Die Lennox-Falle - Roman
ihm?« fiel Jäger ihm ins Wort.
»Er ist noch am Leben. Er ist besser, als wir dachten.«
»Er ist nur ein Mensch, Hans. Fleisch und Blut, mit einem Herzmuskel, den man mit einer Kugel oder einem Messer anhalten kann. Ich habe zwei Einheiten Blitzkrieger nach Paris geschickt, um das zu erledigen. Sie werden nicht versagen.«
»Und die Frau, mit der er zusammenlebt?«
»Diese de Vries-Hure?« fragte der neue Führer. »Sie muß mit ihm getötet werden. Ist das alles, weshalb du mich sprechen wolltest, Hans?«
»Nein, Günter«, sagte Traupmann und stand auf und ging zwischen den Schattenpartien und dem Lichtschein der beiden Laternen auf und ab. »Ich bin hergekommen, um dir die Wahrheit zu sagen, so wie ich sie nach den Berichten meiner Gewährsleute aus meiner Sicht wahrnehme.«
»Deiner eigenen Gewährsleute?«
»Das sind keine anderen, als die deinen, das kann ich dir versichern, aber ich bin ein alter Chirurg und weiß, daß Patienten
häufig gewisse Symptome nicht wahrhaben wollen und meine Diagnosen fürchten, wenn sie aufrichtig und ehrlich sind. Mit der Zeit lernt man es, Falschheiten zu erkennen, wenn sie nur der Selbsttäuschung dienen.«
»Bitte drück dich deutlicher aus.«
»Das werde ich und ich werde das, was ich sage, mit meinen eigenen Erkundungen belegen … Gerhard Kröger ist nicht tot. Ich vermute, daß er noch am Leben ist und in der amerikanischen Botschaft gefangengehalten wird.«
»Was?« Jäger schoß in seinem Stuhl nach vorne.
»Ich habe einen unserer Leute, selbstverständlich mit amtlichen französischen Ausweispapieren, ins Intercontinental geschickt, um die überlebenden Angestellten zu verhören. Sie sprechen alle Englisch und haben übereinstimmend ausgesagt, sie hätten deutlich gehört, wie zwei der Agenten auf dem Balkon gerufen hätten, daß der ›Verrückte‹ einen Schuß ins Bein bekommen habe, aber noch am Leben sei. Sie haben ihn weggebracht und in eine Ambulanz gelegt. Ich wiederhole, er lebt.«
»Mein Gott!«
»Dann habe ich veranlaßt, daß unsere Leute die sogenannten Zeugen für das Attentat auf die amerikanische Botschaft untersuchten, bei dem der Botschafter ernsthaft verletzt wurde und das seine Frau angeblich überlebt hat. Diese Zeugen konnten die anschließenden Berichte im Fernsehen und in den Zeitungen nicht verstehen. Sie erklärten gegenüber unseren Leuten, der Oberkörper der Frau und ihr Gesicht seien blutüberströmt gewesen … ›Wie kann sie überlebt haben?‹ haben sie gefragt.«
»Dann haben unsere Leute also ihren Auftrag erfüllt. Sie ist tot.«
»Warum wird das dann vertuscht? Warum, frage ich dich?«
»Da steckt garantiert dieser gottverdammte Lennox dahinter!« rief Jäger aus. Seine eiskalten Augen funkelten haßerfüllt. »Er versucht uns zu täuschen, uns in eine Falle zu locken.«
»Du kennst ihn?«
»Selbstverständlich nicht. Aber ich kenne Männer seines Schlages. Sie sind alle von Huren verdorben.«
»Kennst du sie?«
»Du lieber Gott, nein. Aber seit der Zeit der Pharaonen haben die Huren immer die Moral der Armeen verdorben. Sie ziehen hinter den Soldaten her und saugen ihnen die Kraft aus den Gliedern, und das Ganze für ein paar Augenblicke jämmerlicher Lust! Huren!«
»Das mag ja alles ganz richtig sein, Günter, und ich will dir auch gar nicht widersprechen, aber für das, was ich sagen will, ist es irrelevant.«
»Was willst du mir denn sagen, Hans? Du sagst mir, daß die Dinge nicht so sind, wie man sie mir berichtet hat, und ich erwidere darauf, daß du vielleicht recht hast, daß unsere Feinde versuchen, uns Fallen zu stellen, so wie wir es mit ihnen auch machen. Daran ist nichts neu - nur, daß wir diejenigen sind, die siegen werden.« Jäger hielt kurz inne und stand auf. Er blickte über eine mit Blüten bedeckte, niedrige Hecke auf die beruhigenden Fluten des Flusses hinab. »Was beunruhigt dich eigentlich so?«
»Dinge, die dir vielleicht nicht bekannt sind -«
»Was beispielsweise?«
»In Paris hat man zwei Blitzkrieger lebend gefangen und sie nach Washington geflogen.«
»Das hat man mir nicht gemeldet«, sagte Jäger und seine Stimme wurde plötzlich kalt.
»Es stimmt, aber inzwischen ist es nicht mehr wichtig. Sie sind von unserem dritten Mann in der CIA in einem sicheren Haus in Virginia erschossen worden.«
»Der Mann ist ein Idiot, ein kleiner Beamter! Wir zahlen ihm zwanzigtausend Dollar im Jahr, damit er uns sagt, welche Recherchen die anderen Behörden anstellen.«
»Jetzt will er
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