Die Lennox-Falle - Roman
um die Sicherheit des neuen Führers zu garantieren. Und jener Tag würde bald kommen, dann nämlich, wenn die Bruderschaft einmal den Bundestag kontrollierte. An die Stelle der Berchtesgadener Berge würden die Fluten des Rheins treten, denn Günter Jäger zog den ständig in Bewegung befindlichen Fluß den schneebedeckten Alpen vor.
Traupmann hatte sich um eine Privataudienz für diese Nacht bemüht, weil sich draußen im Lande Dinge ereigneten, von denen Jäger möglicherweise nichts wußte. Seine Helfer waren in höchstem Maße loyal, aber keiner war gerne Überbringer beunruhigender Nachrichten. Traupmann hingegen wußte, daß er sich damit nicht in Gefahr begab, denn schließlich war er es gewesen, der den packenden Redner aus seiner über ihn aufgebrachten Kirche herausgepflückt und ihn in die vordersten Ränge der Bruderschaft geschoben hatte. Wenn es jemanden gab, der ihn wieder von seinem Sockel stoßen konnte, dann war das nur noch ein Mann - Traupmann.
Er hatte jetzt sein Boot vertäut und kletterte etwas schwerfällig auf den Steg, wo ihn ein kräftig gebauter Wachmann begrüßte, der jetzt hinter einem Baumstamm hervortrat. »Kommen Sie, Herr Doktor«, rief der Mann. »Der Führer erwartet Sie.«
»Im Haus, nehme ich an?«
»Nein, Herr Doktor. Im Garten. Bitte folgen Sie mir.«
»Im Garten? Die Gemüsebeete sind jetzt ein Garten?«
»Ich habe selbst eine Unmenge Blumen gepflanzt, und unsere Leute haben das Ufer gesäubert, und wo früher nur Unkraut und Abfälle waren, Natursteinplatten gelegt.«
»Sie haben nicht übertrieben«, sagte Traupmann, als sie sich einer kleinen Lichtung am Ufer näherten, wo an Ästen zwei Laternen hingen, deren Dochte gerade von einem weiteren Bediensteten angezündet wurden. Auf der kleinen Steinterrasse standen ein paar Gartenmöbel, drei Liegestühle und ein weißer schmiedeeiserner Tisch. Eine friedliche Zuflucht für private Meditation oder vertrauliche Zusammenkünfte. Günter Jäger, der neue Führer, saß auf einem der Stühle, und der flackernde Schein der Laternen ließ sein blondes Haar glänzen. Als er seinen alten Freund sah, stand er auf und streckte ihm beide Arme entgegen. »Schön, daß du gekommen bist, Hans. Darf ich dir irgend etwas anbieten, etwas zu trinken vielleicht?«
»Nein, vielen Dank. Ich möchte, so schnell es geht, nach Nürnberg zurück.«
»Was gibt es so Dringendes, mein Alter?«
»Was weißt du über die jüngsten Vorgänge in Paris?«
»Alles, will ich doch hoffen.«
»Gerhard Kröger?«
»Von den Amerikanern bei diesem schrecklichen Durcheinander im Hotel Intercontinental erschossen. Ich weine ihm nicht nach. Er hätte nie nach Paris reisen dürfen.«
»Er hatte das Gefühl, er müßte dort eine Mission erfüllen.«
»Was für eine Mission?«
»Harry Lennox zu töten, den CIA-Mann, der sich in das Tal eingeschlichen hatte und der von Kröger entdeckt wurde.«
»Wir werden ihn schon finden, aber das ist doch nicht wichtig«, sagte Jäger. »Das Tal existiert schließlich nicht mehr.«
»Aber du bist überzeugt, daß Gerhard Kröger tot ist.«
»So stand es in dem Bericht, den unsere Botschaft an den Nachrichtendienst in Bonn geschickt hat. In jenen Kreisen ist das allgemein bekannt, aber sie machen kein Aufhebens davon, weil sie nicht auf uns aufmerksam machen wollen.«
»Ein Bericht, der, wenn ich mich nicht irre, von der amerikanischen Botschaft ausging.«
»Vermutlich. Die wußten, daß Kröger einer von uns war - das war ja auch nicht zu übersehen. Dieses blöde Schwein hat um sich herumgeballert, weil er sich eingebildet hat, er könnte diesen Lennox töten. Aber die Amerikaner haben nichts erfahren. Er ist auf dem Weg zu ihrer Botschaft gestorben.«
»Ich verstehe«, sagte Hans Traupmann. Er machte es sich auf dem Liegestuhl bequem. »Und unser Sonnenkind, Janine Clunitz, die Frau des amerikanischen Botschafters?«
»Wir brauchen kaum unsere Spezialisten dazu, um das zu erfahren, Hans. Es stand ja in allen europäischen und amerikanischen Zeitungen und auch sonst überall und ist von Augenzeugen bestätigt. Sie ist mit knapper Not einem Attentat israelischer Extremisten entkommen, die Courtland töten wollten, als Rache für eine ›proarabische Politik‹ des State Department, wie sie es nannten. Er wurde verwundet, und Janine Clunitz hat bedauerlicherweise überlebt. Man hat mir versichert, daß sie in ein oder zwei Tagen tot sein wird.«
»Dann noch etwas, Günter, dieser Lennox -«
»Was ist mit
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