sie bloß nicht soviel reden würden. Was soll das jetzt wieder heißen?«
»Wir haben ganze Listen solcher Straftäter, die Strafen zwischen, sagen wir, sechs Monaten und einem Jahr verbüßen. Wenn sie die Schuld für eine weitere Straftat auf sich nehmen - zum Beispiel den Versuch, in einen Vergnügungspark einzubrechen - reduziert man das Strafmaß, in manchen Fällen wird sogar die Strafregistereintragung gelöscht.«
»Soll ich mich darum kümmern?« fragte Jacques vom vorderen Sitz aus und griff nach dem Autotelefon.
»Bitte, tun Sie das.« Während der Beamte wählte und zu sprechen begann, erklärte Moreau: »Innerhalb der nächsten fünfzehn bis zwanzig Minuten wird die Polizei die Sicherheitsabteilung des Parks anrufen und sie informieren, daß man ein Fahrzeug angehalten hat, das sich mit hoher Geschwindigkeit aus der Gegend des Parks entfernte, und zwei bereits wegen Einbruchs vorbestrafte Männer festgenommen hat. Alles klar?«
»Ich denke schon. Dann fragt die Polizei, ob tatsächlich ein Einbruch stattgefunden hat, und wenn ja, was entwendet worden
ist und ob es jemanden gibt, der die Täter identifizieren könnte?«
»Exakt. Und dann werden sie natürlich hinzufügen, daß sie gerne bereit ist, sie zu dem Revier zu fahren, wo die Gefangenen festgehalten werden, und sie anschließend auch wieder zurückzubringen.«
»Eine Einladung, die unverzüglich abgelehnt wird«, fügte Lennox hinzu und nickte.
»Nicht immer, mon ami «, widersprach Moreau. »Deshalb brauchen wir unsere falschen Schuldigen. Manchmal wird die Einladung tatsächlich angenommen, weil unsere Gesprächspartner hinsichtlich ihrer eigenen Lage etwas unruhig sind. Aber sie äußern unweigerlich immer dieselbe Bitte - eine Forderung sogar.«
»Lassen Sie mich raten«, sagte Drew. »Sie gehen nur unter der Bedingung zu der Gegenüberstellung, daß zwar sie die Verdächtigen, diese aber keineswegs sie sehen dürfen.«
»Claude«, unterbrach Jacques und drehte sich auf seinem Sitz nach hinten. »Das wird Ihnen Spaß machen. Unsere Täter sind zwei schlecht bezahlte Buchhalter, die versucht haben, eine Fleischwarenkette zu berauben, die schlechtes Fleisch zu überhöhten Preisen verkauft hat.«
»Genau die richtige Prämisse: Man soll von Dieben stehlen.«
»Bedauerlicherweise haben die Diebe über Nacht ihre Sicherheitssystem geändert, und man hat unsere Buchhalter mit einer Videokamera beim Öffnen eines Safes gefilmt. Die gendarmes sind uns gerne behilflich.«
»Wann können sie übernehmen?«
»Jetzt sofort.«
»Bien. Dann setzen Sie Monsieur Lennox im Normandie und mich im Büro ab.«
»Was werden Sie in Ihrem Büro machen?« fragte Drew.
»Mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen, was heute nachmittag und heute abend abgelaufen ist und mir ein paar Berichte ansehen. Ich halte Sie auf dem laufenden. Übrigens, mon ami, Sie müssen sich um die bezaubernde Karin kümmern. Sie war beim Arzt. Ihre Wunde. Erinnern Sie sich?«
»Das hatte ich völlig vergessen!«
»Dann kann ich Ihnen nur raten, daß Sie ihr das nicht sagen.«
»Da täuschen Sie sich, Moreau. Sie würde das verstehen.«
Karin ging mit einem Hotelbademantel bekleidet vor dem großen dreiflügeligen Fenster auf und ab, als Lennox die Tür öffnete. »Mein Gott, du warst ja eine Ewigkeit weg!« rief sie und warf sich ihm in die Arme. »Dir ist doch hoffentlich nichts passiert?«
»Hey, Lady, das war ein Vergnügungspark und nicht die Schlacht von Bastogne. Natürlich ist mir nichts passiert; wir haben die ganze Zeit nicht einmal an unsere Waffen gedacht.«
»Und das hat beinahe vier
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