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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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intelligent, auf deine Art sogar brillant. Das habe ich miterlebt, habe dich beobachtet und dich dabei bewundert, wie schnell zu Entscheidungen treffen kannst und wie durchtrainiert du bist - in all diesen Punkten bist du ganz sicherlich meinem Mann und Harry überlegen. Aber du bist nun einmal nicht Freddie, und du bist auch nicht Harry, und die haben beide jeden Morgen, an dem sie aufgewacht sind, und jeden Abend, wenn sie sich nach draußen begeben haben, mit dem Gespenst des Todes gelebt. Das ist eine Welt, die du nicht kennst, Drew, eine schreckliche, grausame, komplizierte Welt, in der du nicht aufgewachsen bist - du hast sie kennengelernt, ja das schon, aber du bist kein Veteran dieses Alptraums.«

    »Komm bitte zur Sache, ich möchte telefonieren.«
    »Bitte, ich flehe dich an, du mußt alles, was du weißt, und alles, was du vermutest, den Leuten sagen, die in jener Welt zu Hause sind … Moreau, Witkowski, deinem Vorgesetzten Sorenson. Sie werden den Tod deines Bruders rächen; sie verfügen über die notwendigen Möglichkeiten dafür.«
    »Und ich nicht?«
    »Mein Gott, hinter dir ist ein ganzes Killerkommando her! Leute mit Ressourcen und Verbindungen, von denen wir nichts wissen. Sie werden mit Namen programmiert sein und über unbeschränkte Mittel verfügen, um die Träger dieser Namen zu bestechen, und es braucht schließlich nur einen, um dich zu verraten. Deshalb haben die Antineos mich angerufen. Sie sind der Meinung, daß deine Lage hoffnungslos ist, wenn du nicht verschwindest.«
    »Dann sind wir wieder bei Frage eins angelangt, nicht wahr? Warum der ganze Aufwand für Harry Lennox? Warum?«
    »Laß andere das herausfinden, Liebster. Wir beide, du und ich, sollten aus diesem schrecklichen Spiel aussteigen.«
    »Du und ich …?«
    »Du hast richtig gehört.«
    »Damit machst du mich zum glücklichsten Mann auf der Erde, aber es geht so nicht, Karin. Mag ja sein, daß ich nicht dieselbe Erfahrung wie diese anderen habe, dafür habe ich aber etwas, was ihnen fehlt. Wut und Zorn, meine ich - und im Verein mit den anderen Fähigkeiten, die ich vielleicht besitze, macht mich das zum Führer des Rudels. Es tut mir leid, es tut mir wirklich leid, aber ich sehe keinen anderen Weg.«
    »Ich appelliere an deinen Überlebensinstinkt - es geht um unser Überleben -, nicht an deinen Mut, denn dafür braucht es keinen weiteren Beweis.«
    »Mut hat damit überhaupt nichts zu tun! Ich habe nie behauptet, tapfer zu sein, ich mag Tapferkeit nicht, die führt nur zum Tod von Schwachköpfen, ich spreche von einem Mann, der mein Bruder war, einem Mann, ohne den ich vorzeitig von der High School oder mindestens dem College abgegangen wäre, einem Mann, ohne den ich jetzt ein ausgebrannter Eishockeyspieler mit kaputten Gesicht, gebrochenen Beinen und keinem müden
Dollar auf dem Konto wäre. Jean-Pierre Villier hat mir gesagt, er sei bei einem Vater, den er nie kannte, in tiefer Schuld gestanden. Ich schulde Harry noch mehr, denn ich habe ihn gekannt.«
    »Ich verstehe.« Karin sagte es ganz leise und sah Drew dann tief in die Augen. »Dann werden wir das gemeinsam durchstehen.«
    »Hey, zum Teufel, das verlange ich nicht von dir!«
    »Anders will ich es aber nicht. Ich bitte dich nur um eines, Drew. Laß nicht zu, daß deine Wut dich umbringt. Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, wenn ich den zweiten Mann, den ich je geliebt habe, genauso verliere wie den ersten.«
    »Darauf kannst du dich verlassen. Dafür steht nämlich viel zu viel auf dem Spiel. So, darf ich jetzt telefonieren? In Washington ist jetzt gerade Mittag, und ich würde Sorenson gern noch erwischen, ehe er essen geht.«
    »Du könntest ihm das Mittagessen verderben.«
    »Das werde ich sogar ganz bestimmt. Er ist mit dem, was ich tue, nicht einverstanden. Aber er hat mich trotzdem aus einem verdammt guten Grund nicht verpfiffen.«
    »Und warum?«
    »Weil er selbst genau dasselbe tun würde.«
     
    Wesley Sorenson war wütend und verärgert zugleich. Der Vizepräsident, den er persönlich von der gegen ihn erhobenen Anschuldigung unterrichtet hatte, hatte ihm eine Liste von hundertelf Senatoren und Kongreßabgeordneten beider Parteien gefaxt, die empört reagieren würden, wenn man ihren ehemaligen Kollegen als Nazi brandmarken würde, und die sich verbindlich bereit erklärten, für ihn auszusagen. Dazu kam eine weitere Liste potentieller Gegner, angefangen bei gescheiterten, aber immer noch mächtigen Fundamentalistenführern bis hin zu

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